Die Rache des Griechen
Fuß der Treppe blieb er stehen und drehte sich zu ihr um. „Was ist los?“
„Ich ertrage das nicht mehr, Alexandros. Du hast bekommen, was du wolltest. Ich möchte nach Hause gehen. Sofort. Und ich möchte, dass wir uns so schnell wie möglich scheiden lassen.“
Er trat auf sie zu, und sie wich ins Wohnzimmer zurück, die Hände abwehrend erhoben. „Rühr mich nicht an. Ich bin keine Marionette. Mir reicht es.“
Ihr reichte es? Er sagte ihr, wann er genug von ihr hatte! Und zwar dieses Wochenende! Er würde nicht zulassen, dass sie sich ihm jetzt verweigerte. Er konnte doch deutlich erkennen, dass ihr eigener Körper ihre Worte Lügen strafte und sich nach seiner Berührung sehnte. Die Tatsache, dass sie von Scheidung gesprochen hatte, drang nur am Rande in sein Bewusstsein.
Sie wandte sich um und floh aus dem Wohnzimmer auf die Terrasse. Als er ihr nach draußen folgte, umgab sanftes Mondlicht sie wie eine Aura. Die vorwitzigen Strähnen ihres blonden Haars leuchteten. Sie stand mit dem Rücken an einer Wand und sah ihn an; ihr Atem ging schnell. Alexandros’ Erregung wuchs. Er wusste nicht, was sie plante oder was hier überhaupt vor sich ging. Alles, woran er denken konnte, war, dass er sie haben musste. Das Verlangen in seinem Blut löschte jede andere Überlegung einfach aus.
Langsam trat er auf sie zu. „Kallie, was ist los mit dir?“
„Nicht. Bitte, Alexandros. Du weißt, ich kann dir nicht widerstehen …“
Er neigte den Kopf und küsste sie. Was folgte, war der übliche Kampf. Er sehnte sich nach einer Zeit, in der sie freiwillig, ohne zu kämpfen, zu ihm kommen würde, und sei es auch nur für einen Augenblick. Doch auch dieser Gedanke verlor sich in der Hitze der Leidenschaft.
Erst nach einiger Zeit, nachdem er sich wieder zurückgezogen hatte, wurde er sich der Umgebung bewusst. Etwas in ihm regte sich. Etwas Primitives, tief in seinem Inneren. Etwas, gegen das er sich instinktiv zur Wehr setzte. So viel ging ihm im Moment durch den Kopf. Und in der Mitte dieses Gespinsts eine Frau. Kallie. Die Geschichte wiederholte sich. Unmöglich, dass sie nicht wusste, was sie ihm antat. Er umfasste ihr Gesicht mit den Händen und lachte leise.
„Sehr gut. Mir ist gar nicht aufgefallen, wo wir sind.“
Sie lehnte immer noch mit dem Rücken gegen die Wand, die Hände vor die Brust gehoben, ihr Körper fest gegen seinen gepresst.
Nun runzelte sie die Stirn. Er konnte sehen, wie ein wachsamer Ausdruck in ihre vor Sehnsucht umwölkten Augen trat.
„Wovon redest du?“
Entsetzen breitete sich in Kallie aus, als Alexandros ihren Blick auf die Umgebung lenkte. Erst jetzt wurde ihr klar, was er meinte. Wohin sie ihn unwissentlich geführt hatte. Der Platz unter dem Baum. Es war derselbe Ort, an den sie ihm vor sieben Jahren gefolgt war. Der Ort ihres jugendlichen Leichtsinns und der tief greifenden Demütigung. Der Schmerz kehrte mit solcher Intensität zurück, dass sie sich ganz schwach fühlte. Dann empfand sie nur noch Stille, unglaubliche Ruhe.
Was danach folgte, war dieselbe Reaktion, die sie in dem Restaurant durchlitten hatte. Kalter Schweiß, Übelkeit und das schreckliche Gefühl, ihre Brust sei zugeschnürt.
15. KAPITEL
Kallie rang nach Luft. „Ich kann nicht … Alexandros, ich kann nicht atmen … mich nicht bewegen …“
Einen Moment drückte sie die Hände gegen seine Brust, sodass er glaubte, sie würde immer noch gegen ihn ankämpfen. Dann sah er ihr Gesicht. Es war bleich, dieselbe Farbe wie damals im Restaurant. Panik stieg in ihm auf.
Er hob sie in seine Arme und trug sie ins Haus. Eine nie gekannte Furcht ließ ihn sich ganz verwirrt fühlen. Er schrie nach Thea. Als diese an der Treppe erschien, wies er sie an, einen Arzt zu rufen.
Nachdem Kallie sich übergeben hatte, setzte er sie auf seinen Schoß aufs Bett und hielt sie fest, bis das heftige Zittern, das immer wieder ihren Körper durchlief, nachließ. Sie war so kraftlos in seinen Armen, dass es ihm einen schmerzhaften Stich versetzte. Endlich kam der Arzt. Alexandros empfand enorme Erleichterung.
Vor der Tür des Zimmers, in dem die Untersuchung vorgenommen wurde, schritt er unruhig auf und ab. Schließlich erschien der Arzt wieder und bat Thea, einen heißen süßen Tee zu kochen. Alexandros schaute ihn an; es fiel ihm sehr schwer, höflich zu bleiben.
„Und?“
Der Arzt steckte seine Brille in die Jacketttasche und führte Alexandros von der Tür fort. „Soweit ich die Sache beurteilen kann, hat Ihre Frau
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