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Die Rache des Chamäleons: Thriller

Die Rache des Chamäleons: Thriller

Titel: Die Rache des Chamäleons: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Åke Edwardson
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Tickets. Ihm hat das Reisebüro altmodische geschickt. Er hatte nicht gefragt. Es ist sinnlos, danach zu fragen. Es gibt andere, wichtigere Fragen.
    Er schaut sich um. Hinter ihm sind viele Leute, auch rechts und links. Es ist keine richtige Schlange, nicht geordnet und gerecht, wie man es in diesem Land gewohnt ist. Jedem seine eigene Schlange. Seine eigene Insel. Ich, ich, ich. Das ist auch seine Krankheit gewesen, aber jetzt ist er geheilt.
    Ihm fällt ein Mann auf, etwa zehn Meter hinter ihm. Vielleicht steht er auch an. Das Gesicht kommt ihm bekannt vor. Der Mann hat einen Koffer dabei, einen Rollkoffer. Dunkle Haare, dunkle Brille. In der Halle laufen noch mehr Leute mit dunklen Brillen rum. Es ist nichts Besonderes mehr, in geschlossenen Räumen die Sonnenbrille aufzubehalten. Peter sieht das Profil des Mannes, als dieser den Kopf dreht, nach links, dann nach rechts, als würde er auf etwas lauschen. Er bewegt den Kopf wie ein Tier.
    Ich habe ihn schon einmal irgendwo gesehen.
    Es ist einer von denen, die auf der Straße vorbeigegangen sind, in seiner Straße.
    Der Mann in dem Auto.
    Das Profil, dunkle Brille, das Haar. Das Profil, genau dieselbe Frisur.
    Das ist er.
    Das sind sie.
    Jetzt.
    Er hört eine Stimme, er hört seinen Namen.
    Rita ist gekommen, um ihn abzulösen.
    »Das dauert länger, als wir gedacht haben«, sagt sie.
    Er nickt und entfernt sich.
    »Magda möchte ein Märchen hören«, ruft sie ihm nach.
    Er nickt wieder. Ein Märchen, ja. Er muss sich etwas einfallen lassen. Ein Märchen über eine böse Hexe. Sie will nur Märchen von der bösen Hexe hören. Nie vom bösen König oder dem Zauberer.
    Er geht ein paar Schritte an der Schlange entlang.
    »Entschuldigung?«, sagt er zu dem Fremden.
    Der Mann sieht ihn nicht an. Sein Gesicht ist immer noch abgewandt, ein Profil wie von einer ägyptischen Wandmalerei.
    »Kennen wir uns?«, fragt Peter.
    Jetzt schaut der Mann ihn an. Peter sieht sein eigenes Gesicht in den dunklen Brillengläsern gespiegelt. Er sieht unsympathisch aus, die Proportionen stimmen nicht. In seinem Kopf dreht sich alles, es rauscht wie ein Meer bei Sturm. Das Rauschen hat vor zwei Wochen angefangen. Er weiß genau, wann es angefangen hat.
    »Haben wir nicht einmal im Flugzeug unsere Ruhe? Nicht einmal in dieser verdammten Automatenschlange?«
    Der Mann nimmt die Brille ab. Peter blickt in die Augen eines Fremden.
    »Um was geht es?«, fragt der Fremde.
    Jetzt sieht Peter sich in den Pupillen des Mannes. Ich sehe sehr klein aus, klein wie ein Zwerg.
    »Ich habe mich geirrt«, sagt er. »Falsche Person.«
    Der Mann sagt nichts. Er scheint ohne Begleitung zu reisen. Peter dreht sich um. Rita beobachtet ihn. Er signalisiert ihr mit einer Geste, dass alles in Ordnung ist. Herr im Himmel. Sie zieht die Augenbrauen hoch.
    »Entschuldigung«, sagt er und bahnt sich einen Weg durch die Schlange zurück zu Rita.
    »Ich hab ihn mit jemandem verwechselt«, sagt er.
    »Mit wem?«
    »Ich … weiß es nicht.«
    »Du weißt es nicht?«
    »Musst du alles wiederholen, was ich sage?«
    »Machst du Witze, Peter?«
    »Nein.«
    Er dreht sich noch einmal um.
    »Er ist weg.«
    »Peter!«
    Er antwortet nicht.
    »Was geht hier eigentlich vor, Peter?«
    »Frag ihn.«
    »Frag ihn? Wen soll ich fragen?«
    Peter antwortet nicht. Das Rauschen in seinen Ohren hat sich nicht beruhigt. Es dröhnt wie nach einem Konzert von AC/DC . Good old Anvil in Dortmund. Ein weißer Ton. Ein Leben in Saus und Braus.
    »Ich hab mich getäuscht, hab ich doch gesagt«, sagt er durch das Rauschen.
    »Was hättest du getan, wenn du dich nicht getäuscht hättest?«
    »Ich dachte, es wäre ein alter … Freund.«
    »Feind, meinst du wohl eher? Das war kein Freund, so spricht man nicht mit einem Freund. Du hast wütend ausgesehen.«
    »Vergiss es«, sagt er. »Ich sollte doch zu den Kindern gehen. Mich von ihnen verabschieden. Märchen erzählen.«
    *
    Der Kerl sitzt drei Reihen vor ihnen im Flugzeug. Peter entdeckt ihn, als er zur Toilette geht. Der Mann schaut geradeaus, sieht ihn nicht an. Es ist nur ein Fremder.
    Die Erde unter ihnen ist rot. Rot und gelb und braun mit grünen Inseln darin. Das müssen Golfplätze sein. Die Stadt ist wie ein Felsen, der in Millionen von Jahren vom Wind zerklüftet wurde. Das Flugzeug zieht eine Schleife auf das Meer hinaus, bevor es zur Landung ansetzt. Das Meer glänzt wie Stahl. In seinen Ohren rauscht Stahl. Er denkt an den Geschmack von Stahl.
    Er hatte tatsächlich keine Ahnung, was

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