Die Rache des Griechen
Deal anbieten.“ Er schüttelte den Kopf und fuhr fort: „Letzten Endes musste ich sie aus dem Klub werfen lassen. Und dann, als du ein paar Tage später fast dasselbe getan hast … Ich habe angenommen, es sei eine Kampagne deiner Familie, um meine Verlobung zu sabotieren.“
Kallie tauchte tief in ihre Erinnerungen an jenen Abend ein. Sie sah Elenis Gesicht, hörte, wie ihre Cousine sie quasi auf die Terrasse drängte. Sie schaute wieder Alexandros an. Alles ergab einen Sinn. Eleni hatte von der Verlobung gewusst. Eifersucht unter Teenagern und pure gedankenlose Gehässigkeit hatten dieses Chaos ausgelöst. Innerlich wurde ihr sehr kalt.
„Ich konnte nicht glauben, dass du sie so unerschütterlich verteidigst, vor allem, wenn du wusstest, was sie in dem Nachtklub getan hat.“
„Es tut mir so leid, Alexandros. Ich wusste nicht, was sie vorhatte. Hätte ich von deiner Verlobung gewusst, hätte ich nie …“
Er legte eine Hand auf ihre Wange und schaute sie an. Das Funkeln in seinen Augen brachte etwas in ihrem Inneren zum Schmelzen.
„Ich weiß – ich weiß es jetzt.“
„Wenn ich dir in jener Nacht nicht gefolgt wäre, wenn ich dich nicht geküsst hätte, wäre all das nicht passiert. Du hättest nicht so hart arbeiten müssen, um die Reederei zu retten.“ Sie erschauerte. „Meine Eltern hätten dich nicht so grausam behandelt. Als sie dich aus dem Haus warfen …“ Ihre Stimme erstarb. Aber die Tränen in ihren Augen sagten Alexandros alles, was er zu wissen brauchte. Er hob ihre Hand an seine Lippen und küsste sie. Zärtlich. Und ehrfürchtig.
„Wenn du mir nicht gefolgt wärst, würden wir jetzt nicht hier sitzen.“
Kallie stockte der Atem. Was sollte das jetzt? Fast schien er sie anzusehen, als wolle er …
„Kallie, ich …“
Genau in diesem Moment klingelte das Handy in seiner Tasche. Kallie zuckte zusammen. Sie war so kurz davor gewesen, in Alexandros’ Augen zu ertrinken. Beinahe hätte sie etwas gesagt, etwas geglaubt – hätte ihm fast ihr Geheimnis enthüllt. Hastig riss sie sich zusammen.
„Solltest du den Anruf nicht annehmen?“
Eine Sekunde blickte er sie so beschwörend an, dass ein ganz neues Gefühl in ihr aufstieg. Konnte es Hoffnung sein?
Er zog das Telefon aus der Tasche und klappte es dann auf. „Ja?“
Nach einem schnellen Wortwechsel auf Griechisch, dem Kallie in ihrer Verwirrtheit nicht folgen konnte, schloss er das Handy wieder.
„Ich muss dringend etwas erledigen. Aber ich will nicht, dass du dich auch nur einen Zentimeter bewegst. Versprich es mir, Kallie. Du bleibst genau hier sitzen. In einer halben Stunde bin ich zurück. Wir haben noch nicht über alles gesprochen.“
Langsam nickte sie. Etwas Bedeutsames passierte in diesem Moment zwischen ihnen. Aber sie wagte nicht zu ergründen, was es sein könnte.
Nachdem er gegangen war, blieb sie auf dem Sofa sitzen. Bewegungslos. Wie hatte er so viel von den Geschehnissen von damals erraten können? Erleichterung empfand sie nicht. Stattdessen einen eigentümlichen Frieden.
Das Telefon im Flur klingelte. Kallie schreckte auf. Sie ließ es klingeln, Thea würde sich darum kümmern. Doch nichts geschah. Wahrscheinlich ist sie im Garten, dachte Kallie und machte sich auf den Weg. Sie hob den Hörer ab. In knappen Worten verlangte der Anrufer nach Alexandros.
„Er ist nicht hier, er ist nach Athen gefahren.“
„Das ist ja ärgerlich! Ich habe schon versucht, ihn auf dem Mobiltelefon zu erreichen. Es ist sehr wichtig, dass ich mit ihm spreche.“
„Ich bin seine Frau.“
„Sie sind Kallie Kouros, geborene Demarchis? Sehr gut, die Angelegenheit betrifft auch Sie. Es geht um die Scheidung. Er hat gesagt, er wolle sie so schnell wie möglich …“
Beinahe hätte Kallie den Hörer fallen gelassen. Dann hörte sie sich selbst mit dünner Stimme sagen: „Es tut mir leid, wer, haben Sie gesagt, sind Sie?“
„Ich bin sein Anwalt. Bitte richten Sie Alexandros aus, er soll mich anrufen, wenn er zurückkommt. Er muss einige Papiere unterzeichnen. Oh, und, Mrs. Kouros?“ Er wartete eine Antwort gar nicht erst ab. „Ihr Anwalt wird sich wahrscheinlich nächste Woche bei Ihnen melden. Ich wünsche Ihnen noch einen schönen Tag.“
16. KAPITEL
Kallie ließ den Hörer auf die Gabel fallen. Ohne zu wissen, was sie tat, ging sie nach oben ins Schlafzimmer und begann, ihre Koffer zu packen. Hin und wieder, als würde ihr Bewusstsein nur in diesen seltenen Momenten durchlässig, empfand sie einen so
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