Die Rache des Bombenlegers
größeren Arten immer nur einen Nestling
haben. Kakadus können bis zu 80 Jahren alt werden. Papageien sind gesellig wie
kein anderes Lebewesen. Nur im riesigen Schwarm fühlen sie sich sicher. Sie
sind auch sehr zärtlich und aufmerksam untereinander — und lebenslang monogam (in
Einehe lebend). Bei den afrikanischen Liebesvögeln, einer Papageienart, ist
es so: Wenn sie ihren Partner verlieren, sterben sie. Sozusagen an gebrochenem
Herzen.“
„Das ist ja erschütternd“, rief Gaby. „Da
hat also der Liebesvogel mehr Gemüt als die Mehrzahl der Menschen.“
„Das haben die Haie auch.“ Karl grinste
über seine böse Bemerkung, die natürlich nicht ernst gemeint war, und fuhr
fort: „Außerdem lernen sie sprechen, die Buntgefiederten. Das heißt, sie
wiederholen mit verständlichen Lauten menschliches Gespräch. Zwar wissen sie
nicht, worüber sie reden. Aber das kommt ja nicht nur bei Papageien vor. Am
besten lernen der afrikanische Graue, der mexikanische Doppelgelbkopf, der
Gelbnackige und der Blaurüstige Amazonas-Papagei. Und der Panama. Ihr
Nachplappern klingt zwar schrill und krächzend, ist aber verständlich. Diese
Fähigkeit hat ihnen die Natur mitgegeben, denn die Papageiensprache in Freiheit
ist enorm wortreich, wenn man so sagen kann. In der Gefangenschaft bleibt ihnen
gar nichts anderes übrig, als unsere Laute nachzuahmen. Dann fühlen sie sich
selber wie Menschen und sind einigermaßen froh. Zu ihrem Glück gehört auch, daß
sie häufig gekrault werden — an Hinterkopf und Nacken. Das halten sie
stundenlang aus.“
Gaby überlegte, wie lange sie es
aushalten würde, kam jedoch zu keinem Ergebnis und schob den Gedanken mit
leichtem Erröten beiseite.
„War sehr interessant, Karl. Aber jetzt
komm endlich.“
Er hätte zwar noch mehr aus seinem
Computer-Gedächtnis herausfischen können, fügte sich aber.
Sie verließen die Wohnung, gingen
hinunter, holten die Räder vom Hof und fuhren zur Goethe-Straße.
Für die Zoo-Handlung hatten sie sich
eine Strategie ( Kriegslist , Plan ) zurecht gelegt. Denn worum es
wirklich ging, brauchte vorläufig niemand zu wissen.
Es war kühl geworden, als sie ihr Ziel
erreichten. Frühe Dämmerung sank aus dunstigen Wolken und die Tiere in dem
Geschäft richteten sich bereits für die Nacht ein.
Im Schaufenster hatte man winzige Boxen
abgeteilt, wo junge Hunde — wie Wollknäuel aneinander gedrängt — schliefen. Nebenan
streckten sich Kätzchen. Ein Dutzend verschiedener Papageien hockte auf
Stangen, legte die Köpfe schief und beobachtete aufmerksam, was sich auf der
Straße tat. In kleinen Käfigen mümmelten Hasen, Meerschweinchen und
Goldhamster. In Aquarien zogen Zierfische lautlos ihre Bahn.
Gaby und Karl traten ein. Es war kein
Kunde da.
Hinter dem Tresen packte eine rundliche
Frau Vogelfutter kiloweise in Plastiktüten ab. Sie wirkte freundlich und
erwiderte den Gruß der beiden.
„Wir hätten gern eine Auskunft“, sagte
Gaby. „Vielleicht können Sie uns helfen. Wir suchen einen jungen Mann, der uns
seinen Papagei verkaufen will. Er gab uns einen Zettel mit Namen und Anschrift.
Leider haben wir den verloren. Wir dachten uns, daß Sie ihn vielleicht kennen.
Könnte doch sein, er hat den Papagei hier gekauft. Der spricht nämlich. Zum
Beispiel sagt er: Ich heiße Lorchen und gebe Küßchen. Der Mann...“
„Ach, das Lorchen?“ lächelte die Frau. „Ein
wunderschöner Ara ist das. Ihr meint sicherlich Herrn Gartz?“
Gaby senkte die Lider, blies gegen
ihren Pony und lächelte mit leichter Verlegenheit. „Ja, ich glaube, so war der
Name. Das heißt... Heh, Karl! Entsinnst du dich? Auch nicht. Wissen Sie“,
wandte sie sich wieder an die Frau. „Weil alles auf dem Zettel stand, haben wir
auf den Namen nicht weiter geachtet. Aber wir können den Mann beschreiben.
Etwas komisch sieht er ja aus.“
Sie wiederholte die Beschreibung, die
sie vorhin von Tarzan am Telefon gehört hatte.
„Das ist er“, nickte die Frau. „Richard
Gartz. Das Lorchen hat er vor einem halben Jahr gekauft. Komisch! Wußte gar
nicht, daß er ihn weggeben will. Hat gestern noch Futter geholt.“
„Ob aus dem Geschäft was wird, ist
nicht sicher“, sagte Karl. „Falls aber doch, wissen wir jedenfalls, wo wir für
Lorchen Verpflegung herkriegen. Ist Ihnen zufällig die Adresse bekannt?“
Die Frau wußte nur die Straße, nicht
die Hausnummer. Es handelte sich um eine Siedlung — nicht weit von der Gegend,
wo Elly Burkert ihr Häuschen hatte.
Die Kinder
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