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Die Rache des Chamäleons: Thriller

Die Rache des Chamäleons: Thriller

Titel: Die Rache des Chamäleons: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Åke Edwardson
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ihn beim ersten Mal an die Küste verschlagen hat. Er war ziemlich betrunken in Madrid in einen Zug ein-und in Sevilla wieder ausgestiegen und nahm einige Tage später einen Bus in östliche Richtung und dann nach Süden.
    Als er dort ankam, verstand er es: Es war das Meer, das Meer war ein Magnet. Und als er einmal da war, wollte er nicht mehr weg. Das Meer war zu groß, um es zu verlassen.
    Er suchte sich einen Job. Sein Geld war aufgebraucht. Er konnte nicht nach Hause fahren. Das wäre Verrat gewesen, an sich selbst, am Meer. Es gab kein Zuhause, zu dem er zurückkehren konnte.
    An einigen Nachmittagen stand er hinter einem Bartresen. In einem Schuppen in der Calle Trinidad, nicht weit entfernt von der Kirche. Manchmal ging er in die Kirche. Das war ein gutes Gefühl. Sie war hübsch, auch von innen. John begleitete ihn. Er hatte John nach einem Job gefragt, als er zum ersten Mal an der Bar vorbeigekommen war.
    Nach den Kirchenbesuchen kehrten sie in den Schuppen zurück und überlegten, wohin sie den Betrieb verlegen könnten. Das Wort benutzte John, Betrieb. Wir müssen den Betrieb vergrößern, damit wir überleben, sagte er. Der Laden hier wirft nicht genug ab. Und ich kann es mir nicht leisten, dich mit Geld zu halten. Er sagte nichts von Anstellung, er sagte mit Geld halten, und das klang nicht nett, als ginge es um Taschengeld, so klang das.
    Nach dem dritten Sonntag in Folge in der Kirche erkannte er die drei Männer, die immer in der dritten Reihe von vorne saßen und sitzen blieben, wenn alle anderen die Kirche verlassen hatten. Sie waren nicht älter als er und elegant gekleidet, im Gegensatz zu ihm. Am dritten Sonntag lächelten die drei, als er vorbeiging.
    Draußen trieb er sich noch ein wenig im Schatten des Kirchturms herum, er wusste nicht, warum. John war gegangen, nach Ancha, hatte er gesagt, muss was überprüfen, hatte er gesagt und sehr geheimnisvoll geklungen.
    Die drei Männer traten aus der Kirche, geblendet von der Sonne, und setzten ihre Sonnenbrillen auf. Die drei Weisen, dachte er.
    Sie sahen ihn, lächelten wieder und kamen über die Plaza de la Iglesia auf ihn zu.
    Der Älteste streckte eine Hand aus.
    »Aitor«, sagte er. »Aitor Usetxe.«
    Da, beim ersten Mal, hatte er den Namen nicht richtig verstanden. Er nannte seinen Namen. Die anderen beiden stellten sich vor: Iker Aurtenetxe und Freddy Goikoetxea. Freddy? Mag alles Englische, that’s why . Es ist kein Zufall, dass Athletic Bilbao Athletic heißt und nicht Atlético wie die Hämorrhoiden von Atlético Madrid!
    Freddys Englisch war gut. Alle sprachen gutes Englisch. Sein Spanisch war erbärmlich. Und er beherrschte kein einziges Wort ihrer heiligen Sprache, der ältesten Sprache der Welt, wenn man Aitor glauben durfte. Er konnte nur ihre Namen aussprechen, verdammt merkwürdige Namen für den, der keine Ahnung hatte. Was bedeuteten sie?
    Denk an Häuser, hatte Aitor an einem Abend wenige Tage nach ihrer ersten Begegnung gesagt. Sie saßen in einer Bar. John hatte noch nicht das Geheimnis gelüftet, aber es waren nur noch wenige Tage bis dahin. Usetxe bedeutet Haus aus Vögeln, hatte Aitor erklärt. Goikoetxea bedeutet Haus oberhalb. Ibarretxe bedeutet Haus im Tal.
    »Ibarretxe?«
    »Du wirst sie kennenlernen. Naiara. Eine heiße Frau.«
    »Klingt gut.«
    »Und du hast noch nicht meinen Bruder getroffen.«
    »Klingt auch gut.«
    Das Taxi fährt die E15 in westlicher Richtung. Alles, was einmal an den Wegrändern grünte, ist verbrannt, aber irgendetwas wächst trotzdem noch. Eigentlich sollte dort gar nichts wachsen. Das ist unnatürlich, genauso unnatürlich wie die Bebauung entlang der Autobahn. Oder die Autobahn selber. Damals, vor zwanzig Jahren, gab es nur eine schmale Landstraße, lebensgefährlich schmal. Weitere zwanzig Jahre zuvor war die Landschaft mit Fischerdörfern besiedelt gewesen, und es hatte nur einige wenige Hotels gegeben. Das Grün hatte sich von den Bergen bis ans Meeresufer erstreckt. Jetzt kann er den Strand vom Auto aus nicht mehr sehen. Sie sind nur hundert Meter vom Meer entfernt, aber es entzieht sich ihren Blicken.
    »So sieht es hier also aus«, sagt sie.
    Er schweigt.
    »Sie haben die Gegend viel zu dicht bebaut.«
    »Ja.«
    »Hoffentlich sieht es an unserem Urlaubsort ein bisschen anders aus.«
    »Bestimmt.«
    »Warum sind wir noch nie hier gewesen?«, fragt sie.
    »Es gibt andere Orte auf der Welt, die man sehen sollte.«
    »Du wolltest nie hierher. Ich habe es mehrere Male

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