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Die Rache Der Wanderhure

Die Rache Der Wanderhure

Titel: Die Rache Der Wanderhure Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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während des Kampfes mit den anderen deutschen Rittern gelitten hatte und man ihn seiner deutschen Tracht wegen hier auf Sokolny schief ansehen würde, hatte Marat ihm lederne Hosen, ein Leinenhemd und eine lederne Weste besorgt. Dazu hatte er Michel ein sauberes, weißes Leinentuch um den Kopf gewickelt, um die Wunde zu schützen.
    »Jetzt wollen wir sehen, ob deine Hand noch gewohnt ist, ein Schwert zu führen!«, sagte Marat und wiederholte es auf Tschechisch. In den letzten Tagen hatte er damit begonnen, seinen Gast diese Sprache zu lehren, so dass der Deutsche schon in der Lage war, einfache Sätze zu sprechen. Auch jetzt benutzte Marat das Tschechische.
    »
Poid’ sem,
komm her!«
    Er schwang sein Krummschwert und tänzelte um seinen Findling herum. Michel drehte sich um die eigene Achse, um ihn im Auge zu behalten. Trotzdem wäre es Marat beinahe gelungen, ihn zu überraschen.
    Die gebogene Klinge sauste auf Michel zu, und er brachte erst im letzten Moment das einfache Schwert hoch, das Marat ihm besorgt hatte. Dennoch gelang es ihm, den Hieb abzuwehren.
    »
Vůbec ne tak špatně,
nicht schlecht!«, lobte Marat. »Vor allem, wenn man bedenkt, dass du deine linke Schulter noch nicht belasten kannst.«
    Er griff erneut an, und wieder gelang es Michel, seinen Hieb zu parieren.
    »Du bist wirklich ein ausgezeichneter Krieger, Němec. Ich muss sagen, ich bin ganz froh, dass du nicht auf der Seite unserer Feinde kämpfst.«
    Prompt durchfuhr ein scharfer Schmerz Michels verletzte Kopfseite, und er wich aufstöhnend zurück. Aber wieder konnte er Marats nächsten Angriff abwehren. Erleichtert stieß er die Luft aus den Lungen und rieb sich mit der Linken über die Stirn. »Nach allem, was du sagst, müsste ich dein Feind sein. Ich bin, wie du mir klargemacht hast, ein Deutscher, auch weil ich wie einer spreche. Dennoch hast du mir das Leben gerettet!«
    »Ein Mann vermag sich an vielen fremden Orten heimisch zu fühlen, wenn die Geister des Windes ihn dorthin wehen. Das siehst du an mir!«
    Marat lachte leise, dachte aber gleichzeitig daran, dass viele Leute auf Sokolnys Land und in der Burg ihn seines fremdartigen Aussehens wegen fürchteten. Vor solchen Problemen würde der Deutsche nicht stehen, denn er unterschied sich nicht von den Menschen, die auf Sokolnys Land lebten. Sobald er die hier gebräuchliche Sprache gelernt hatte, würde er an diesem Ort heimisch werden können.
    Er selbst wusste nicht, ob er auf Sokolny bleiben oder weiterziehen sollte, sobald dieser Krieg vorbei war. Vielleicht kommt der Deutsche mit mir, dachte er, während er ihn erneut angriff und erfreut bemerkte, dass die Reflexe seines Gastes immer besser wurden.
    Just in dem Augenblick verspürte Michel erneut einen stechenden Schmerz, der rasch wieder verging. Gleichzeitig tauchte das Bild jener Frau in ihm auf, das ihn seit seinem Erwachen in Marats Hütte verfolgte, und er glaubte sogar, ihre Stimme zu hören.
    »… begegne ihnen mit Respekt!«, hatte sie gesagt.
    Wem oder was sollte er mit Respekt begegnen?, fragte er sich, und, was ihm noch wichtiger schien, wer war diese Frau, die so tief in seinen Gedanken verankert war und an die er sich trotzdem nicht erinnern konnte? Durch diese Fragen abgelenkt, übersah Michel die nächste Attacke Marats und keuchte erschrocken auf, als dessen Klinge nur einen Fingerbreit vor seiner Kehle innehielt.
    Marat schüttelte verärgert den Kopf. »Hast du wieder an die Frau denken müssen? Löse dich von ihrem Bild, sonst lebst du nicht mehr lange. Ein Feind hält nicht mitten im Schlag inne, wie ich es eben getan habe.«
    »Du bist der beste Kämpfer, den ich bis jetzt gesehen habe«, erklärte Michel mit ehrlicher Anerkennung und erntete dafür ein Lachen.
    »Vor allem, weil ich der Einzige bin, an den du dich erinnerst. Doch noch einmal zu dieser Frau. Wenn du im Kampf stehst, müssen deine Gedanken stets auf deine Waffe und deinen Gegner gerichtet sein. Ein Weib hat dabei nichts verloren.«
    »Vielleicht geht es vorbei, wenn die Kopfwunde ganz verheilt ist«, antwortete Michel verlegen und nahm wieder Abwehrhaltung ein.
    »Nein, wir machen Schluss! Für heute hast du genug gekämpft.« Marat ignorierte Michels enttäuschtes Schnauben und reinigte seine Klinge mit einem geölten Tuch, bevor er sie in die Scheide zurückschob.
    Zuerst sah Michel ihm zu, dann spießte er mit der Spitze seines Schwertes einen am Boden liegenden Apfel auf und nahm ihn an sich. Während er ihn kurz an seinem Ärmel

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