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Die Rache Der Wanderhure

Die Rache Der Wanderhure

Titel: Die Rache Der Wanderhure Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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der eine einzige Kriegserklärung darstellte.
    Sie schüttelte sich und wandte sich an Marat. »Wer ist diese Frau?«
    Ihr Tonfall sagte Marat, dass sie den Kampf um ihren Mann niemals aufgeben würde. Vielleicht war das sogar gut. Ihr Bild war in den Gedanken ihres Mannes, der sonst alles aus seiner Vergangenheit vergessen hatte, eingebrannt und würde ihn ewig verfolgen.
    »Es ist Janka, die Tochter des Grafen Sokolny. Sie hat gehofft, Euer Mann würde sie heiraten.«
    »Heiraten?« Marie klang böse.
    Doch Marat lachte nur leise. »Ich sagte doch, dass Michel alles vergessen hat, was vor jenem Tag, an dem er verwundet wurde, geschehen ist. Selbst seine Feinde kennt er nur, weil ich gesehen habe, wem er diese Verletzung verdankt!«
    »Ruppertus, Hettenheim, Loosen und Haidhausen!«
    Der Hass in Maries Stimme ließ Marat aufhorchen. Diese Frau konnte eine fürchterliche Feindin sein. Andererseits hätte sie mit einem schwächeren Willen niemals den Mut aufgebracht, ihren Mann in diesem vom Krieg zerrissenen Land zu suchen.
    »Ich kenne die Namen der deutschen Ritter nicht, doch wenn du sie weißt, ist es gut für deinen Michel«, sagte er.
    Marie fauchte wie eine gereizte Wildkatze. »Ruppertus ist kein Ritter, sondern ein Teufel aus der tiefsten Hölle! Loosen und Haidhausen sind tot – und die beiden anderen werden ebenfalls sterben, das schwöre ich!«
    »Erzähl mir die ganze Geschichte und nenn mir vorher deinen Namen. Ich kann dich schlecht als Michels Frau ansprechen«, schlug Marat vor.
    Über Maries Lippen huschte ein bitteres Lächeln. »Den hat er wohl ebenso vergessen wie vieles andere!« Sie blickte auf das Armband, das Michel ihr einst geschenkt hatte. Keine einzige Muschel hing mehr daran, und sie sah nur noch den schmutzig gewordenen gelben Samt. Er erinnerte sie an die Hurenbänder, die sie vor langen Jahren hatte tragen müssen. Mit einer entschlossenen Bewegung riss sie sich das Armband vom Handgelenk und warf es fort. Dann wandte sie sich wieder Marat zu.
    »Ich heiße Marie.«
    »So ist das also!«
    »Was?«
    »Während seiner Bewusstlosigkeit nach der Verletzung murmelte Michel etwas, das ich als Ari verstand. Er meinte jedoch Marie. Gibt es auch jemand, der Rudi genannt wird?«, fragte Marat.
    »Trudi, unsere Tochter!«
    »Du und Michel, ihr habt eine Tochter?«
    Damit, sagte Marat sich, war der Kampf zwischen Marie und Janka entschieden. Jetzt galt es nur noch, die Komtesse so weit zu besänftigen, dass sie ihre Niederlage hinnahm und weder sie noch Michel und Marie in dieser verworrenen Situation Schaden nahmen.
    Mit einem Lächeln reichte er der Frau den Arm. »Komm, ich bringe dich nach Sokolny.«
    »Aber was soll ich tun, wenn Michel mich nicht mehr kennt?«
    »Er wird dich erneut kennenlernen«, antwortete Marat sanft, und es klang wie ein Versprechen.

3.
    M ichel kehrte als Opfer widerstrebender Gefühle nach Sokolny zurück, während Janka wie eine Furie tobte. Sie sprang vom Pferd, ohne darauf zu warten, dass jemand sie aus dem Sattel hob, schleuderte einem herbeieilenden Knecht die Zügel entgegen und fegte wie ein Wirbelsturm in die große Halle der Burg. Dort waren ihr Vater, Ritter Roland und einige andere Vertraute gerade dabei, die neuesten Informationen zu besprechen, die die Burg in den letzten Stunden erreicht hatten.
    Außer sich vor Wut fuhr Janka dazwischen. »Sie ist eine Spionin der Deutschen. Ganz sicher!«
    Verwundert blickte ihr Vater auf. »Was ist geschehen, Kind?«
    »Die Fremde! Die der Němec gefangen hat. Sie wurde von Hussiten auf unser Land gebracht!«
    »Hussiten, sagst du?«, unterbrach Graf Sokolny sie. »Dann kann sie keine Spionin der Deutschen sein.«
    »Sie ist es!«, schrie Janka, die sich von nichts anderem überzeugen lassen wollte.
    Da er aus den Worten seiner Tochter nicht klug wurde, sah der Graf Michel an. »Könnt Ihr mir erklären, was das soll?«
    Michel atmete tief durch und berührte mit einer unbewussten Bewegung die Narbe an seinem Kopf. Seine Gedanken wirbelten, und gelegentlich glaubte er darin Fetzen zu erkennen, die von seiner Vergangenheit kündeten. Es gelang ihm jedoch nicht, diese festzuhalten oder sich an mehr zu erinnern als an das Gesicht aus seinen Träumen. Da Sokolny ihn erwartungsvoll ansah, versuchte er, dem Grafen das, was geschehen war, in aller Ruhe zu erklären.
    »Wir haben diesseits unserer Grenzen eine Frau aufgegriffen. Sie kam als Mann verkleidet.«
    »Sie behauptet, der Němec wäre ihr Ehemann und würde

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