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Die Rache Der Wanderhure

Die Rache Der Wanderhure

Titel: Die Rache Der Wanderhure Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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gekommen und haben die Nachricht überbracht, dass sowohl Fürst Vyszo wie auch Graf Sokolny mit dem König Frieden schließen wollen.«
    Für einige Augenblicke hatte es den Anschein, als würde der Inquisitor seine überschäumende Wut aus sich hinausschreien. Er öffnete den Mund, schloss ihn dann aber wieder und lächelte der kopflosen Madonna in der Kapelle zu.
    »Sie ist unvergleichlich unter den Weibern, nicht wahr?«, sagte er mit einem seltsamen Lächeln.
    Hettenheim begriff, dass der Inquisitor damit nicht die Jungfrau Maria, sondern Marie von Hohenstein meinte, und ihm fuhr es bei dieser Lästerung der Gottesmutter kalt über den Rücken. So, wie der Inquisitor sich benahm, konnte kein Segen auf ihm und seinen Taten ruhen.
    »Exzellenz, Eure Pläne sind gescheitert. Sobald Michel von Hohenstein und sein Weib bei Sigismund sind, sitzt Euer Kopf sehr wacklig auf Euren Schultern – und der meine auch!«
    »Ganz im Gegenteil, mein Freund! Meine Pläne gedeihen noch immer. Die Kastellanin von Hohenstein erweist sich zwar als würdige Gegnerin, doch ich bin ihr immer noch um einen Zug voraus. Wie viele Männer habt Ihr bei Euch?«
    »Nur meine Gefolgsleute, nicht das gesamte fränkische Aufgebot«, antwortete Hettenheim.
    »Eure Männer reichen aus für das, was ich vorhabe!« Ruppertus fixierte dabei die kleine Madonna und vor allem ihr Kind. Dann riss er sich von dem Anblick los und verließ die Kapelle.
    »Kommt, Hettenheim, wenn Euch immer noch nach Sigismunds Krone gelüstet. Oder muss ich mir jemand suchen, der mir aufrichtiger dient als Ihr?«
    Für Hettenheim stellten diese Worte eine Ohrfeige dar. Er wusste jedoch selbst, dass er sich auf Gedeih und Verderb mit dem Inquisitor eingelassen hatte. Ein Zurück gab es nicht mehr.

10.
    M arie und Michel trieb die Angst vor Ruppertus’ nächsten Schlichen vorwärts. Vor allem Marie traute ihm alles Schlechte zu und war daher nicht bereit, einen Abstecher nach Nürnberg zu machen, um dem König vom Erfolg ihrer Mission zu berichten.
    »Das erledigen wir später«, erklärte sie Michel, als dieser seinen Vorschlag wiederholte. »Vorher will ich zu Hause nach dem Rechten sehen. Hettenheims Reiter sind uns noch immer ein gutes Stück voraus!«
    »Sie müssen wie die Teufel geritten sein!« Michel bedauerte es, dass Maries Stute unterwegs ein Hufeisen verloren hatte und es ihnen nicht gelungen war, rasch einen Hufschmied zu finden, der es hätte ersetzen können. Dadurch hatten sie einen ganzen Tag verloren – und einen weiteren, weil sie an einer Wegkreuzung die falsche Richtung eingeschlagen hatten.
    »Wir hätten Flügel gebraucht«, sagte er, während sie weiterritten. Immer wieder sah er sich verwundert um. Der Krieg war weit hinter ihnen zurückgeblieben, und er stellte fest, dass die Bauern in dieser Gegend scheinbar unbesorgt auf den Feldern arbeiteten und die Saat für die Ernte im nächsten Jahr ausbrachten. Es war ein friedliches Bild, das nicht zu ihrer angespannten Stimmung passen wollte.
    Marie fragte in jeder Schenke, an der sie vorbeikamen, nach Hettenheims Reitern. Diese mussten förmlich geflogen sein, denn sie waren ihnen bereits vier Tage voraus. Dabei hatten Michel und sie weder sich noch ihre Reittiere geschont.
    Maries Anspannung wuchs, als sie sich schließlich Hohenstein näherten. Aus der Ferne wirkte alles wie immer. Dennoch krampfte sich ihr Herz zusammen. Wie mochte es Trudi gehen?, fragte sie sich. Zudem grauste ihr davor, Hiltrud sagen zu müssen, dass Thomas tot war. Sie kniff die Augen zusammen, um die Fahne zu erkennen, die schlaff an einer Stange oben auf dem Torturm hing. Es regnete mittlerweile in Strömen, und das machte die Sicht nicht besser. Hoffentlich kommen wir nicht zu spät, sagte sie zu sich und flehte die Gottesmutter an, ihnen beizustehen. Gleichzeitig dachte sie an Hiltruds Würzwein, der die Kälte rasch aus ihren Gliedern vertreiben würde.
    Mit einem Mal stieß sie ein Wimmern aus und zügelte ihr Pferd. »Die Fahne da oben! Es ist das Banner der Grafen Hettenheim. Der schwarze Stier! Falko von Hettenheim hat Hohenstein eingenommen.«
    Michel blickte mit zusammengekniffenen Lidern zur Burg hoch. Soweit er es erkennen konnte, war die Festung gut in Schuss gehalten worden und leicht zu verteidigen. Während er sich überlegte, wie er hineinkommen und das kleine Mädchen retten konnte, um das es Marie ging, fasste sie mit entschlossener Miene ihren Zügel fester und ritt an.
    »Trudi! Er hat meine Tochter! Ich

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