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Die Rache Der Wanderhure

Die Rache Der Wanderhure

Titel: Die Rache Der Wanderhure Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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Michel wenigstens einen letzten Gruß von ihr erhalten sollte. »Wenn Ihr vor Burg Sokolny steht, so nennt dem Krieger, der Němec genannt wird, meinen Namen und sagt ihm, ich hätte ihn bis in den Tod geliebt.«
    Als Jakub den verhassten Namen hörte, verzog sich sein Gesicht vor Wut, und er klatschte dem Gaul auf die Kruppe, ohne den Befehl dafür erhalten zu haben. Das Tier ging los, und für einen Augenblick hing Marie baumelnd am Strick. Doch da fuhr Vyszos Schwert aus der Scheide und durchtrennte das Seil mit einem Hieb. Marie fiel hart auf den Boden und blieb nach Luft ringend liegen.
    Unterdessen funkelte Vyszo seinen Untergebenen zornig an. »Tu das nie wieder ohne meinen direkten Befehl! Hast du verstanden?«
    Jakub nickte, obwohl er im Grunde gar nichts verstand – außer der Tatsache, dass sein Herr stärker an dem Weibsstück interessiert war, als er es hatte erwarten können.
    Ohne den Patrouillenführer weiter zu beachten, beugte Vyszo sich über Marie, packte sie bei den Schultern und schüttelte sie. »Nenne mir deinen Namen, damit ich ihn diesem verdammten deutschen Hund ins Gesicht schleudern kann!«
    »Ich bin Marie, Kastellanin von Hohenstein«, würgte Marie hervor. Sie hatte eben dem Tod ins Auge geblickt und begriff nicht, weshalb sie immer noch lebte.
    »Was hast du mit dem Němec zu tun?«, setzte Vyszo sein Verhör fort.
    »Ich bin seine Frau!«
    Während Vyszo sie erstaunt ansah, schüttelte Jakub energisch den Kopf. »Sie tischt uns nur Lügen auf, mein Fürst. Der Němec will am Johannistag Sokolnys Tochter zum Weib nehmen. Doch diese Hochzeitsfeier werden wir ihm verderben!«
    »Michel will heiraten? Aber …« Marie versagte die Stimme, und sie sah so entsetzt drein, dass Vyszo unsicher wurde und Jakub Schweigen gebot.
    »Es heißt, der Němec würde seine Vergangenheit nicht mehr kennen. Daher muss die Aussage dieser Frau keine Lüge sein. Welchen Antrieb hätte sie sonst, um in unser Land zu kommen, als ihren Mann zu suchen.«
    »Zum Spionieren«, warf Jakub knurrig ein.
    Unterdessen gingen Maries Gedanken ihre eigenen Wege. Zwar glaubte sie nicht, dem Tod entrinnen zu können, dennoch war sie nicht bereit, alles einfach hinzunehmen. Mit einem fordernden Blick sah sie zu Vyszo auf.
    »Ihr habt mich vorhin eine Vogelfreie und Mörderin genannt. Doch so nennt mich nur einer! Was habt Ihr mit dem verrückten Inquisitor zu schaffen? Mit Ruppertus?« Das Letzte kam unwillkürlich aus Maries Mund.
    Vyszo schüttelte verwirrt den Kopf. »Wer ist Ruppertus?«
    »Er ist der Mann, der mir alles genommen hat, was ich je geliebt habe, meinen Mann, meine Tochter, meine Heimat, meine Ehre. Seinetwegen bin ich zur Hure geworden, und als ich endlich rehabilitiert war, kam er zurück und verfolgt mich seitdem mit aller Bosheit, die ein Mensch aufbringen kann.«
    Jetzt begriff Vyszo, was den Inquisitor und diese Frau miteinander verband, von seiner Warte aus Begehren und der Wille, sie zu unterwerfen, und bei ihr ein Hass, wie er größer nicht sein konnte.
    »Ihr kennt ihn!«, fuhr Marie fort.
    Nachdenklich bejahte der Hussit. »Ja, ich kenne ihn. Er war hier und bietet mir Erfolg in der Schlacht und so geringe Verluste unter meinen Männern wie möglich. Der Preis, den er fordert, bist du, und ich bin gewillt, ihn zu bezahlen!«
    Marie erschrak zutiefst. Ihr schien der Tod ein leichteres Los zu sein, als in Ruppertus’ Gefangenschaft zu geraten. Doch welch andere Möglichkeit blieb ihr noch?
    Vyszo musterte sie scharf. »Ich bin ein Mann, der gerne alle Trümpfe in der Hand behält. Der Inquisitor ist einer davon. Doch was könntest du mir für deine Freiheit anbieten?«
    Diese Frage überraschte Marie, aber sie begriff auch, weshalb Vyszo sie stellte. Aus einem ihr unbekannten Grund misstraute er Ruppertus. Doch womit konnte sie den Fürsten auf ihre Seite ziehen? Marie sammelte ihre Gedanken und sah ihn dann mit festem Blick an.
    »Was ich dir geben kann, ist Wahrheit und Aufrichtigkeit und damit die Achtung deiner Männer. Das bekenne ich vor Gott und bei den Lehren von Jan Hus, dessen Ende in Konstanz ich miterleben musste.«
    »Ihr habt ihn sterben sehen?« Vyszo schluckte. Allein für einen ehrlichen Bericht über die letzten Stunden ihres Propheten hätte er dieser Frau das Leben und vielleicht sogar die Freiheit geschenkt. Dann aber schüttelte er den Kopf. Hier ging es nicht um Theologie, sondern um Politik. Er musste Burg Sokolny erobern, und dabei wollte der Inquisitor des Papstes ihm

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