Die Rache der Zwerge
diesen Panzer aus Granit nicht zerstört. Die Zwergin lenkte ihre Schritte hinauf zu dem Wehrgang, der nach Süden zeigte. Sie wollte sehen, wie groß der Tross aus dem heißen Wüstenland war, mit dem Königin Umilante den Diamanten sichern ließ. Als sie auf den Zinnen stand und einen Schluck aus ihrer Wasserflasche nahm, tauchte ein gerüsteter Elb neben ihr auf. »Ich grüße dich«, sagte er.
»Auch ich grüße dich.« Sie wusste, dass er dem zweihundert Mann starken Kontingent angehörte, das Älandur als Vorauskommando entsandt hatte; weitere Krieger sollten folgen.
Außer ihnen befanden sich eintausend Soldaten aus Weyurn in der Festung. Der Rest, nochmals fünfzehntausend Fußsoldaten und zweitausend Berittene, eilte unter der Führung von Prinz Mallen nach Idoslän, um die Höhlen von Toboribor zu stürmen und die Unauslöschlichen samt den Ungeheuern darin zu vernichten. Jetzt, nachdem sie sich gezeigt hatten, gab es endlich etwas, das man angreifen konnte.
»Ein schöner Tag, den Sitalia uns geschenkt hat«, sprach der Elb nach vorne, zur Mauer hinab. »Die Göttin meint es gut mit ihren Geschöpfen.« Er zog seinen Helm ab, unter dem hellblondes Haar zum Vorschein kam, das offen auf die Schultern fiel.
Balba nahm einen weiteren Schluck und setzte die Flasche ab. »Sitalia kümmert sich um die Elben, also wird sie höchstens euch einen schönen Tag gewähren. Die Menschen danken Palandiell und wir Vraccas. Dabei soll es bleiben«, sagte sie freundlich. Sie zeigte nach rechts, wo die Sonne versank. »Noch ist der Tag nicht zu Ende.« Sie betrachtete die Rüstung aus weißem Metall, die sie heute zum ersten Mal sah. Überhaupt erschienen die zweihundert Elben mit neuen Gewändern, die allesamt hell und weiß gehalten waren, sodass sie im vollen Sonnenlicht beinahe wie Spiegel blendeten. Das veränderte Auftreten erinnerte sie an etwas, ohne dass sie sich genau entsinnen konnte, woran.
»Da hast du Recht, Balba Metzhammer aus dem Clan der Steinschmeichler«, erwiderte der Elb entschuldigend. »Ich wollte dir das Lob aussprechen, das dir gebührt. Du hast vorzügliche Arbeit geleistet. Die Diamanten werden sicher sein.«
Sie nickte und schenkte ihm ein vorsichtiges Lächeln. »Möchtest du?«, fragte sie ihn und hielt ihm anbietend die Trinkflasche entgegen.
Der Elb streckte die gepanzerten Finger aus und nahm sie entgegen. »Vielen Dank.« Er roch zuerst daran, um sich zu vergewissern, was er trinken würde, dann hob er die Öffnung an die Lippen -und verharrte. »Bei Sitalia«, raunte er und deutete nach Süden. »Siehst du, was ich sehe?«
Balba blickte in die angegebene Richtung.
Der Tross mit dem Stein war zwischen zwei Hügeln zum Vorschein gekommen und hatte einen Wald passiert, wo er das Opfer eines Überfalls wurde. Die Zwergin sah, wie zwischen den kleinen Gestalten der Soldaten ein riesiges schwarzes Monstrum umherlief, das eine sensenartige Waffe schwang; gelegentlich schössen grüne Blitze von ihm weg, und wo sie trafen, verdampften die Menschen an Ort und Stelle.
»Die Unauslöschlichen haben uns getäuscht! Sie sind nicht in Toboribor. Sie haben ihre Ausgeburten zu uns gesandt, um die Steine zu rauben, ehe sie in Sicherheit gebracht werden können.« Der Elb ließ die Flasche fallen, rannte die Treppe hinab und stülpte sich den Helm über. Er rief Worte in einer Sprache, die Balba nicht verstand. Die elbische Truppe stieg eilends auf die weißen Pferde und donnerte zum Südtor hinaus, um Umilantes Soldaten beizustehen. Eine Hand voll ihrer Meldereiter stob in die anderen Richtungen davon, um die weiter entfernt befindlichen Reisegruppen der Zwerge und Menschen zu warnen.
Der Befehlshaber der Festung ließ hinter ihnen die Tore schließen und rief alle Soldaten zu den Waffen. »Ich sagte doch, dass der Tag noch nicht zu Ende ist.« Mit einem Mal stand Balba vor einem Gefecht. Sie konnte leidlich mit einer Keule umgehen, betrachtete sich jedoch nicht als herausragende Kämpferin. Jetzt nutzte sie die Aufregung, um den Wehrgang zu verlassen und ihre Arbeiter im abnehmenden Licht des Tages zu schnellerem Tun anzutreiben.
Unerwartet entstand Aufregung an der Ostseite der Festung, aber Balba blieb an ihrer Baustelle, bis die Menschen die Aufgabe zu ihrer vollen Zufriedenheit erfüllt hatten. Jeder Makel würde später auf sie und damit auf ihre Familie und ihren Clan zurückfallen. Erst danach eilte sie den Wehrgang hinauf, den Schild in der Linken haltend.
Eine Staubwolke hielt auf das Osttor
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