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Die Rache Der Wanderhure

Die Rache Der Wanderhure

Titel: Die Rache Der Wanderhure Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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blieb Nepomuk misstrauisch, aber er merkte bald, dass sich Marat wirklich für das Schicksal von Michel und Marie interessierte, und erzählte ihm, was er von Marie gehört hatte.
    Marat hörte ihm aufmerksam zu, knurrte allerdings, als die Sprache darauf kam, dass Hettenheim als Händler verkleidet nach Sokolny geritten war. »Du sagst, er ist einer der Feinde des Němec? Da wundert es mich nicht, dass der Anblick meines Freundes dem Mann auf Sokolny in die Glieder gefahren ist. Leider habe ich mehr auf die Waffen geachtet als auf den Überbringer, sonst hätte ich mir den angeblichen Händler zur Brust genommen.«
    »Hettenheim selbst ist nicht der schlimmste Feind, sondern der Mann, der eigentlich tot sein müsste«, erklärte Nepomuk. »Marie nannte ihn Ruppertus. Hier nennt er sich Janus Suppertur und ist der Inquisitor des Papstes.«
    »Suppertur – Ruppertus, er hat nur die Buchstaben seines Namens umgestellt. Welch eine Anmaßung!« Marat schob sein Messer mit einer heftigen Geste in die Scheide.
    »Du sagst, Hettenheim wäre mit seinen Reitern aufgebrochen. Gewiss wird er zu diesem Ruppertus-Suppertur reiten, um ihn gegen unsere Freunde zu unterstützen. Dieser Bande stehen Marie und der Němec ganz allein gegenüber. Ich glaube, das sollten wir ändern. Komm, steig auf deinen Wagen. Wir müssen umkehren und nach Sokolny fahren. Dort bekommen wir etwas, das uns – und ganz besonders Frau Marie und dem Němec – helfen wird.«
    »Ich verstehe nicht, was du meinst!«, sagte Nepomuk verwundert.
    »Ganz einfach! Ich will Hettenheim mit seinen eigenen Waffen schlagen«, antwortete Marat lachend und schwang sich auf sein Pferd.

9.
    A uch wenn Ruppertus in Nürnberg so oft wie möglich König Sigismund aufsuchte, um diesen in seinem Sinne zu beeinflussen, fand er immer wieder Zeit, zu der kleinen Kapelle vor der Stadt zu gehen. Dort betete er inbrünstig zur Jungfrau Maria und forderte die Gottesmutter auf, ihm bei seinen Plänen beizustehen. Auch an diesem Tag kniete er wieder vor dem kleinen Altar und sah zu der Madonnenstatue auf. Dabei lächelte er trotz seiner Anspannung, denn er spürte, dass die himmlischen Mächte ihm gewogen waren.
    Schon bald würde Fürst Vyszo ihm die gefangene Marie übergeben, und dann würde diese Frau endlich sein Weib werden, oder vielmehr das Gefäß, in dem seine Kinder reifen würden. Mehr konnte und durfte sie nach ihrer unsinnigen Flucht für ihn nicht mehr sein. Bei der Vorstellung, mit welchen Mitteln er sie zwingen würde, ihm mit Seele und Leib zu gehorchen, streckte er die Hand aus und entfernte das Laub, das der Wind zu den Füßen der kleinen Madonna angehäuft hatte.
    Dann nahm er die Statue in die Hand und betrachtete sie näher. Bislang hatte er geglaubt, sie trüge Maries Gesichtszüge, doch auf einmal erschien sie ihm fremd und kalt. Mit einem wütenden Zischen packte er den Kopf, brach ihn mit einem scharfen Ruck ab und stellte die enthauptete Figur wieder an ihren Platz. Den Kopf warf er angeekelt in eine Ecke. Das Beten war ihm für den Augenblick verleidet, und er wollte die Kapelle wieder verlassen. Da vernahm er Hufgetrappel und hielt inne. Sein misstrauischer Blick verlor sich jedoch, als er Hettenheim erkannte.
    Gespannt begrüßte er seinen Handlanger. »Was ist? Habt Ihr Sokolny brennen sehen? Hat man Euch die Kastellanin übergeben?«
    Hettenheim verzog das Gesicht. »Weder noch, Euer Exzellenz!«
    Für einen Augenblick war Ruppertus verwirrt, ließ es sich jedoch nicht anmerken. »Der Tag, an dem Vyszo Sokolny angreifen wollte, ist verstrichen!«
    »Fürst Vyszo hat Sokolny nicht angegriffen«, antwortete Hettenheim und verspürte dabei eine heimliche Schadenfreude. Der Inquisitor hatte ihn oft genug wie einen Knecht behandelt und ihm Angst gemacht. Da tat es ganz gut zu wissen, dass nur Gott, nicht aber Janus Suppertur unfehlbar war.
    »Wie kann das sein? Er sagte doch …« Ruppertus verstummte mitten im Satz und packte Hettenheim an der Brust.
    Der Graf machte sich mit einer missmutigen Bewegung frei. »Was auch immer Ihr mit Fürst Vyszo ausgehandelt habt – er hat sich nicht daran gehalten. Dafür aber habe ich den Hauptmann von Hohenstein gesehen, und der war verdammt lebendig! Es muss mit dem Teufel zugegangen sein, denn ich hatte ihn zweimal gut getroffen.«
    »Michel Adler lebt?«, stieß Ruppertus mit schriller Stimme aus.
    »Ja! Und nicht nur das. Er ist auch wieder mit seiner Frau zusammen. Die beiden sind in Sigismunds Heerlager

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