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Die Rache des Bombenlegers

Die Rache des Bombenlegers

Titel: Die Rache des Bombenlegers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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Katastrophenschutz
anrücken.
    Mancher Schüler wurde ungeduldig.
Bemerkungen schwirrten, denen es an Ehrfurcht mangelte.
    „Wann geht’s denn nun los?“ — „Erst
anheizen und dann die Show abblasen!“ — „Ich will mein Geld zurückhaben.“ — „Nicht
mal Sitzplätze fürs Feuerwerk.“ — Ein Chaote (politischer Umstürzler, der
die Auflösung aller Ordnungen anstrebt) aus der 5. Klasse rief mit piepsiger
Stimme: „Es leben die Bombenleger! Hoch! Hoch!...“
    Zum dritten Hoch! kam es nicht mehr.
Ein Lehrer, der hinter ihm stand, versetzte ihm eine schallende Ohrfeige.
    „Ich höre was, das du nicht siehst“,
sagte Tarzan zu Gaby und meinte das Sirenengeheul, das sich zwar nicht mit
Windeseile, aber mindestens mit Tempo 80 und vierräderig näherte.
    Und dann brausten sie durchs Tor:
Polizeiwagen, drei gleich, gefolgt von Fahrzeugen der Feuerwehr. Dann kam das
Rote Kreuz-Auto und der Wagen vom Technischen Hilfswerk.
    „Kolossaler Aufwand“, staunte Klößchen.
„Da kann man nur hoffen, es ist auch wirklich ‘ne Bombe da.“
    Aber diese Beinahe-Verwünschung nahm er
sofort wieder zurück, als er sah, daß Kommissar Glockner aus dem ersten
Polizeifahrzeug ausstieg.
    Der Direktor und Dr. Speckeisen, sein
Stellvertreter, eilten schon zurück, todesmutig. Gabys Vater sprach mit ihnen.
Dazu gesellten sich der Chef der Feuerwehr und der Leiter der
Katastrophendienstler. Es wurde ein sehr knappes Gespräch. Dann schwärmten
Männer in Schutzanzügen, ausgerüstet mit geigerzähler-ähnlichen Geräten, zu den
Gebäuden aus. Wie mochte ihnen zu Mute sein, als sie dort eindrangen, wo die
Bombe doch jeden Moment explodieren konnte?
    Tarzan sah auf die Uhr. Die Zeit war
überschritten — sogar schon um mehrere Minuten, wenn er ausging von der vagen
Angabe des Direx in weniger als einer halben Stunde.
    „Jetzt wird nach der Bombe gesucht“,
erklärte Klößchen.
    „Was du nicht sagst!“ Gaby ließ keinen
Blick von ihrem Papi, verkniff es sich aber, ihm zu winken. „Ich dachte, die
Katastrophenschützer schreiben unsere Mathe-Arbeit.“
    „Wenn ich dein Vater wäre“, meinte
Klößchen, „würde ich mich nicht so dicht ans Hauptgebäude stellen.“
    „Herr Glockner wird die Sache bestimmt
richtig einschätzen“, sagte Tarzan. Liebend gern hätte er jetzt mit ihm
geredet. Aber außer den Herren Freund und Speckeisen wurde niemand in der
Gefahrenzone geduldet.
    Die Zeit verging. Nichts Sensationelles
passierte. Unter den Schülern breitete sich Gleichgültigkeit aus. Man ging
umher und langweilte sich. Eine volle Stunde war um. Keine Explosion. Auch kein
Bombenfund. Drei Gebäude waren bereits ,entseucht’. Assessor Klostermann hatte
interessierten Kunstkennern seine Gemälde gezeigt, wobei ihm eins — das
Schlittschuhläufer auf einem Dorfteich zeigte — beinahe in die zertrampelte
Pampe des Sportplatzes gefallen wäre.
    Dr. Speckeisen kam herüber und
verkündete, alle internen Schüler hätten jetzt die Möglichkeit, sich in die
Turnhalle zu begeben, um nicht im Freien ausharren zu müssen. Die Externen
könnten heim fahren — sollten aber die noch nicht ,entbombten’ Gebäude im
Abstand von 100 Metern umgehen.
    Klößchen sagte: „Das ist das erste und
einzige Mal, daß ich freiwillig in die Turnhalle gehe. Will mich mal beeilen,
damit ich wenigstens einen Sitzplatz auf einem Kasten erwische. Du wirst
sicherlich trainieren, Tarzan.“
    „Ich begleite Gaby. Das Mittagessen
findet sowieso nicht statt. Hoffentlich flippst du nicht aus.“
    „Wie könnte ich! Habe ich doch 27
Tafeln im Adlernest.“
    Er stiefelte zur Turnhalle, wohin sich
jetzt die meisten Internatsschüler trollten.
    Tarzan ging mit Gaby und Karl zum
Drahtesel-Parkplatz, wo die beiden ihre Räder hatten. Der Fahrradkeller des
Internats — ein Anbau ans sogenannte Gelbe Haus — war zwar noch nicht abgesucht
worden. Aber Tarzan hätte jede Wette riskiert, daß auch dort keine Bombe war.
    Er holte sein Rennrad. Gemütlich
radelten die drei dann über die Zubringerstraße zur Stadt.
    „Also doch falscher Alarm“, sagte Karl.
„Hattest recht mit deiner Vermutung, Tarzan: Da war ein Witzbold am Werk.“
    „Diese Art Witze kosten aber die
Allgemeinheit viel Geld. Auf die leichte Schulter kann man solche Hinweise
nicht nehmen. Also rückt großes Aufgebot an, wie wir’s gesehen haben. So ein
Bombendroher verursacht unnötige Kosten.“
    „Und mit den Bombenlegern hat er
wahrscheinlich gar nichts zu tun“, mutmaßte

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