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Die Rache Der Wanderhure

Die Rache Der Wanderhure

Titel: Die Rache Der Wanderhure Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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du, mein Freund? Es läuft doch alles bestens!«
    »Siehst du eigentlich dein Rentier mit den flammenden Haaren noch?«, fragte Marat.
    Überrascht sah Michel ihn an. »Du meinst die Frau aus meinen Träumen? Nun, ich …«
    Er brach ab, weil er nicht wusste, was er sagen sollte. Jene Frau war seine verlorene Vergangenheit, Janka hingegen stellte die Gegenwart und vielleicht auch eine Zukunft dar. Dennoch fühlte er in seinem Herzen, dass die Sache nicht so einfach lag. Auch wenn er sein früheres Leben verloren hatte, so existierte es immer noch, und er konnte jederzeit wieder damit konfrontiert werden. Ob dies erstrebenswert für ihn war, wusste er im Augenblick nicht zu sagen.

13.
    M arie hatte Nürnberg in einem Zustand hilfloser Wut und mit dem Vorsatz verlassen, es Sigismund zu zeigen. Es kränkte sie, dass der König sie wie eine Schachfigur behandelte und sie zudem für seine politischen Ränke verwenden wollte. Dabei war ihr klar, dass Isabelle de Melancourt ihn nur mit der Idee einer geheimen diplomatischen Mission hatte ködern können, ihr Aufschub zu gewähren. Die zehn Tage, die Sigismund ihr zugebilligt hatte, empfand sie jedoch als blanken Hohn. Obwohl sie rasch ritt und sich nur die nötigsten Pausen gönnte, waren bereits zwei Tage vergangen, und sie befand sich immer noch in Franken. Die Grenze zu Böhmen lag noch weit vor ihr.
    Zunächst hatten Meilensteine ihr den Weg gewiesen. Aber nun geriet sie tiefer in umkämpftes Gebiet, und hier waren die Meilensteine bei Vorstößen der Hussiten umgestürzt oder zerschlagen worden. Viele Straßen wurden nicht mehr benützt und führten sie in die Irre. Sie traf nur selten auf einen Einheimischen, den sie nach dem Weg fragen konnte. Zudem waren die Auskünfte nicht immer zuverlässig, und so musste sie auch jetzt wieder ihr Pferd anhalten, um sich zu orientieren. Mit einem ärgerlichen Fauchen dachte sie an den Schäfer, der ihr diesen Weg gewiesen hatte. Statt weiterhin ostwärts nach Böhmen hineinzuführen, bog der nun stark überwucherte Pfad in Richtung Süden ab.
    »Ich verliere zu viel Zeit«, flüsterte sie und blickte zum Himmel empor, um anhand des Sonnenstands die Himmelsrichtung zu bestimmen.
    Dann trieb sie ihr Pferd wieder an und lenkte es auf einen Weg mit alten Karrenspuren, der nach Osten führte. Schon bald geriet sie in dichteren Wald, vernahm kurze Zeit später das Geheul von Wölfen in der Ferne und tastete unwillkürlich nach ihrem Dolch. Dabei war ihr klar, dass die Waffe ihr nicht gegen die grauen Räuber helfen würde. Sie war in ein wildes Land geraten, in dem man tagelang reiten konnte, ohne auf eine Menschenseele zu treffen. Sie aber musste dringend jemand finden, der ihr den Weg zum Feldlager der königlichen Truppen weisen konnte.
    Zunächst sah es nicht so aus, als würde sie überhaupt irgendwohin gelangen, denn der Pfad endete mitten im Wald, und sie fand sich inmitten mächtiger Baumriesen wieder, die schier bis in den Himmel wuchsen. Die Sonne wurde von den ausladenden Baumkronen verdeckt, und für einige Augenblicke fühlte sie sich wie verloren. Sie wollte jedoch nicht kehrtmachen und den ganzen Weg bis zu einer anderen, ostwärts führenden Straße zurückreiten, denn für große Umwege fehlte ihr die Zeit.
    Fest entschlossen, sich durch nichts und niemand aufhalten zu lassen, ritt sie bergan. Hinter dem Bergkamm, so hoffte sie, würde sie auf eine brauchbare Straße stoßen. Hohe Farne strichen ihr um die Beine, als sie eine flachere Stelle durchquerte, und nach einer Weile wurde der Wald lichter. Zwischen den Bäumen ragten nun graue, verwittert aussehende Felsblöcke aus dem Boden und verlegten ihr den Weg. Diese Hindernisse musste sie weiträumig umgehen, und sie fürchtete, erneut die Orientierung zu verlieren.
    Doch es dauerte nicht lange, da erreichte sie den Kamm des langgestreckten Höhenzugs. An seiner Ostflanke hatte ein Sturm die Bäume niedergeworfen, und so konnte sie weit ins Land hineinschauen. Ein Rauchfaden, der von einem Schornstein stammen musste, erregte ihre Aufmerksamkeit. Die Leute, die dort wohnten, würden auf jeden Fall wissen, in welche Richtung sie weiterreiten musste.
    Da Maries Pferd nicht wie eine Katze über die wirr übereinander liegenden Baumstämme klettern konnte, blieb ihr nichts anderes übrig, als um den Windbruch herumzureiten. Dabei verlor sie erneut mehrere Stunden.
    Als sie schließlich das Dorf erreichte, zu dem der Rauchfaden sie geführt hatte, war es bereits dunkel

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