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Die Rache Der Wanderhure

Die Rache Der Wanderhure

Titel: Die Rache Der Wanderhure Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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Voller Zorn, weil Marie vor ihm geflohen war, schwor er sich, sie dafür zu bestrafen. Doch dazu musste er sie erst einmal in die Hände bekommen.
    Wutschnaubend wandte er sich an Hettenheim. »Schickt sofort Boten los und gebt Nachricht an alle Pfarreien und Klöster im Osten. Wer Marie von Hohenstein hilft, verfällt der heiligen Inquisition und ist des Todes!«
    Hettenheim nickte und befahl mehreren Reitern, diese Anweisung an die entsprechenden Stellen weiterzugeben. Danach kehrte er zu Ruppertus zurück. »Was wollt Ihr jetzt unternehmen?«
    »Da sie, wie ich sie kenne, nach Böhmen unterwegs ist, werden wir ihr folgen und sie fangen!«, antwortete der Inquisitor mit bebender Stimme.
    »Aber sie hat einen Vorsprung von mehreren Tagen«, wandte Hettenheim ein.
    »Aus dem Grund werden wir sofort aufbrechen und die Nacht hindurch reiten. Wir wechseln erst in Eichenfels die Pferde. Übrigens: Wenn die Frau umkommen sollte, könnt Ihr all Eure Träume von einer Krone begraben!«
    Das war eine Drohung, und Hettenheim begriff sie auch als solche. Mit einem Fluch befahl er, die Pferde zu satteln und aufzusteigen. Ruppertus schwang sich zugleich mit ihm in den Sattel und bestimmte das Tempo. Trudi, Hiltrud, Thomas und den verängstigten Knechten und Mägden in der Burg gönnte keiner von ihnen noch einen Blick.
    Hiltrud schlug das Kreuz, als der Trupp die Burg verlassen hatte, schob dann einen Arm unter die Schulter ihres Mannes und wollte ihn zum Palas führen. Doch Thomas schüttelte den Kopf.
    »Nein! Bring mir mein Pferd! Ich muss Marie folgen und sie warnen.«
    »Aber du bist verletzt!«, rief seine Frau erschrocken.
    »Es geht schon«, log Thomas.
    In Wahrheit fühlte er sich so zerschlagen, dass er sich am liebsten einen Gewaltrausch angetrunken hätte, um die quälenden Schmerzen nicht mehr zu spüren. Er schämte sich jedoch zu sehr, Hettenheim und seinem unheimlichen Begleiter wie ein Gimpel in die Falle gegangen zu sein. Wäre er aufmerksam gewesen, wäre ihm die Besetzung der Burg durch diese Leute nicht entgangen, und er hätte rechtzeitig fliehen können. Hohensteins Nachbarn hätten mit Sicherheit geholfen, Michels Burg von dieser Bande zu befreien.
    Da Hiltrud noch immer wie erstarrt dastand, herrschte er sie an. »Mein Pferd, schnell! Marie braucht meine Hilfe.«
    »Aber du hast Michel geschworen, auf Trudi aufzupassen!«
    Thomas stieß einen kurzen, bellenden Laut aus und stöhnte, weil dies seine geprellten und wahrscheinlich sogar gebrochenen Rippen übelnahmen. »Hast du nicht begriffen? Trudi hat mir eben das Leben gerettet! Sie ist hier auf Hohenstein sicher, aber Marie ist es nicht. Du hast gehört, was der Mann mit der Maske gesagt hat. Sie wollen jeden töten, der ihr hilft!«
    Um zu beweisen, dass er auf eigenen Beinen stehen konnte, humpelte er in die Burgkapelle und nahm Michels Schwert vom Altar. »Er wird es brauchen, wenn er noch lebt!«
    Nun begriff Hiltrud, dass sie ihren Mann nicht zurückhalten konnte, und schlurfte wie eine alte Frau zum Pferdestall. Das Pferd, mit dem ihr Mann gekommen war, stand noch gesattelt an der Raufe und versuchte trotz der hinderlichen Trense, einige Halme zu fressen.
    Es tat Hiltrud leid, das Tier wieder nach draußen zu führen. Doch die Gäule, über die die Burg jetzt noch verfügte, waren nur dazu geeignet, vor einen Pflug oder einen Wagen gespannt zu werden.
    Thomas war viel zu schlecht ausgerüstet für einen langen Ritt, aber sein Gewissen und sein Ehrgefühl ließen ihm keine Wahl. Er musste sofort aufbrechen, dabei fiel es ihm schon schwer, in den Sattel zu steigen. Und als er den Zügel des Pferdes fasste, schoss ihm der Schmerz so sengend durch den Körper, dass ihm die Tränen in die Augen traten.
    »Viel Glück«, flüsterte Hiltrud leise.
    Da trat Trudi neben sie und sah zu Thomas auf. »Du musst nicht reiten! Meine Mama und mein Papa schaffen das auch allein.«
    »Ich muss sie finden. Lebt wohl!«, antwortete Thomas und trieb sein Pferd an.
    Er wagte nicht zurückzuschauen, denn er wusste, dass er sonst nicht in der Lage gewesen wäre weiterzureiten. Doch er hatte sich die Aufgabe gestellt, Marie zu warnen und Michel, falls dieser noch lebte, sein Schwert zu bringen. Diese Verpflichtung wollte er erfüllen.

12.
    V iele Meilen von Hohenstein entfernt musterte Marat seinen Schützling zufrieden. Die Wunden des Deutschen verheilten recht gut, und der Mann war zu unruhig, um noch länger auf dem Krankenlager zu verweilen. Da seine Kleidung

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