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Die Rache Der Wanderhure

Die Rache Der Wanderhure

Titel: Die Rache Der Wanderhure Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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helfen.
    »Graf Sokolny paktiert mit dem König, und dieser liefert ihm Waffen. Also muss ich zuschlagen, bevor sie ihre Kräfte vereinigen können. Auch wenn du es vielleicht nicht begreifen willst, Frau: Es herrscht Krieg!«, stieß er mit rauher Stimme hervor.
    »Dann beendet ihn! Schließt Frieden oder wenigstens einen Waffenstillstand mit Sigismund.«
    Vyszo begann zu lachen. »So kann nur ein Weib reden. Als katholischer König kann Sigismund keinen Pakt mit mir schließen. Wie soll er das mit seinem Gewissen vereinbaren? Und selbst wenn er es täte, müsste er den Papst fürchten. Wenn dieser den Kirchenbann über ihn verhängt, ist er seine Krone schnell los, und ein anderer König beginnt diesen Krieg aufs Neue!«
    »So muss es nicht kommen«, rief Marie beschwörend. »Kennt Ihr Isabelle de Melancourt?«
    »Die Ratgeberin des Königs? Ja!«, antwortete Vyszo mit verächtlich verzogenem Mund.
    »Sie ist ein freier Geist! So wie Ihr! Auch Sigismund ist auf dem besten Weg dorthin. Schließt Frieden mit ihm. Oder wollt Ihr, dass Euer ganzes Land im Elend versinkt?«
    Unwillkürlich schüttelte Vyszo den Kopf. »Nein, das will ich nicht. Würde ich dir sonst zuhören? Doch wenn ich mich mit Sigismund einigen soll, muss er uns und unseren Glauben vorher anerkennen!«
    Irgendwie dreht sich das Gespräch im Kreis, dachte Marie bedrückt. Sie verstand den Hussiten zwar, doch so einfach, wie Fürst Vyszo sich die Sache vorstellte, ging es nicht.
    »Sigismund kann Euch nicht anerkennen, wenigstens nicht offiziell. Ihr habt selbst den Papst erwähnt. Martin V. würde sofort gegen Sigismund geifern, und es gibt genug Heuchler im Reich, die sich auf seine Seite stellen und gegen den König intrigieren würden. Trefft geheime Absprachen, sowohl mit Sigismund wie auch mit Sokolny – mit dem Ring des Königs als Pfand!«
    Da Marie noch immer gefesselt war, konnte sie das Kleinod nicht herausholen. Vyszo bemerkte ihr vergebliches Mühen und schnitt ihr kurzerhand die Fesseln durch.
    Marie rieb sich die Handgelenke, um die Durchblutung wieder in Gang zu bringen, fasste dann das Lederband, das sie um den Hals trug, und zog Sigismunds Siegelring unter ihrem Hemd hervor.
    »Hier, seht«, forderte sie Vyszo auf. »Sigismund will das Reich einen. Dafür aber muss er zum Kaiser gekrönt werden. Das kann nur der Papst tun. Doch wenn Sigismund erst Kaiser ist …« Da sie von Vyszo keine Reaktion erhielt, verstummte Marie und überlegte fieberhaft, was sie noch tun konnte, um ihn zu überzeugen.
    »Bietet Sokolny Frieden, und Ihr habt bald einen Kaiser, der Euch einen Gefallen schuldig ist. Ein Kaiser kann Euch Euren Glauben lassen. Der Papst kann es nicht – und ebenso wenig jeder andere, den der Papst als neuen König durchsetzen würde.«
    Wenn es jetzt nicht klappt, weiß ich nicht mehr, was ich noch tun soll, dachte Marie und ließ Vyszo nicht aus den Augen.
    In dessen Gesicht arbeitete es, und schließlich begann er zu lachen. »Du sprichst kluge Worte für eine, die eigentlich nur diesem Němec die Haut retten will. Doch was soll ich dem Inquisitor Janus Suppertur bestellen?«
    Marie begriff, dass er angebissen hatte, und fühlte sich so erleichtert, dass sie am liebsten hysterisch gelacht hätte. Mit Mühe zwang sie sich zur Ruhe und begnügte sich mit einem Lächeln. »Bestellt ihm gar nichts. Soll er mich doch für tot halten, wenigstens bis zu dem Augenblick, in dem ich ihm gegenüberstehe.«
    Das Aufblitzen in ihren Augen bewies Vyszo, dass dieses Zusammentreffen nicht friedlich enden würde. Wozu diese Frau in der Lage war, hatten ihm seine Männer bereits berichtet. Obwohl sie zu dritt gewesen waren, war es ihnen kaum gelungen, sie zu überwältigen. Ohne den Wirt und sein Fischernetz wäre sie ihnen wahrscheinlich sogar entkommen. In der Hinsicht war sie für den Inquisitor eine würdige Gegnerin. Außerdem hatte dieser sich mit dem Mord an dem Bischof von Prag zwar als Feind der Kirche gezeigt, ihn aber gleichzeitig einer wertvollen Geisel beraubt.
    Daher wandte er sich mit einem Grinsen an Jakub. »Du wirst die Frau zur Grenze von Sokolny bringen. Pass auf, dass ihr nichts passiert. Sie ist meine Dame in diesem Schachspiel, und wenn sie geschlagen wird, müssen meine Bauern – also unsere Soldaten – es ausbaden.«
    Sein Patrouillenführer sah aus, als müsse er eine riesige Kröte schlucken. Die Tatsache, dass es einer Frau gelungen war, ihn derart an der Nase herumzuführen, würde noch lange für Hohn

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