Die Rache des glücklichen Mannes
Kopf, wurde aufgefordert auszu steigen, die Menschen umringten ihn. Rummukainen erklärte die Situation:
»Dieses Schwein hat die Nacht in unserem Sommer haus verbracht, er hat meine Frau als Gefangene gehal ten, meinen Schnaps getrunken und Leea gezwungen, Fisch zu braten. Und wir wollten noch freiwillig den See nach diesem Schurken absuchen. Wäre er doch ertrun ken!«
Kommissar Kavonkulma drängte sich zu Jaatinen durch, packte ihn am Arm und nahm ihn mit.
»Bring ihn in den Knast«, rief man ihm nach. Aber Kommissar Kavonkulma befolgte die Wünsche
des Publikums nicht, sondern brachte Jaatinen im Polizeiauto zur Baustelle. Jaatinen schloss sich den ganzen Tag in seiner Bude ein. Manssila und Pyörähtälä kamen ein paarmal zu ihm, Jaatinen gab seine Anwei sungen für die Ausführung der Arbeiten. Den Rest des Tages lag er auf seiner Liege.
An diesem Abend weinte Frau Leea Rummukainen allein zu Hause Tränen der Scham und der Sehnsucht. Direktor Rummukainen weilte auf einer Sitzung des Rotary Clubs, dort sprach man über den Fall Jaatinen und schüttelte den Kopf. Und Leea schluchzte in ihrem Schlafzimmer; zur Nacht stieg wieder der Vollmond auf, das verstärkte noch ihre traurigen Gefühle.
11
Schmach war Jaatinen also in Kuusmäki ein ums ande re Mal widerfahren. Sein Lebensraum schrumpfte aufs Unwesentliche zusammen: Wenn es auf der Baustelle abends still geworden war, hatte er zumeist kein Verlan gen, ins Kirchdorf zu fahren, um sich die Zeit zu vertrei ben, denn die Leute sahen ihn scheel und feindselig an. Zu später Stunde schob er manchmal sein Boot ins Wasser, um auf den See hinauszurudern, aber jedes Mal fiel ihm dann seine jüngste Fahrt zu Rummukainens Sommerhaus ein, und die Macht dieser Erinnerung zwang ihn, sein Boot wieder auf den Strand zu ziehen. Der Spaß am Rudern war ihm vergangen.
Jaatinen brachte die entliehenen Bücher in die Biblio thek zurück, kaufte sich bei der Gelegenheit ein wenig Schnaps und verbrachte einen stillen Abend: Er trank und briet sich in der gusseisernen Pfanne Spiegeleier.
»Was ist das nur für ein Leben«, sprach er vor sich hin.
Die Brücke wurde dennoch fertig, sogar vor dem Ter min. Im September wurde die Fahrbahndecke gegossen, und Jaatinen beschloss, zu seiner eigenen Aufmunte rung auf der Brücke eine richtige Sause zu veranstalten. Er besorgte einen stattlichen Vorrat an Getränken und sagte eines Morgens bei Arbeitsbeginn zu den Männern:
»Heute genehmigen wir uns mal anständig einen. Bald ist diese Brücke fertig, und ich gehe weg.«
Das brauchte er den Brückenbauern nicht zweimal zu sagen. Die Männer fingen eifrig an zu trinken und Richt fest zu feiern. Gegen Mittag machte sich eine kleine Gruppe von ihnen ins Kirchdorf auf, um Nachschub an Alkohol zu holen. Bei ihrer Rückkehr berichteten sie, der fröhliche Gesang und der Lärm der Feier seien bis ins Dorf zu hören gewesen.
Jäminki, Roivas, Jokikokko, Ollonen und Rummu kainen trafen sich am Nachmittag. Sie horchten mit schräg geneigten Köpfen und höhnischen Gesichtern auf den Spektakel am Fluss. Umgehend zitierten sie den Direktor des Bezirksbüros des Straßenbauamtes herbei, der auch widerwillig Folge leistete. Die Vertreter der Kommune sagten zu ihm:
»Hören Sie sich mal an, was da los ist.« Der Bezirkschef lauschte. Es blieb kein Zweifel, auf
der Baustelle wurde getrunken, noch dazu heftig und lärmend.
»Dort scheint eine zünftige Feier im Gange zu sein, zweifelsohne.«
»Wir haben ein wenig das Gesetz studiert«, erklärte Jäminki. »Unseres Wissens ist ein Staatsbeamter in solchen Fällen umgehend zu entlassen. Fahren Sie also hin und teilen Sie das dem Ingenieur mit.«
Der Bezirkschef zögerte. Er sollte Jaatinen entlassen? »Ist das wirklich nötig… andererseits ist die Brücke
bald fertig, der Mann verlässt in Kürze sowieso das Dorf. Gute Ingenieure sind in diesen Zeiten äußerst knapp, ich möchte Jaatinen nicht gern entlassen.«
»Wir reichen bei der Generaldirektion des Straßen bauamtes gegen Sie Beschwerde ein, wenn Sie nicht sofort die notwendigen Maßnahmen ergreifen«, sagte Jäminki.
»So hart ist also Ihr Standpunkt?«
»Ja, das ist er.«
Mit diesen Worten war Jaatinens Schicksal besiegelt. Der Bezirkschef fuhr zur Brücke, parkte seinen Wagen und stieg aus. Auf der Baustelle ging es in der Tat hoch her. Die Arbeiter tanzten auf dem frisch gegossenen Belag der neuen Brücke, jemand spielte Akkordeon, Ingenieur
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