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Die Rache Der Wanderhure

Die Rache Der Wanderhure

Titel: Die Rache Der Wanderhure Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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Stallmeister gebunden am Boden. Der Pfarrherr zeterte zunächst wie ein Nürnberger Marktweib, doch als er begriff, dass niemand auf seine Flüche und Drohungen reagierte, änderte er seine Taktik.
    »Euer Exzellenz, was macht Ihr denn mit mir? Ich bin doch ein treuer und wahrhaftiger Diener der heiligen Kirche und habe stets nur deren Wohl im Auge gehabt.«
    »Eher dein eigenes Wohl, so fett, wie du bist«, spottete Eberhard.
    Ruppertus gebot dem Unteroffizier zu schweigen. Mit der Zufriedenheit eines Mannes, der sein Ziel dicht vor Augen hat und nur noch eine belanglose Sache aus der Welt schaffen muss, sah er auf den Priester herab.
    »Hängt ihn an dem Baum dort vorne auf, aber möglichst hoch, und seinen Knecht eine halbe Mannslänge tiefer! Das ist die Strafe dafür, dass sie die Delinquentin haben entkommen lassen!«
    »Aber Ihr habt doch gesagt, Ihr wollt mich belohnen«, kreischte der Priester entsetzt.
    Noch immer lächelnd, nickte Ruppertus. »Dies ist dein Lohn! Schließlich schicke ich dich ungesäumt ins Himmelreich! Sag mir, was kann einem Diener Gottes Besseres widerfahren?«
    Mit einem grimmigen Lächeln sah er zu, wie Eberhard und dessen Kameraden zwei Stricke holten, diese über kräftige Äste warfen und den beiden Männern die Schlingen um den Hals legten. Zunächst wirkte der Priester wie erstarrt, als könne er nicht glauben, was ihm geschah, dann aber flehte er um Gnade.
    »Bitte, nein, Euer Exzellenz! Verschont uns! Was haben wir Euch denn getan?«
    »Ihr habt Euch an einem Weib vergriffen, das von Gott auserwählt wurde«, antwortete Ruppertus mit eisiger Stimme.
    Auf seinen Befehl hin zogen die Soldaten den Priester und seinen Stallmeister in die Höhe. Für einige Augenblicke gellte das entsetzte Schreien des Priesters durch die Nacht, bis es in einem erstickten Gurgeln verklang.
    Eberhard und seine Männer befestigten die Stricke an anderen Ästen und sahen ungerührt zu, wie die beiden Gehängten noch eine Weile zappelten und dann erschlafften.
    »Ihr Hunde werdet kein Weib mehr schänden, das nicht für euch geschaffen ist«, murmelte Ruppertus, dann drehte er sich um und stieg auf sein Pferd.
    »Vorwärts, Männer! Marie Adler ist uns höchstens zwei Stunden voraus. Bevor der Morgen graut, will ich sie eingeholt haben!« Mit diesen Worten setzte er sich an die Spitze seiner Schar.
    Da Eberhard und andere Krieger die Fackeln der Dörfler mitnahmen und damit den Weg ausleuchteten, kamen sie rasch voran. Hinter ihnen blieben zwei tote Männer und die entsetzten Einwohner des Ortes zurück, für die ihr Pfarrherr bislang eine Art Halbgott gewesen war, der nun den Tod eines gewöhnlichen Strauchdiebs gestorben war.

15.
    N achdem Marie das Dorf verlassen hatte, folgte sie der Straße Richtung Osten. Mehr als eine Stunde hielt die Empörung über den unwürdigen Pfaffen und seinen Stallmeister sie wach. Doch dann spürte sie ihre Erschöpfung doppelt stark zurückkehren und wünschte sich, einen Unterschlupf zu finden, um wenigstens ein paar Stunden schlafen zu können. Über dem Gedanken nickte sie ein und schreckte hoch, als ihr Pferd in die Knie brach. Sie konnte sich im letzten Moment im Sattel halten und starrte ihr Reittier erschrocken an.
    Das Pferd war am Ende seiner Kraft. Marie wollte es trotzdem wieder antreiben, merkte dann aber, dass das Tier auf dem linken Hinterhuf lahmte.
    »Es tut mir leid«, flüsterte sie und stieg ab. Ein paar Schritte führte sie das Pferd noch, doch es humpelte immer stärker, und es wäre eine Qual gewesen, es noch länger zum Laufen zu zwingen.
    Marie hatte gehofft, innerhalb der zehn Tage, die Sigismund ihr zugebilligt hatte, nach Böhmen zu gelangen und zumindest handfeste Informationen über das zu erhalten, was ihrem Mann wirklich zugestoßen war. Doch das Schicksal warf ihr erneut Stöcke zwischen die Beine.
    »Und wenn es noch so schlimm kommt: Ich werde Michel finden!«, stieß sie aus und wiederholte damit den Schwur, den sie jeden Tag mindestens einmal geleistet hatte. Dafür aber musste sie tiefer nach Böhmen vordringen.
    Nun ärgerte sie sich doppelt, dass es ihr nicht gelungen war, ihr Pferd im letzten Dorf gegen ein frisches auszutauschen. Warum hatte sie auch an einen geilen Pfaffen und dessen willfährigen Knecht geraten müssen! Die Bemerkung des Priesters, sie würde von der Inquisition gesucht, nahm sie nicht ernst. Das war mit Sicherheit nur eine Drohung dieses Schuftes gewesen, damit sie stillhielt und den beiden Kerlen die

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