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Die Rache des Kaisers

Titel: Die Rache des Kaisers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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spuckte aus. »Hast du vielleicht Gnade gezeigt, Weib, als du mich mit Hunden gehetzt hast? Soll ich die Striemen zeigen, die du mir mit der Peitsche auf den Rücken gemalt hast?«

    »Erbarmen für die Herren, die unsere Väter und Brüder wegen nichts im Verlies haben verfaulen lassen? Die uns ausgesaugt haben, bis wir nicht mal mehr Blut hatten?« Ich glaube, dies schrie das Schwarze Weib, aber ich konnte sie im Gedränge nicht sehen.
    Einer der Männer neben Rohrbach bewegte sich, setzte dem Fürstenkind den Spieß auf die Brust. Der Kleine schrie laut auf, und das feine weiße Hemdchen begann sich zu verfärben.
    »Da«, sagte der Spießschwenker, »sollst später auch mit der Narbe zeigen können, daß du dabeigewesen bist.«
    »Hört auf!« Das war der Graf, der einen Augenblick lang seine Bewacher abschütteln konnte. »Laßt die Frau und meinen Sohn! Und für mich … Ich gebe euch dreißigtausend Gulden, wenn ihr mich gehen laßt!«
    Fünf Gulden, höchstens, erhielt ein Knecht im Jahr, und ein freier Bauer samt Familie würde kaum über mehr als fünfzig verfügen, und davon wäre der größte Teil nicht in Münzen.
    »Es ist ohnehin unser Geld«, schrie jemand; »das hast du uns alles abgepreßt!«
    »Und wenn du uns zwei Tonnen Gold bietest - du mußt sterben«, sagte Rohrbach. Er wandte sich an den Trommler, der neben ihm stand. »Fang an!«
    Trommelwirbel ertönte. Einer nach dem anderen wurden die Gefangenen in die Gasse gejagt. Die ersten wurden sofort niedergestochen, die nächsten kamen fünf oder sechs Schritte weit. Ein paar der jungen Pferdeburschen wurden mit Spießen durchbohrt, die man dann aufrecht hielt, bis das arme Fleisch oben nicht mehr wimmern konnte.
    Ein grausames Ende für grausame Unterdrücker … Ich begriff, weshalb Jorgo, der es offenbar geahnt hatte, es nicht
hatte sehen wollen, aber ich stand wie gelähmt, gefesselt, unfähig, mich zu rühren oder auch nur den Kopf abzuwenden.
    Losreißen konnte ich mich erst, als einige begannen, den toten Grafen zu zerstückeln und mit seinem Fett ihre Messer, Spieße oder Schuhe zu schmieren. Meine Augen brannten, und mein Herz hämmerte, als ich zu Jorgo und den anderen zurückging; die beiden Erlesenen, die die ganze Zeit neben mir gestanden hatten, schwiegen, und ihre Gesichter waren grau.
    Wie die von Wendel Hipler und anderen, die plötzlich aus dem unteren Tor gelaufen kamen. Florian Geyer war bei ihnen, folgte ihnen jedoch nicht zu Rohrbach, sondern wandte sich an mich. Lukas Haspacher und sieben andere von der Schwarzen Schar blieben hinter ihm stehen.
    »Bist du der Mann, mit dem der Haspacher sich schlagen will?« sagte Geyer.
    Ich nickte. Und ich schluckte. Ein breiiges Würgen schwappte in mir, aber es war nicht Angst wie damals, als ich am Waldrand lag. Es war Haß, und ich hoffte, ihn schlucken zu können, ohne ihn zu verlieren.
    »Dein Name?« »Speng…« Ich schluckte noch einmal und räusperte mich. »Jakob Spengler.«
    »Der Kleine muß schlucken«, sagte einer der Schwarzen; er stieß Haspacher an und lachte. »Hat bestimmt die Hosen voll.«
    Geyer hob die Hand. »Ruhe! Sind dies da deine Gefährten?«
    Jorgo trat vor. »Nur ich; die anderen wollen für Ordnung sorgen.«
    Geyer kniff die Augen zusammen. »Du bist einer der Führer
der Erlesenen, nicht wahr? Zusammen mit Kaiser Karl dem Schrat. Gut gekämpft habt ihr - schade um dich.«
    »Wieso?« sagte ich. »Was hat er …«
    Geyer unterbrach. »Ich sorge dafür, daß alles ordentlich abläuft. Nur ihr zwei kämpft, keiner mischt sich ein. So ist es Brauch beim Schwarzen Haufen: Die Kämpfer legen alles ab, was sie bei sich tragen, Besitz und Rüstung, behalten nur die Waffen. Es geht ans Leben. Keine Kampfpausen. Der Sieger erhält Besitz, Rüstung und Waffen des Verlierers. Und Zeit bis zum nächsten Morgengrauen; danach kann jeder von der Schwarzen Schar ihn töten. Das gilt auch für seine Gefährten.« Er zeigte einen Augenblick lang ein kaltes, schiefes Lächeln. »Falls du siegst, Spengler. Wenn du stirbst, ist dein Gefährte frei.«
    »Das ist nicht üblich so, Herr«, sagte Jorgo. »Es …«
    »Es ist das Gesetz des Florian Geyer und des Schwarzen Haufens. Willst du es anfechten?«
    Ich berührte Jorgos Arm. »Laß. Es gilt.«
    Geyer wandte sich an Haspacher. »Hast du noch etwas zu sagen? Zu verfügen?«
    Haspacher grinste. »Nur dies, Herr: Ich habe einen guten Wein gefunden. Gib mir später im Schloßhof die Ehre, mit mir zu trinken.«
    Jorgo nahm mich

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