Die Rache des glücklichen Mannes
Rotwein, Leea holte den Jagdkognak ihres Mannes heraus, auch der wurde ausgetrunken. In der Dunkelheit nach Mitternacht streifte Leea das Nachthemd ab, zog Jaatinen mit sich ins Bett, und es geschah das, was immer in solchen Situationen geschieht. Bald nach dieser wundervollen Beschäftigung traten die beiden nackten Menschen auf die Veranda hinaus, Leea rannte in den See, Jaatinen folgte ihr. Sie schwammen, das Wasser war warm, die weißen Körper glitten dahin, helles Lachen klang über den See. Glücklich legten sich die Schwimmer anschlie ßend schlafen.
Gegen Morgen trieb ein kleiner Windstoß Jaatinens Boot auf den See hinaus, von dort trieb es immer weiter bis zum Kirchdorf, wo es am Ufer liegen blieb und im frischen Morgenwind vor sich hin schaukelte. Zur selben Zeit schlief Ingenieur Jaatinen, erschöpft von den nächt lichen Freuden, völlig selbstvergessen im Schlafzimmer des Sommerhauses von Direktor Rummukainen, in seinen Armen Leea, die nackte Frau des Direktors; auch sie schlief fest und ahnte nicht, dass die Sonne aufge gangen war.
Die Arbeiten auf der Baustelle liefen schleppend an, denn Jaatinen war morgens um acht nicht erschienen. Die Arbeiter fragten sich gegenseitig, wo der Ingenieur abgeblieben sei, doch niemand wusste eine Antwort. Gegen neun Uhr kam aus dem Dorf die Nachricht, dass Jaatinens Boot leer am Ufer entdeckt worden sei, ein Ruder fehle.
Aus diesen Umständen ließ sich schließen, dass Jaa tinen etwas zugestoßen war, er hatte ganz offensichtlich einen Bootsunfall gehabt.
Man müsse die Suche einleiten, hieß es im Dorf. Mit allzu großem Eifer wurde der Gedanke freilich nicht verfolgt, jemand äußerte sogar Zweifel, ob es die Mühe lohne, sofort den See nach Jaatinen abzufischen. Wenn der Mann ertrunken war, dann war er es eben; man könnte ihn nicht wieder zum Leben erwecken, und sollte er doch nicht ertrunken sein, was könnte er dann schon für Probleme haben.
»Er ist immerhin ein Mensch«, sagten einige. »Es ist unsere Pflicht, nach ihm zu suchen«, entschied Direktor Rummukainen, Zivilschutz-Hauptmann von Kuusmäki. Gemeinsam mit dem Kommissar trommelte er ein paar Männer zusammen. Zunächst wurde jedoch nachgese hen, ob Jaatinens Fahrrad an seiner Baubude stand. Man fand es dort vor. Direktor Rummukainen entschied:
»Nehmen wir also die Suche auf. Ich hole unser besse res Boot von der Insel, Leea hat dort übernachtet, da kann ich sie gleich fragen, ob sie in der Nacht Hilferufe vom See gehört hat.«
Rummukainen fuhr hinüber.
Furchtbar war sein Erstaunen, als er den ertrunken geglaubten Ingenieur nackt in seinem Ehebett vorfand, die eigene Frau ebenso splitternackt in den Armen des Gesuchten. Rummukainen griff sich sein Elchgewehr von der Wand und weckte die Schlafenden mit wildem Gebrüll:
»Hoch, ihr Ehebrecher, ich töte euch!« Jaatinen stand auf, tastete nach seiner Hose und
stieg hinein, Frau Rummukainen warf sich irgendein Kleidungsstück über. Alle Beteiligten fanden die Situati on erschütternd.
Leea Rummukainen erholte sich am schnellsten von ihrem Schrecken. Sie erklärte nervös:
»Kauko, Kauko, schieß nicht! Wunderbar, dass du da bist! Dieser schreckliche Mann hat mich die ganze Nacht hier im Haus gefangen gehalten, du glaubst mir doch, lieber Kauko?«
Rummukainen hörte sich die Erklärung seiner Frau mit zornfunkelndem Blick an. Er sah sich im Zimmer um, auf dem Tisch standen leere Flaschen und ein halb verzehrter Fisch. Aber Leea Rummukainen, die sich inzwischen eilig angekleidet hatte, hatte dafür eine Erklärung:
»Jaatinen hat mich gezwungen, seinen ekligen Fisch zu braten, und dann hat er die ganze Nacht von deinen Alkoholvorräten getrunken, ich hatte so schreckliche Angst, dass der Verrückte mich womöglich tötet. Du glaubst mir doch?«
All das war nur schwer vorstellbar, aber eine andere Wahrheit erschien Rummukainen noch unangenehmer, und so beschloss er, seiner Frau zu glauben. Er trieb Jaatinen mit dem Elchgewehr ans Ufer, wo seine Frau gehorsam den Bootsmotor in Gang setzte. Jaatinen wurde in das kleinere Boot kommandiert, er musste die Hände über dem Kopf halten, und dann startete die Bootskarawane in Richtung Kirchdorf. Das Seil zwi schen den Booten straffte sich, Leea Rummukainen fuhr mit Höchstgeschwindigkeit hinüber zum Dorf, wo sich eine dichte Menschenmenge am Ufer versammelt hatte, um die angekündigte Suche zu verfolgen.
Das Boot stieß ans Ufer, Jaatinen, immer noch mit den Händen über dem
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