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Die Rache des Bombenlegers

Die Rache des Bombenlegers

Titel: Die Rache des Bombenlegers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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schrie er auf.
    „Das habe ich mit Papageien gemeinsam“,
Gaby lachte. „Ich kann zwicken.“
    „Und sowas will gestreichelt werden.“
Er schüttelte den Kopf.
    „Fängst du schon wieder an? Soll ich
nochmal?“
    Aber das unterblieb. Denn ein
Straßenschild verkündete, daß hier die Delphin-Straße beginne. Sie gehörte zu
einem bescheidenen Wohnviertel mit Reihenhäusern, von denen sich nur sagen ließ,
daß sie aus vier Wänden und einem Dach bestanden. Mehr hatte sich der Architekt
nicht einfallen lassen — vor Jahrzehnten, als die Wohnwagen erbaut wurden.
    Unter einer dunklen Laterne — sie gab
kein Licht — lehnte ein halbwüchsiges Pärchen, eng umschlungen, als müßten die
beiden sich gegenseitig wärmen. Tarzan störte das Geschmuse, indem er neben
ihnen bremste.
    „Hallo, könnt ihr uns sagen, wo hier
ein gewisser Richard Gartz wohnt?“
    „Numero 22, rechte Seite“, sagte der
Junge durch den Mundwinkel, ohne den Rest seiner Lippen von denen des Mädchens
zu lösen.
    „Danke!“
    Tarzan fuhr weiter, seine Freunde im
Windschatten.
    Gaby kicherte.
    „Muß Liebe schön sein!“ meinte sie. „Auch
wenn’s plötzlich gewittert — die würden sich nicht stören lassen.“
    „Oder wenn plötzlich die Laterne brennt“,
gluckste Klößchen.
    Nr. 22, wonach Tarzan scharfäugig
spähte, war ein Eckhaus mit kahlen Fliederbüschen vor den Fenstern. Das
Gärtchen war so klein, daß sicherlich jeder Grashalm einen Spitznamen hatte und
gleich daneben zweigte eine namenlose Gasse von der Delphin-Straße ab.
    Tarzan bog in die Gasse und hielt.
    „Gartz scheint zu Hause zu sein“, sagte
Karl.
    Hinter zwei Fenstern brannte Licht. In
diesem Moment flammte auch die Lampe über der Haustür auf.
    Die TKKG-Freunde standen im Dunkeln.
    Die Haustür wurde geöffnet. Eine Frau
trat heraus. Sie mochte 50 sein — oder älter und erinnerte irgendwie an einen
Kleiderschrank aus solider Eiche. Sie hatte dünne Dauerwellen in Graubraun, ein
bulliges Gesicht mit tiefliegenden Augen und einen Koffer in der Hand. Er war
mindestens mittelgroß und nicht leicht. Aber sie trug ihn wie andere Frauen
eine Abendtasche.
    Auf dem Fußabtreter drehte sie sich um.
Ins Haus hinein sagte sie:
    „Das Taxi ist noch nicht da. Hast du
auch gesagt, es soll sofort kommen?“
    „Ja, Mutter“, kläffte eine unangenehme
Stimme.
    „Hoffentlich. Und vergiß nicht, die
Blumen zu gießen!“
    „Nein, Mutter.“
    „Wenn ich in einer Woche zurück bin,
hast du den Hobbyraum leer geräumt. Verstanden! Ich will dieses Zeug nicht mehr
sehen, Richard.“
    „Wird gemacht, Mutter!“
    „Du hast noch nicht gesagt, daß ich
Tante Anna von dir grüßen soll!“
    „Bitte, grüß sie von mir!“
    „Daß du Lorchen keine Schimpfworte
beibringst! Ist doch klar?“
    „Sonnenklar, Mutter.“
    Frau Gartz legte den Kopf schief und
blickte wieder zur Straße.
    Aber das Taxi ließ auf sich warten.
    Sie setzte den Koffer ab. Das Licht
über dem Eingang erlosch.
    Vielleicht fällt ihr noch was ein,
dachte Tarzan, womit sie ihr Söhnchen schuriegeln kann. Scheint ja ein
richtiger Hausdrachen zu sein, die Dame. Oder Klein-Richard ist so ein
Leerbrenner, daß sie kontrollieren muß, ob er auch den Hosenstall geschlossen
und sich die Ohren gewaschen hat. Das Zeug im Hobbyraum? Hm. Modellflugzeuge
oder Briefmarken sind das bestimmt nicht.
    Frau Gartz knipste das Licht wieder an.
    „Du könntest ruhig mal zum Frisör
gehen, Richard.“
    „Mutter, ich mag kurze Haare nicht“,
kam die Antwort aus der Diele.
    „Aber ich! Verstanden. Bist ein so
hübscher Junge. Und verschandelst dich so. Gehst am besten gleich am Montag zum
Volkhardt. Schönen Gruß von mir! Er soll dir die Haare schneiden wie damals
deinem Vater.“
    „Mutter!“ jaulte Richard. „Papa war,
seit ich ihn kannte, fast kahl. Und den Rest trug er als Bürstenschnitt. Bitte,
verlang das nicht von mir!“
    „Ich verlange es nicht. Ich weiß, du
wirst es von dir aus tun. Aus Liebe zu mir. Nicht wahr, Richard? Ah, das Taxi
kommt. Na, dem werde ich was erzählen! Und wenn der denkt, daß er ein Trinkgeld
kriegt, soll er gleich wieder umkehren. So, Richard! Gib deinem Mütterchen noch
schnell einen Abschiedskuß.“
    Richard tauchte auf.
    Aus sicherer Dunkelheit heraus konnte
ihn die TKKG-Bande betrachten.
    Burkerts Beschreibung traf zu. Dieser
Rotschopf mit der Entenschnabelnase im Fuchsgesicht war sehenswert.
    „Hübscher Junge!“ flüsterte Tarzan. „Nur
die Mähne verschandelt ihn.“
    Gaby

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