Die Rache Der Wanderhure
hochwürdiger Herr!«
»Ich sehe, du hast dir bereits Wein eingeschenkt. Komm, lass ihn nicht stehen. Dafür ist der Wein zu schade.«
»Leider ist er für eine Frau wie mich zu stark. Ich werde meinen Durst an der nächsten Quelle stillen.« Marie wandte sich zur Tür, daher entging ihr das stumme Auflachen ihres Gastgebers.
Dieser folgte ihr und fasste sie an den Schultern. »Du willst noch heute Nacht weiterreiten? Ruhe dich doch ein wenig aus. Im Stall steht ein Bett.«
»Der Mond scheint hell genug für einen Ritt, und mich drängt die Zeit.« Mit einer geschmeidigen Bewegung machte Marie sich frei und verließ das Pfarrhaus. Ihr entging nicht, dass der Priester ihr folgte.
Im Stall standen zwei brauchbare Pferde, von denen allerdings keines gesattelt war. Dazu gab es mehrere Käfige mit Hühnern sowie Tauben, die jetzt mit unter die Flügel gesteckten Köpfen schliefen. Da aus dem Anbau des Stalles das Grunzen eines Schweines ertönte, sagte Marie sich, dass der Priester sehr viel auf sein leibliches Wohl hielt.
Sie schob den Gedanken beiseite, konzentrierte sich darauf, ein frisches Pferd zu bekommen, und trat auf den ungeschlacht wirkenden Stallmeister zu. »Du solltest doch ein Pferd für mich satteln!«
Der Mann stierte sie an, antwortete aber nicht.
Marie wollte ihre Forderung bereits wiederholen, da mischte sich der Priester ein. »Mein Stallmeister kann dich zwar hören, aber nichts sagen, denn er ist stumm. Bevor er ein Pferd sattelt, will er wissen, ob du seinen Preis bezahlen kannst!«
Der Priester klang so höhnisch, dass Marie erwartete, er wolle sie beim Aufpreis für das Pferd über den Tisch ziehen. Da es ihr wichtiger war, rasch von hier fortzukommen, zog sie zwei Goldstücke aus ihrem Beutel und hielt sie dem Stallmeister hin.
»Ich gebe dir diese beiden Gulden für das bessere der beiden Pferde hinzu!«
Der Mann schüttelte den Kopf und reckte vier Finger in die Höhe.
»Also gut, vier Gulden!« Marie zog zwei weitere Münzen aus der Tasche, als hinter ihr das Lachen des Priesters erklang.
»Ob du jetzt vier Gulden, vierzig oder vierhundert zahlen willst – du wirst trotzdem kein Pferd erhalten.«
Marie prallte herum und funkelte ihn zornig an. »Ihr habt aber gesagt …«
»… dass ich mit meinem Stallmeister sprechen werde, doch war dies anders gemeint, als du gedacht hast. Weißt du, diese unschuldigen Tierchen hier«, der Priester zeigte auf den Taubenschlag, »schmecken nicht nur ausgezeichnet, sondern sind auch sonst sehr wertvoll. So brachte eine Taube Noah den Ölzweig, um ihm zu zeigen, dass die Sintflut vorbei war. Ich verwende Tauben, um Botschaften zu senden und zu empfangen, teils für die Armee des Königs, aber auch für die heilige Kirche und die Inquisition. Gestern kam so eine Botschaft von der heiligen Inquisition, und weißt du, was sie besagt?«
Marie sah den Pfaffen gereizt an. »Ich weiß nicht, was Ihr meint!«
Der Mann feixte über das ganze Gesicht. »Es heißt, du wirst gesucht, und zwar auf Befehl des Inquisitors Janus Suppertur. Jeder, der dir hilft, ist dem Strafgericht der heiligen Inquisition verfallen, und deren Urteil heißt Tod. Das heißt, du bist vogelfrei und damit meine Gefangene!«
»Das glaubst aber nur du!« Marie stieß den wuchtigen Stallmeister zurück, der nach ihr greifen wollte, und rannte auf das Stalltor zu.
Doch der Priester war schneller, als sein Umfang erwarten ließ, und stellte ihr ein Bein. Marie stolperte, konnte einen Sturz gerade noch vermeiden und erreichte das Stalltor. Dort holte der Stallmeister sie ein, bekam ihren Umhang zu fassen und zerrte sie zurück. In höchster Not löste Marie die Spange, um doch noch zu entkommen, doch es war zu spät.
Der Pfaffe packte sie und drückte sie trotz ihrer heftigen Gegenwehr seinem Stallmeister in die Arme. Der umklammerte sie mit der Wucht eines Schraubstocks und schleifte sie mit einem breiten Grinsen in seine Kammer.
Verzweifelt trat Marie nach ihm, doch der Kerl kicherte nur erwartungsvoll und warf sie rücklings auf den Tisch.
Sein Herr trat hinter sie und hielt ihr die Arme fest. »Mein Stallmeister ist stumm und sieht nicht gerade wie ein Adonis aus. Dadurch kommt er sogar bei den dummen Bauernweibern nur selten zum Zug. Umso mehr freut er sich jetzt, dich zu bekommen.«
Der ungeschlachte Mann nickte heftig und klemmte Maries strampelnde Beine mit seinen Oberschenkeln fest. Mit einer Hand zerrte er ihr die Röcke hoch, und mit der anderen öffnete er seinen
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