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Die Rache Der Wanderhure

Die Rache Der Wanderhure

Titel: Die Rache Der Wanderhure Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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in denen gekämpft wurde, und sie vielleicht dort jemand ausfindig machen könnte, der ihr mehr über das Schicksal ihres Mannes berichten konnte. Mit diesem Vorsatz ging sie am Abend zu Bett und war am nächsten Morgen zur Abreise bereit, bevor die Sonne über dem Horizont aufgestiegen war.
    Als sie auf den Burghof trat, war Thomas bereits dabei, die Pferde zu satteln. Hiltrud half ihm, während Trudi schweigend dabeistand und ein Gesicht zog, als verstünde sie die Welt nicht mehr.
    Marie zog die Kleine an sich und streichelte sie. »Es wird alles gut werden, Trudi. Du wirst sehen, es wird alles gut.«
    Dann reichte sie ihre Tochter an Hiltrud weiter und ließ sich von Thomas aufs Pferd helfen. Während sie die Zügel in die Hand nahm, hatte sie das Gefühl, als entscheide dieser Ritt über ihr weiteres Schicksal.
    »Bis bald!« Mit einem Winken verabschiedete sie sich von Hiltrud und Trudi. Dann sah sie Thomas entschlossen an. »Reiten wir!«
    Schweigend verließen sie die Burg und folgten dem Weg hinab zur Straße. Unterwegs kamen sie an dem kleinen See vorbei und an den Holundersträuchern, die längst keine Dolden mehr trugen. Der Himmel spannte sich wie ein schweres, graues Tuch von Horizont zu Horizont, und dies veranlasste Thomas zu der Prophezeiung, dass es wohl bald tagelang regnen würde.
    Marie interessierte sich nur wenig für das Wetter, aber die düstere Stimmung um sie herum entsprach dem, was sie im Herzen fühlte.
    Mit einem Mal hielt sie ihr Pferd an und stieg ab. Sie hatte Trudis Strohpuppe entdeckt, die bei Hettenheims erstem Auftauchen verlorengegangen war. Auch wenn das Ding schmutzig war und sich bereits einzelne Strohhalme davon lösten, hob Marie sie auf, säuberte sie notdürftig und steckte sie in ihre Satteltasche. Da Michel die Puppe von eigener Hand gefertigt hatte, erschien sie ihr wie ein Omen, auch ihren Mann finden zu können.
    »Du bist nicht tot!«, flüsterte sie.
    Sie schaute auf und wünschte sich, ihr Blick würde bis nach Böhmen reichen.
    Von der Reise nach Nürnberg prägte sich kaum etwas in ihre Gedanken ein, denn sie mied den Kontakt mit anderen und sprach auch nur das Nötigste mit Thomas, der sie umsorgte und alles Unangenehme von ihr fernhielt. In den Herbergen achtete sie nicht auf andere Gäste, sondern ging früh zu Bett und brach bereits auf, wenn diese sich gerade von ihren Strohsäcken erhoben.
    Thomas hatte sie nie so still und in sich gekehrt erlebt. Für ihn schien es, als habe sie sich ganz in ihrer Trauer um Michel vergraben.
    Davon aber war Marie weit entfernt. Sie ließ die Erinnerung an das Gespräch mit Graf Hettenheim immer wieder Revue passieren und fand mehr und mehr Gründe zu der Annahme, dass Michel noch lebte. Der Alptraum, der sie zunächst so erschreckt hatte, verstärkte nun sogar ihre Hoffnung, denn sie erinnerte sich, Michel zwar verletzt, aber lebend gesehen zu haben.
    Kurz vor Nürnberg kam Marie an einer kleinen Kapelle vorbei. Für ein paar Augenblicke hielt sie ihr Pferd an und musterte die Madonnenstatue mit dem Jesuskind. Im grauen Licht des verhangenen Himmels wirkte das Abbild der Gottesmutter trist und wenig geeignet, die Gläubigen zu trösten. Heruntergebrannte Kerzenstummel vor der Statue verstärkten diesen Eindruck noch.
    Ein Windstoß wirbelte Straßenstaub und Herbstblätter auf und trieb sie vor sich her. Auch das erschien Marie wie ein Zeichen. Wieder war sie eine Getriebene des Schicksals, die ihren Weg nicht selbst bestimmen konnte. In bedrückter Stimmung spornte sie ihr Pferd an und ritt weiter. Kurz danach schälten sich die Mauern von Nürnberg aus dem Dunst. Die trübe Herbststimmung hatte auch die Stadt erfasst, und als Marie durch das Tor ritt, schauderte sie. Ihr war, als hätte sie eine Gruft betreten.

8.
    D er hohe Herr hat es ja sehr eilig, dachte Marie, als man sie kurz nach ihrem Eintreffen in jenen Saal führte, in dem Sigismund die Bittsteller aus dem Volk empfing. Es waren nicht wenige, die etwas von dem König der Deutschen wünschten. Vielen ging es um die Bezahlung von Vorräten und Kriegsmaterial, die Sigismund und dessen Hauptleute eingekauft hatten. Obwohl die Kaufleute sich ehrerbietig gaben, deuteten sie an, dass sie keine weiteren Waren auf Kredit liefern könnten.
    Sigismunds Stimmung schien dies nicht zu belasten. Er saß lässig auf seinem Thron, lächelte jedem zu und versprach allen, dafür zu sorgen, dass ihnen Gerechtigkeit widerfahren würde. Inwieweit er selbst glaubte, dies ausrichten

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