Die Rache des Griechen
intensiven Schmerz, dass sie die Augen schließen musste und sich nur noch auf ihre Atmung konzentrieren konnte. Sie musste von hier fort. Sofort. Bevor Alexandros zurückkam. Sie würde einen Flug nach Paris nehmen. Vielleicht sogar ein paar Tage in London verbringen, irgendwo, wo er sie nicht finden konnte.
Sie setzte sich auf die Bettkante und betrachtete blicklos ihren Koffer. Sie konnte nicht fassen, welches Geständnis sie ihm beinahe wieder gemacht hätte. Zu glauben, dass zwischen ihnen etwas Großes passiert war!
Sie legte eine Hand auf ihren Bauch. Gott sei Dank hatte sie ihm nicht gesagt, dass sie schwanger war.
Die Tür öffnete sich. Alexandros stand auf der Schwelle. „Kallie, warum hast du nicht unten auf mich gewartet?“ Er kam ins Zimmer und beantwortete seine eigene Frage. „Es spielt keine Rolle. Was ich dir zu sagen habe …“
Unvermittelt blieb er stehen, als er ihr Gesicht richtig sehen konnte. Es war sehr bleich. Angst keimte in ihm auf. Er trat noch näher auf sie zu, aber etwas hielt ihn davor zurück, sie zu berühren. Sie wirkte unnatürlich still.
„Was ist los, Kallie? Hattest du noch eine Panikattacke?“
Sein Blick fiel auf den gepackten Koffer hinter ihr. Er schaute sich um und entdeckte einen zweiten auf dem Boden. Innerlich wurde ihm eiskalt.
„Was geht hier vor?“
Schulterzuckend stand Kallie auf. „Ich möchte nach Hause. Das habe ich dir gestern Abend schon gesagt. Mir reicht es.“
Er fasste sie an den Armen. „Aber gerade eben, unten …“ Alexandros runzelte die Stirn. „Warum bist du nicht dort geblieben? Was soll das alles?“
Sie lachte auf. Ihre Augen waren wie tot. Nackte Angst breitete sich in ihm aus.
„Das weißt du doch ganz genau. Jetzt können wir beide unser Leben weiterleben.“
Ihre Augen blitzten auf, kurz, aber intensiv. Rasch verschloss sich ihre Miene wieder, aber er hatte es doch bemerkt.
„Bitte.“ Sie versuchte, sich seinem Griff zu entziehen. „Lass mich einfach gehen.“
„Nicht bevor du mir nicht gesagt hast, was passiert ist. Als ich gegangen bin, hast du auf dem Sofa gesessen.“ Das war eine andere Kallie gewesen. Eine mit warmen Augen. Nicht diese kalte Fremde, die jetzt vor ihm stand.
Kallie erschauerte unter seinem Blick. Aber, wenn ich es ihm sage, wird er wissen …
Er wird es sowieso wissen, meldete sich die kleine Stimme ihrer Vernunft zu Wort. Der Anwalt wird sich melden, wenn er nichts von Alexandros hört. Alles, was du zu tun hast, ist, die Nachricht weiterzugeben …
Kallie zuckte noch einmal die Schultern. „Dein Anwalt hat angerufen.“
Alexandros war verwirrt. Wie konnte ein Anruf diesen Effekt nach sich ziehen? Dann schloss er die Augen und stöhnte innerlich auf.
Er öffnete sie wieder und umklammerte Kallies Arme noch fester. „Was hat er gesagt?“
„Nur, dass du ihn zurückrufen sollst.“
„Das glaube ich dir nicht.“
Plötzlich war sie wütend. „Schön. Er hat gesagt, wenn du deine schnelle Scheidung willst, musst du einige Papiere unterschreiben.“
Alexandros wurde ganz still, nur ein Muskel in seinem Kiefer zuckte.
„Und warum versetzt dich das in so große Aufregung, Kallie?“
„Tut es ja gar nicht“, widersprach sie, obwohl sie jetzt zitterte.
„Ist das nicht genau das, was du wolltest? Worum du mich gestern Abend gebeten hast?“
„Natürlich! Es gibt nichts, was ich auf der ganzen Welt lieber möchte.“
Er zog eine Augenbraue hoch. „Wirklich?“
„Ja.“ Wieder dieses Aufblitzen in ihren Augen. Hoffnung stieg in ihm auf. Selbst als sie noch einmal sagte: „Lass mich einfach gehen.“
Er ließ sie los und stolperte einen Schritt zurück. Dann streckte er die Hände aus, Handflächen nach oben, ging zur Tür und schloss sie.
„Was machst du denn da?“, fragte sie mit schmerzerfüllter Stimme.
„Ich lasse dich gehen, Kallie. Aber erst, nachdem du mich angehört hast. Ich möchte dir eine Frage stellen, und wenn du dann immer noch gehen willst, werde ich dich nicht daran hindern.“
Wie eine große unbewegliche Kraft stand er vor ihr. Als ob sie an ihm vorbeikäme! Also setzte sie sich wieder auf die Bettkante. Bald, versicherte sie sich, bald kann ich nach Hause gehen.
Er überraschte sie, indem er sich vor sie kniete. Sie wollte schon wieder aufstehen, doch er legte seine Hände auf ihre Beine und hielt sie zurück.
„Kallie, verdammt noch mal, halt still. Hör für eine Sekunde auf, gegen mich anzukämpfen.“
Sie öffnete den Mund und schloss ihn
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