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Die Rache des Kaisers

Titel: Die Rache des Kaisers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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beiseite; besorgt schaute er mir ins Gesicht. »Du bist bleich«, murmelte er.
    »Gut so. Er wird es für Angst halten.«
    »Ah, ist es etwas anderes? Wenn du dich vor ihm nicht fürchtest, bist du dumm. Er ist gut.«
    »Ich weiß. Ich werde mich vorsehen. Nein, Jorgo, es ist Haß.«
    Er nickte; dann grinste er breit. »Gut. Und vergiß nicht, was Avram und ich dir beigebracht haben.«

    Ich ging zu den Erlesenen und legte Helm und Brustschutz, die Armbrust und meinen Mantel ab.
    »Mach’s gut, Junge«, sagte einer. Die anderen nickten und murmelten etwas, wirkten aber nicht sehr munter.
    »Bidhänder, Kurzschwert und Messer«, sagte Geyer. Ich drehte mich zu ihm und seinen Leuten um. Haspacher warf mit einer verächtlichen Gebärde einen klirrenden Lederbeutel zu seinen anderen Sachen.
    »Bereit?«
    »Ja, Herr«, sagte ich. Dann wandte ich mich an Haspacher. »Auf ein Wort, ehe wir beginnen?«
    Er hob die Schultern. »Wozu? Laß uns die Sache hinter uns bringen.« Er ging ein paar Schritte weg, wandte sich mir zu und hob den Bidhänder.
    Ich stellte mich ihm gegenüber, die schwere Waffe ebenfalls erhoben. Haspacher war doppelt so alt wie ich und zehnmal so erfahren; nachdem er die Rüstung abgelegt hatte, zeichneten sich seine mächtigen Muskeln unter dem losen Hemd ab. Ich wußte, daß ich den Kampf schnell entscheiden mußte, daß ich bei einem langen Ringen hoffnungslos unterlegen sein würde.
    »Bereit?« sagte Geyer. »Dann - los!«
    Haspacher griff an, ließ den Bidhänder einmal über seinem Kopf kreisen und führte einen wuchtigen Schlag schräg abwärts aus. Ich fing ihn mit meiner Klinge auf, jaulte leise und fühlte das Schwert aus meinen Händen gleiten. In Haspachers Gesicht sah ich Geringschätzung, wenn nicht gar Verachtung. Zwei-, dreimal hieb er mit der schweren Waffe nach mir, doch gelang es mir jedesmal, der Klinge knapp auszuweichen. Mit einem Fluch ließ er den Bidhänder fallen und riß das kurze Nahkampfschwert aus der Scheide. Ohne jede vorbereitende Bewegung streckte er sich in einen langen
harten Stich, der auf meine linke Brustseite zielte. Ich duckte mich, drehte mich auf einem Fuß, und sein rechter Arm sauste mit dem Schwert über meine rechte Schulter. Ich packte mit beiden Händen seinen Unterarm, vollendete meine halbe Drehung und nutzte meine Bewegung und seinen Schwung dazu, ihn über meine Schulter einige Schritte weit durch die Luft fliegen zu lassen. Den Arm hielt ich einen winzigen Augenblick länger als nötig fest. Etwas knackte.
    Haspacher versuchte, sofort wieder auf die Füße zu kommen. Er bückte sich nach dem Stichschwert, nahm es in die Linke und fuhr herum. Erst als er sich ganz aufgerichtet hatte, zog ich langsam mein Kurzschwert. Sein Schwertarm war im Ellbogengelenk gebrochen; der Unterarm zeigte vom Körper weg, und dort, wo ein Knochensplitter aus dem Fleisch ragte, troff Blut.
    Er mußte scheußliche Schmerzen haben, aber er bleckte nur die Zähne. »Anfängerglück«, sagte er mit flacher Stimme. »Dich schaff ich auch mit der Linken.«
    Ich machte einen Scheinangriff, wich seinem Gegenstoß seitlich aus, zog mich ein paar Schritte zurück. Geduckt und stoßbereit umkreisten wir einander.
    »Bleib stehen!« zischte er nach der dritten Runde.
    »Ein Dorf im Hunsrück«, sagte ich leise. Wir waren weit genug von den anderen entfernt; sie konnten nichts verstehen. »Du, Alonso, Falco und Piranesi und ein Haufen Handlanger.«
    Er öffnete die Augen weit. »Lange her.« Dann ächzte er und verzog das Gesicht, als ich mit einem plumpen Hieb seinen Körper verfehlte und den gebrochenen Arm traf.
    »Fünf Jahre«, sagte ich. »Mein Vater, die Mutter, drei Geschwister und das Dorf.«
    »Spengler, ah, deshalb kam es mir so vor …«

    Er ließ das Schwert sinken und richtete sich halb auf, stach dann nicht mit der Spitze, sondern schlug plötzlich mit der Klinge aufwärts. Ich hatte den Schlag erwartet und fing ihn nicht mit dem Schwert auf, ließ meine Klinge an seiner hinabgleiten. Ein kleines Zucken des Handgelenks - Jorgo hatte es mich gelehrt -, die Parierstange an Haspachers Schwert war überwunden, und ich trennte am Gelenk die Hand mit der Waffe vom Arm. Der Hieb endete in seinem Oberschenkel.
    Er taumelte, dann sackte er auf die Knie. Aus dem linken Arm spritzte das Blut. Ich setzte die Schwertspitze auf seine Brust, über das Herz.
    »Soll ich dich langsam zerschneiden, oder willst du einen schnellen Tod?« sagte ich mit zusammengebissenen Zähnen.
    Er

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