Die Rache Der Wanderhure
an ihre Kinder weitergeben durfte. Aber dazu wird es nicht kommen, sagte Hettenheim sich und dachte mit einer gewissen Zufriedenheit daran, dass dieser Wirtsschwengel nicht aus dem Krieg gegen die Hussiten zurückkehren würde. Er schüttelte diesen Gedanken ab und schnauzte Marie an: »Wo bleibt dein Mann? Wir wollen heute noch weiterreiten!«
Marie biss die Lippen zusammen, um nicht ebenso unhöflich zu antworten. Bevor sie sich ihre Worte zurechtlegen konnte, kehrte Michel zurück. Er trug nun eine Rüstung und hatte seinen Helm unter den Arm geklemmt. Während ein Knecht sein Streitross heranführte, ging er zu Thomas und klopfte ihm auf die Schulter.
»Thomas, du bleibst auf jeden Fall hier auf der Burg und beschützt Marie und Trudi. Schwöre es mir!«
Sein Freund nickte, obwohl ihm das nach wie vor nicht behagte. »Das schwöre ich, Michel! Ich werde die beiden mit meinem Leben beschützen.«
»Dann ist es gut!« Michel fasste seinen Arm und hielt ihn für einen Augenblick fest. Sie hatten schon vieles zusammen erlebt und wussten, dass sie einander bis zum Letzten vertrauen konnten.
Hettenheim sah dem Ganzen mit einem zynischen Lächeln zu und fragte: »Womit soll dieser Bauer Euer Weib verteidigen? Etwa mit seiner Mistgabel?«
Der höhnische Tonfall ärgerte Michel, aber Maries Antwort kam schneller. »Wenn es sein muss, tut Thomas auch das. Ihr solltet ihn nicht unterschätzen. Er ist gut genug, um es mit zwei von Euren Waffenknechten aufnehmen zu können.«
»Wirklich?« Hettenheim lachte ungläubig und gab einem seiner Unteroffiziere einen Wink. »Eberhard, nimm noch einen Mann – und dann soll der Kerl beweisen, ob seine Herrin recht hat. Wenn es nicht der Fall ist, wird sie mir Abbitte leisten müssen.«
Eberhard stieg aus dem Sattel und deutete auf einen zweiten Kriegsknecht, der ebenfalls absaß. Beide zogen die Schwerter und gingen lauernd auf Thomas zu. Marie begriff, dass es ihnen nicht nur darum ging, Hiltruds Mann zu besiegen. Die Kerle waren auf Blut aus! Wieso hatte sie die Situation mit ihrer Bemerkung nur so zugespitzt!
Sie blickte kurz zu Michel hin, um zu sehen, ob dieser dem ungleichen Kampf Einhalt gebieten würde. Er stand jedoch völlig ruhig da und kreuzte die Arme vor der Brust. Auf seinen Lippen spielte sogar der Anflug eines Lächelns. Da Michel nicht besorgt schien, schöpfte auch sie Hoffnung, dass dieser Zwischenfall ein gutes Ende finden würde.
Thomas musterte die beiden Waffenknechte, griff nach einer Heugabel mit Zinken aus Eisen und wich ein paar Schritte beiseite, um nicht durch die anderen Reiter behindert zu werden. Obwohl seine Gegner erfahrene Krieger waren, fürchtete er sie nicht, denn er hatte sich mit Michel regelmäßig im Kampf mit Bogen, Schwert und Speer geübt.
Die beiden Kriegsknechte nahmen ihren Gegner nicht ernst, und so ließ einer dem anderen lachend den Vortritt. Doch Thomas blockte den Schwerthieb des Mannes fast spielerisch mit den Gabelzinken ab, drehte blitzschnell das Gerät und prellte ihm die Waffe aus der Hand. Bevor ihn der zweite Gegner angreifen konnte, war er bei ihm und fegte ihn mit einem schwungvollen Hieb von den Beinen. Der Mann stürzte zu Boden und verlor seine Waffe. Sofort schlug Thomas ihm die Gabel gegen den Helm und betäubte ihn für einige Augenblicke.
Der andere Kriegsknecht wollte hinter Thomas’ Rücken sein Schwert zurückholen, doch gerade als er danach griff, schleuderte Thomas seine Heugabel wie einen Speer. Der Kriegsknecht schrie vor Schreck auf und starrte mit weit aufgerissenen Augen auf seinen Arm, der von zwei Zinken an die Erde genagelt wurde.
Sein Kamerad erhob sich taumelnd. Doch als er nach seinem Schwert griff und auf Thomas losgehen wollte, hielt Hettenheims Ruf ihn auf.
»Der Kampf ist zu Ende! Das ist wohl besser für euch, sonst besorgt der Bursche es euch noch mit dem Kehrbesen! Beim Heiland! Mit so etwas wie euch soll ich die Hussiten besiegen? Die ziehen euch das Fell ab, ohne dass ihr ihnen auch nur eine Schramme beibringen könnt. Macht, dass ihr in die Sättel kommt!«
Thomas zog die Gabel aus der Erde, damit der Soldat aufstehen konnte, und trat grinsend beiseite. »Glaubt Ihr jetzt, dass ich meine Herrin zu beschützen weiß, Herr Ritter?«, fragte er Hettenheim.
Dieser würdigte ihn keiner Antwort, sondern starrte Michel an, der eben zu Marie hintrat und den Mund öffnete, sich aber nur räusperte und sie stumm ansah.
Marie begriff, dass das, was er ihr sagen wollte, nicht für
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