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Die Rache des Chamäleons: Thriller

Die Rache des Chamäleons: Thriller

Titel: Die Rache des Chamäleons: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Åke Edwardson
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Sich eine neue Identität zulegen, die dritte. Aber nicht jetzt, nicht mit der Familie. Mit den Kindern. Rita. Außerdem ist er nicht sicher, ob die Behörden ihm eine neue Identität verschaffen würden. Der Familie vielleicht, aber ihm nicht. Ganz sicher nicht, wie kommt er überhaupt darauf. Sie würden ihn den Wölfen zum Fraß vorwerfen, in der Wolfsstunde würden sie ihn hinauswerfen.
    Er hält das fremde Handy in der Hand.
    Es beginnt in seiner Hand zu vibrieren. Es beleuchtet sein Gesicht.
    »Ja?«
    Keine Antwort.
    »Wer ist da?«, fragt er.
    »Warum sitzen Sie draußen?«
    »Was?«
    »Warum sitzen Sie in der Garage?«
    »Woher wissen Sie, wo ich bin? Wer sind Sie?«
    Er weiß, wer das ist. Sie sind sich kürzlich begegnet. Aber vielleicht gibt es ja eine Schule, in der man lernt, mit identischen Stimmen zu sprechen. Ein Stimmpädagoge, ein krimineller Logopäde.
    »Was machen Sie in der Garage?«, fragt die Stimme.
    »Sie observieren mich also Tag und Nacht. Wo sind Sie? Habt ihr alle Häuser in dieser Straße gemietet?«
    »Verlassen Sie die Garage.«
    »Befürchten Sie, dass ich mich mit Abgasen umbringe?«
    Keine Antwort.
    »Das wäre ein echter Schlag ins Kontor, nicht wahr? Sie könnten gefeuert werden. Oder noch Schlimmeres.«
    »Ich glaube nicht, dass Sie so feige sind.«
    »Nein. Ich bin nicht feige.«
    Er beendet das Gespräch, steigt aus dem Auto und verlässt die Garage. Er durchquert den Garten und betritt die Straße, in der mehrere Autos parken. Er geht an ihnen entlang, alle sind leer. Er horcht auf Geräusche, kann aber nichts hören, und wechselt die Straßenseite. Auf der anderen Seite stehen drei Autos. Im mittleren sitzt ein Mann. Er schaut starr geradeaus. Peter klopft an die Scheibe. Der Mann dreht ihm das Gesicht zu, das kein Gesicht ist. Es ist eine Totenmaske. Ein Fremder mit einer Totenmaske.
    Rita hat sich einen halben Tag freigenommen, um Überstunden abzufeiern. Sie unternimmt mit den Töchtern einen Spaziergang zum Park. Nach dem Frühstück hat es aufgehört zu regnen, und der Wind hat die meisten Wolken vertrieben.
    »Guck mal, Mama!«, ruft Isa und zeigt zum Himmel.
    »Bald kommt die Sonne«, sagt Magda.
    »Jetzt werden wir eine Weile gutes Wetter haben«, sagt Rita.
    »Wenn ihr im Urlaub seid«, sagt Magda und zieht einen Flunsch.
    »Es ist kein Urlaub, Schätzchen.«
    »Warum fahrt ihr dann?«
    Ja, warum eigentlich? Rita ist noch nie ohne ihre Kinder ins Ausland verreist. Warum jetzt das erste Mal? Irgendwann ist immer das erste Mal. So einfach ist das. Und sie kann den Urlaub brauchen. Peter auch. Vielleicht brauchen die Mädchen auch Urlaub.
    »Es sind ja nur ein paar Tage«, sagt sie.
    »Das ist ganz doll lange«, sagt Magda.
    »Doll lange!«, ruft Isa.
    »Oma wird ganz viel Schönes mit euch unternehmen«, sagt Rita.
    Magda sieht gleich fröhlicher aus. Und Isa noch fröhlicher.
    »Bonbons!«, ruft sie.
    Ich will es nicht hören, denkt sie. Ich will es gar nicht wissen. Sie werden die ganze Woche Samstag haben. Bei ihnen zu Hause bekommen die Mädchen nur samstags Süßigkeiten.
    Sie haben den Park erreicht. Auf dem Spielplatz gibt es zwei Schaukeln, einen Sandkasten und eine Wippe, die schon sehr lange dort zu stehen scheint. Und ein Klettergerüst. Magda läuft sofort zu dem Gerüst und beginnt zu klettern. Es ist etwa zwei Meter hoch. Sie ist schnell ganz oben. Das hat sie schon oft gemacht.
    »Guck mal, Mama!«
    »Sei vorsichtig!«
    »Och.«
    »Ich will schaukeln«, sagt Isa.
    Sie sind allein auf dem Spielplatz. Unterwegs sind ihnen kaum Leute begegnet. Als wäre der ganze Park verlassen. Als wären sie allein im Park. Ein merkwürdiges Gefühl. So etwas hat sie noch nie erlebt.
    Auf einem der asphaltierten Wege nähert sich eine Frau. Sie schiebt einen Kinderwagen vor sich her.
    Die Frau erreicht den Spielplatz. Sie sichert den Kinderwagen mit einer Fußbewegung und setzt sich auf eine Bank. Sie ist dunkelhaarig und um die dreißig. Heutzutage eine junge Mutter. Sie trägt eine schwarze Sonnenbrille. Die Sonne ist kräftig. Sie wärmt immer noch, für einen Moment ist wieder Sommer. Ich darf die Sonnenbrille nicht vergessen, denkt sie. Im Süden werde ich einen Schutz gegen die Sonne brauchen, so viel ist sicher.
    Sie schaukelt Isa. Das Mädchen sagt nichts, sie genießt einfach nur, vor und zurück durch die Luft zu fliegen, außerdem scheint sie über etwas nachzudenken. Ich muss ein andermal fragen, was Isa denkt. An was habe ich gedacht, als ich so klein war?

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