Die Rache Der Wanderhure
Kampfkünsten des Deutschen als Roland. Auch Marat hatte nicht erwartet, dass sein Schützling sich so gut schlagen würde. Dennoch machte er sich Sorgen, denn die Kraft des Deutschen würde nicht lange reichen. Am liebsten hätte er ihn angeschrien, ein Ende zu machen, doch er wollte sich nicht vor allen Leuten gegen Roland und dessen Freunde stellen. Graf Sokolny brauchte die Ritter, wenn er gegen Vyszos Hussiten und König Sigismund gleichermaßen bestehen wollte.
Im Augenblick sah es jedoch so aus, als würde der Kampf Roland mehr erschöpfen als seinen Gegner. Der Ritter keuchte und wischte sich mit der linken Hand den Schweiß von der Stirn. In seinem Innern kochte es. Er hatte sich Sokolny nicht zuletzt in der Hoffnung angeschlossen, einmal dessen Tochter heiraten zu können. Von einem lumpigen Deutschen, der nicht einmal wusste, wie sein Name lautete, zum Narren gemacht zu werden war mehr, als er ertragen konnte. Voller Wut griff er erneut an und versuchte, Michel mit raschen Schwerthieben zu ermüden und zu verletzen.
Ein paarmal gelang es Michel erst im letzten Augenblick, Rolands Klinge abzuwehren. Auch er wurde jetzt wütend, wusste aber, dass er dieses Gefühl nicht überhandnehmen lassen durfte. Marats Mahnung kam ihm wieder in den Sinn, den Kampf nicht zu lange hinauszuzögern. Da er spürte, wie seine Kraft nachzulassen begann, suchte er die Entscheidung.
Die Verbissenheit, mit der beide Gegner den Kampf führten, hatte mittlerweile die meisten Zuschauer ernüchtert. Alle fühlten, dass am Ende einer der beiden tot am Boden liegen würde. Nun bedauerte Janka es, den Streit der beiden Männer angeheizt zu haben. Sie mochte Roland, fand aber auch dessen Gegner interessant und wünschte keinem von beiden den Tod. Doch sie sah keine Möglichkeit zum Eingreifen. Vielleicht konnten Rolands Freunde die Kampfhähne trennen, dachte sie.
Da erscholl ein vielstimmiger Aufschrei.
Michel hatte Rolands Klinge mit einer kurzen Bewegung zur Seite geschlagen und nutzte die Gelegenheit zu einem schnellen Streich gegen dessen Hals. Alle sahen Roland bereits tot, doch im letzten Augenblick parierte Marat mit seinem Schwert Michels Waffe und rettete dem Ritter das Leben.
»Der Kampf ist zu Ende!«, erklärte Marat in kühlem Ton. »Der Deutsche hat gezeigt, dass er ein guter Kämpfer ist und den Titel Ritter, den ihm die junge Herrin verliehen hat, zu Recht trägt. Ihr, Ritter Roland, solltet von ihm lernen, Eure Gefühle im Kampf zu beherrschen. Ihr habt Euer Schwert geschwungen wie ein Holzknecht seine Axt. Doch im Gegensatz zu einem Baum kann ein Feind ausweichen und zurückschlagen!«
Einige lachten über diesen Vergleich, aber Rolands Miene verriet, dass er nachdenklich wurde. Einen Augenblick lang hatte er dem Tod ins Auge geblickt, und er begriff nun, dass er dieses Schicksal selbst herausgefordert hatte. Er warf sein Schwert zu Boden und wandte sich mit einem schmerzlichen Ausdruck an Marat.
»Es tut mir leid! Ich habe die Kontrolle über mich verloren und mich hinreißen lassen, unehrenhaft zu kämpfen, indem ich die Verletzung meines Gegners ausnützen wollte.« Mit hängendem Kopf wandte er sich an Michel.
»Verzeiht mir, Němec. Es ist uns eine Ehre, einen solchen Kämpfer wie Euch bei uns begrüßen zu dürfen.« Er verbeugte sich, hob sein Schwert und seine Sachen auf und ging in Richtung der Burg davon.
»Ich hoffe, er übersteht es wie ein Mann und kämpft weiterhin auf unserer Seite«, murmelte Marat, während Janka auf Michel zutrat und diesen anlächelte.
»Sokolny braucht Männer wie Euch, wenn er bestehen will, Němec’co!« Danach wandte sie sich um, winkte ihren Damen und ihren übrigen Begleitern, mit ihr zu kommen, und folgte Roland zur Burg.
Michel sah ihr nach, bis die Torburg sie seinem Blick entzog, und gab sich dabei dem sinnlichen Reiz hin, den die junge Frau ausstrahlte. Für einen Moment überlegte er, ob er sich wirklich wünschen sollte, zu erfahren, wer er einmal gewesen war, denn Janka erschien ihm ein Preis zu sein, für den ein Mann seine Vergangenheit vergessen konnte.
Mit einem zufriedenen Lächeln trat er neben Marat. »Was sagst du jetzt?«
»Dass du ein großer Narr bist! Aber was soll’s? Eigentlich sind wir das alle. Wie hat sie dich genannt? Němec’co? Warum nicht, nennen wir dich also Ritter Němec’co.«
Die widerwillige Anerkennung des Waffenmeisters tat Michel gut, ebenso die Erinnerung an den letzten Blick, den Janka ihm geschenkt hatte. »Was willst
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