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Die Rache Der Wanderhure

Die Rache Der Wanderhure

Titel: Die Rache Der Wanderhure Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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mächtig und skrupellos. Dennoch war seine Neugier stärker als seine Vernunft. Zudem trieb ihn die Erinnerung an die schöne Äbtissin weiter, die ihm einstmals aus Schwierigkeiten geholfen hatte. Vielleicht konnte er der Dame wenigstens indirekt seinen Dank abstatten. Eine einzige Schneeflocke vermochte eine große Lawine in Gang zu setzen, und für schwerer als eine Schneeflocke hielt er sich allemal.
    Eine Weile später hatte Nepomuk auf einmal das Gefühl, er wäre nicht mehr allein. Er erhob sich vom Kutschbock seines Wagens und blickte sich aufmerksam um. Da war nichts. Oder doch? Für einen Augenblick glaubte er zwischen den Bäumen den Schatten eines Reiters zu sehen, der in die gleiche Richtung strebte wie er selbst.
    Beunruhigt langte Nepomuk nach hinten und holte sein Kurzschwert hervor. Wenn es sich um einen Feind handelte oder einen Räuber, sollte dieser merken, dass er nicht wehrlos war. Doch die Zeit verging, ohne dass der fremde Reiter näher kam. Zwar entdeckte Nepomuk ihn immer wieder hinter sich, aber es hatte den Anschein, als wolle der andere ihm folgen, ohne sich zu zeigen. Da ein Reiter auf jeden Fall schneller war als er mit seinem Wagen, machte er sich Sorgen.
    Mittag ging vorüber, und Nepomuk verspürte Hunger. Zuerst ignorierte er das Gefühl, dann aber sagte er sich, dass er nichts gewann, wenn er wie ein verschrecktes Kaninchen auf seinem Bock saß und sein Pferd ohne Rast weitergehen ließ. Daher zügelte er die Mähre, lenkte sie auf eine freie Stelle neben der Straße und stieg ab, um ihr das Zaumzeug aus dem Maul zu nehmen. So konnte sie wenigstens Gras und Blätter fressen. Dabei schaute er sich immer wieder unauffällig nach dem fremden Reiter um. Dieser hatte sein Pferd ebenfalls angehalten und wartete hinter einem Gebüsch versteckt ab.
    Nepomuk wurde aus dem Verhalten des Mannes nicht schlau, doch mittlerweile hielt er den Fremden nicht mehr für einen Räuber. Ein solcher hätte ihn längst angegriffen. Aber was wollte der Kerl von ihm?
    Nach einer Weile stieg der Gaukler wieder auf den Wagen, holte etwas Wurst und Brot aus einem Kasten und begann zu essen. Sein Kurzschwert lag dabei so neben ihm, dass er es jeden Augenblick packen und damit zuschlagen konnte.
    Endlich setzte der Reiter sich in Bewegung. Nepomuk glaubte schon, der Unbekannte wolle in der Deckung der Bäume an ihm vorbeireiten, da lenkte der Mann sein Pferd keine zehn Schritt von ihm entfernt auf die Straße. Nun konnte der Gaukler sehen, um wen es sich handelte, und spürte, wie eine eisige Hand nach seinem Herzen griff. Es war Marat, der gnadenlose Wächter von Sokolny. Gegen diesen unheimlichen Krieger rechnete er sich keine Chance aus. Dennoch wanderte seine Hand zum Schwertgriff.
    Da schwang Marat sich aus dem Sattel, nahm seinem Pferd die Gebissstange aus dem Maul und ließ es ebenfalls grasen. Dann erst wandte er sich dem Gaukler zu.
    »Gesegnete Mahlzeit!«
    »Danke«, antwortete Nepomuk verblüfft.
    »Hast du vielleicht ein Stück Brot und Wurst für mich übrig? Ich habe vergessen, Mundvorrat mitzunehmen«, sprach Marat weiter.
    Da seine Satteltaschen prall gefüllt waren, hielt Nepomuk dies für eine Ausrede. Wie es aussah, wollte der Mann tatsächlich etwas von ihm, aber nicht im bösen Sinne.
    »Du kannst gerne mithalten!«, bot er an und öffnete erneut seinen Vorratskasten. Jetzt hätte Marat Gelegenheit gehabt, ihn anzugreifen. Doch der Steppenkrieger blieb mehrere Schritte von ihm entfernt stehen und wartete, bis er ihm ein Stück Wurst und etwas Brot reichte.
    »Ich habe sogar ein kleines Fässchen Bier dabei. Magst du einen Schluck?«
    Marat nickte lächelnd. »Aber nur einen Becher! Ich will nicht betrunken werden.«
    »Gerne!« Nach diesem Wort stieg Nepomuk nach hinten und füllte zwei Becher mit dem dünnen Bier, das er von einer böhmischen Marketenderin erhalten hatte.
    Etwas später saßen die beiden neben dem Wagen auf dem Boden und unterhielten sich wie die besten Freunde. Doch als Marat sein fettiges Messer an seinem Hosenbein abgewischt hatte, sah er Nepomuk durchdringend an.
    »Ich habe dich mit der Kastellanin von Hohenstein gesehen – und mit ihrem Mann. Was weißt du von diesen beiden und was von ihren Feinden?«
    Nepomuk sah den Steppenkrieger an, als wolle er in seinem Gesicht lesen. »Weiß ich’s, ob du es gut mit den beiden meinst?«
    »Ich habe den Ritter schwerverletzt aus der Eger gezogen und ihn gesund gepflegt. Reicht dir das?«
    »Ja, schon.« Trotz dieser Worte

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