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Die Rache Der Wanderhure

Die Rache Der Wanderhure

Titel: Die Rache Der Wanderhure Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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zu Sokolnys Scharen gestoßen ist.«
    Mit diesen Worten schritt Marat weiter, blieb nach einer Weile stehen und machte seinem Begleiter das Zeichen, still zu sein.
    »Sie sind ganz in der Nähe!«, wisperte er fast unhörbar.
    »Woran erkennst du das?«, gab Michel ebenso leise zurück.
    »Die Vögel sitzen ganz aufgeregt auf den obersten Ästen der Bäume, anstatt weiter unten die Beeren von den Büschen zu picken. Das tun sie nur, wenn sie gestört werden. Es könnte zwar ein Raubtier sein, aber in diesem Fall ist es ganz offenbar ein Mensch!« Marat wies auf eine Stelle, an der für einen Augenblick zwischen den Blättern eines Busches ein Arm sichtbar wurde.
    »Du bleibst hier und schießt, sobald der Erste sich sehen lässt. Ich umgehe die Kerle und treibe sie auf dich zu.« Marat winkte ihm noch aufmunternd zu, dann verschwand er leise wie eine Schlange in den Schatten des Waldes und ließ seinen Begleiter in der Deckung eines Gebüschs zurück.
    Michel nahm seinen Bogen zur Hand und legte einen Pfeil auf die Sehne.
    Erneut tauchte der Arm des Spähers aus dem Grün auf. Der Mann ist unvorsichtig, dachte Michel. Anscheinend fühlte er sich in dieser Entfernung von Sokolnys Burg noch sicher vor fremden Blicken. Damit rief er das Verderben auf sich und seine Kameraden herab.
    Der Ruf eines Vogels ließ Michel aufmerksam werden. Obwohl er täuschend echt klang, war es Marats Signal für ihn. Gleichzeitig wurde es in dem Gebüsch, in dem er die Feinde vermutete, lebendig. Der erste Mann schlich heraus, blickte sich kurz um und winkte dann den anderen, ihm zu folgen. Sie waren zu dritt und schienen Marat, der scheinbar sorglos auf sie zukam, in die Zange nehmen zu wollen.
    Nur einer der Männer trug einen Bogen und spannte diesen. Da traf ihn Michels Pfeil. Während der Hussit niedersank, schnellten die beiden anderen herum und versuchten, zwischen den Büschen zu verschwinden. Einen Mann erwischte Michel mit seinem zweiten Schuss. Der letzte Pfeil ging jedoch fehl, und so setzte er dem überlebenden Späher nach. Aus den Augenwinkeln sah er, dass Marat seinen Bogen schussbereit hielt, den Fliehenden aber aus den Augen verloren hatte.
    »Du musst ihn erwischen, Němec!«, rief Marat seinem Begleiter zu.
    Michel wurde schneller und sah den Verfolgten schon bald vor sich. Der Fliehende kam nicht so schnell voran wie er und schlug nun Haken wie ein Hase, um ihn abzuhängen. Trotzdem gelang es Michel, den Vorsprung des Mannes Schritt für Schritt aufzuholen. Schließlich erreichte der Späher das freie Feld. Zwar verbarg sich in dem Waldstück dahinter ein hussitischer Posten, doch der war noch zu weit weg, um eingreifen zu können.
    Als der Böhme begriff, dass er nicht entkommen konnte, blieb er stehen und zog sein Schwert. Obwohl er blitzschnell angriff, konnte Michel seinem ersten Hieb ausweichen. Bevor der Mann einen zweiten Schlag führen konnte, steckte er ihm den Bogen zwischen die Beine und brachte ihn zu Fall. Dann griff er zu seinem Schwert, wartete, bis der Gegner sich aufgerichtet hatte, und hielt ihm die Klinge an den Hals.
    »Du bist mein Gefangener!« In seiner Erregung sagte er es auf Deutsch. Der andere zuckte zusammen und rollte sich dann ansatzlos weg, ohne auf die blutige Spur zu achten, die die Schwertspitze in seine Haut zog, sprang auf und begann zu schreien.
    »Sokolny ist mit den Deutschen im Bund!«
    Mit einem Fluch rannte Michel ihm nach, holte ihn ein und führte einen Schwerthieb nach dessen Bein. Der Hussit brach zusammen, zog aber im Fallen seinen Dolch und hieb damit wild um sich. Gleichzeitig schrie er weiter, dass Graf Sokolny sich mit Sigismund eingelassen habe.
    Michel blieb zuletzt nichts anderes übrig, als den Mann mit einem Schwerthieb zum Schweigen zu bringen. Wütend auf sich selbst, weil er den Mann lieber lebend gefangen hätte, kehrte er zurück und sah kurz darauf Marat vor sich.
    Dieser grinste ihn anerkennend an. »Du hast Vyszos Leuten ein schönes Schauspiel geliefert. Das hätte ich nicht besser gekonnt.«
    Michel zuckte mit den Schultern. »Lebt noch einer der anderen Kerle, so dass wir ihn befragen können?«
    »Nein! Einen hast du gleich in die Hölle geschickt. Der zweite war zu schwer verletzt, um von Nutzen zu sein, und so habe ich ihm die Kehle durchgeschnitten. Wir werden die beiden Toten holen und neben den Kerl legen, den du eben erledigt hast. Das wird Vyszos Leuten zeigen, dass mit Sokolny nicht zu spaßen ist.«
    Damit war für Marat die Sache erledigt.

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