Die Rache des Bombenlegers
Zahlen wird er! Und wenn ihm das Herz blutet.“
Heye nickte. Mit dem Rand seines leeren
Glases klopfte er gegen die Oberzähne.
„Wißt ihr, wer jetzt die Edelsteine
hat? Eine gewisse Elly!“
„Immer — Deine Elly“, sagte Siggi. „So
stand’s auf dem Foto. Seine geschiedene Frau, wie?“
„Genau.“ Heye überlegte, wobei sowas
wie ein Leuchten über sein Boxergesicht huschte. „Freunde, wir werden zwar bald
in Geld schwimmen — aber um die schönen Edelsteine täte es mir in der Seele
leid. Wenn wir die sausen lassen, meine ich. Ich finde, man soll nehmen, was
man kriegen kann. Das ist ein ehrenwerter Grundsatz — besonders in unserer
Branche ( Geschäftszweig ) — und ein lobenswerter Charakterzug. Die
Edelsteine, Freunde, können wir kriegen!“
„Du meinst“, fragte der blonde Siggi, „der
Schlüssel aus seinem Nachttisch gehört zu ihrem Foto... äh... will sagen: zu
ihrer Wohnung?“
„Garantiert. Sowas passt zu Adolf. Er
hat immer die Zahnbürste neben die Zahncreme gelegt und niemals den Kamm auf
die Butter. War immer schon so ordentlich, daß es mir auf den Geist ging. Ich
wette, der Schlüssel gehört zum Foto, das Foto zu seiner geschiedenen Frau und
den Schlüssel hat er behalten oder sich besorgt, um sie jederzeit — auch gegen
ihren Willen — besuchen zu können. Elly Burkert! Vielleicht heißt sie noch so.
Dann kriegen wir schnell raus, wo sie wohnt. Wenn sie ihren Mädchennamen wieder
angenommen hat, können wir die Sache vergessen — den weiß ich nämlich nicht.
Siggi, bring mal das Telefonbuch!“
Siggi gehorchte.
Heye blätterte. Triumphierend tippte er
auf eine Eintragung unter B.
„Elly Burkert, Klavierlehrerin. Das ist
sie. Hier haben wir die Adresse.“ Er sah auf die Uhr. „Ziemlich spät für die
Mittagsräuber. Wird ja bald Abend. Aber warum nicht mal was Neues? Damit können
wir die Polypen verblüffen.“
„Was denn?“ fragte Fischauge. „Sofort?“
„Wann denn sonst! Willst du warten, bis
Burkert merkt, daß der Schlüssel fehlt, und seine Ehemalige warnt?“
Siggi lächelte. Endlich hatte auch
Katzdobler mal einen Rüffel gekriegt.
12. Ein Papagei führt auf die Spur
Vor dem Garderobenspiegel kämmte Gaby
sich den Pony. Dann zog sie ihre blaue Steppjacke an.
Karl stand dabei und polierte seine
Brille. Sein Blick war verinnerlicht.
Er wühlt mal wieder in seinem Computer-Gehirn,
dachte Gaby. So sieht er jedenfalls aus, wenn er gleich was Kluges von sich
gibt. Hoffentlich fasst er sich kurz!
Sie waren im Begriff, die Glocknersche
Wohnung zu verlassen.
Zur Zoo-Handlung in der Goethe-Straße
wollten sie, um dort nach einem Lorchen, das Küßchen gibt, und seinem Besitzer
zu fragen.
„Psittacidae“, sagte Karl und setzte
seine Brille auf.
„Wie bitte?“
„Das ist lateinisch und heißt:
Papageienvögel“, erklärte er. „Sie sind bemerkenswert, die bunten Clowns, und
in der südlichen gemäßigten Klimazone und in den Tropen verbreitet wie bei uns
Spatzen. Wußtest du, daß ihr buntes Gefieder Tarnung ist? Damit fallen sie in
der Farbenpracht des Urwaldes nicht auf. Das hilft ihnen, ihren natürlichen
Feinden zu entkommen: den Adlern, Falken, Krähenvögeln und Schlangen. Übrigens
haben Papageien weniger Federn als andere Vögel, aber härtere. Zwei ihrer Zehen
greifen vorwärts, zwei rückwärts — auch das unterscheidet sie von dem anderen
Federvieh. Es gibt ungefähr 320 Arten. Kakadus, Zwergpapageien, Loris und
Sittiche, Aras und Liebesvögel — um nur einige zu nennen.“
„Du bist also auch Ornithologe (Vogelkundler )“,
stellte Gaby mit einem Lächeln fest.
„Hab mich mal für Papageien
interessiert. Und einiges ist hängen geblieben.“ Er tippte an seinen Schädel,
der das bekannte Viersteinsche Computer-Gedächtnis enthielt.
„Toll. Aber jetzt müssen wir gehen,
Karl.“
Doch so schnell ließ er sich nicht
bremsen.
„Es gibt Beweise dafür, Pfote, daß die
Papageien Urwelttiere sind. Stell dir das vor. Es gab sie bereits vor 38 (!)
Millionen Jahren. Und sie haben bis heute überlebt, diese tollen Viecher, von
denen die kleinsten nur acht Zentimeter groß sind.“
„Und die größten?“
„Die werden einen Meter hoch. Sie
können sich fabelhaft anpassen. In Gefangenschaft fressen sie alles, was auch
uns schmeckt. Nur Rhabarber vertragen sie nicht. Das ist kein Witz. Daß sie bis
heute überlebt haben, liegt vielleicht auch an der rührenden Liebe, mit der sie
sich um ihren Nachwuchs kümmern. Wobei die
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