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Die Rache des Kaisers

Titel: Die Rache des Kaisers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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hustete, schloß die Augen, schwankte, öffnete sie wieder. »Mach Schluß«, keuchte er.
    »Dann sag mir, wie heißt Falco? Wo sind er und die beiden anderen jetzt? Und wer hat den Befehl gegeben?«
    Einen Augenblick sah er mich an, wirkte beinahe erstaunt. Er flüsterte: »Frag mich das in der Hölle« und ließ sich gegen die Schwertspitze fallen.
     
    Geyers Männer schleppten den Leichnam fort, zu einem Hügel aus Gefallenen. Geyer zog sein Kurzschwert, hob es vor mir, neigte knapp den Kopf und sagte: »Guter Kampf, Spengler. Denk ans Morgengrauen.« Er wies auf den Stapel aus Haspachers Sachen und wollte sich abwenden.
    »Eine Frage - mit Verlaub, Herr?«
    »Frag.« Er musterte mich, und zum ersten Mal sah ich, daß seine Augen eisgrau waren.
    »Vier Anführer und ein Haufen Landsknechte haben vor
fünf Jahren mein Dorf zerstört, meine Eltern und Geschwister getötet. Haspacher war einer; deshalb.«
    Er nickte; plötzlich wirkte er nachdenklich, fast versonnen.
    »Alonso Zamora, ein Spanier mit Eisenhand. Ein habichtsnasiger Franzose, den sie Falco oder so ähnlich nannten. Ein Italiener namens Giambattista Piranesi. Kennt Ihr einen von ihnen, und wißt Ihr, wo ich sie finden könnte?«
    »Falco?« Er verzog das Gesicht, als wolle er ausspucken. »Ich kenne ihn als Jérôme de Castelbajac. Von den anderen weiß ich nichts. Und wo du ihn finden kannst? Vielleicht in Italien. Oder überall.«
    »Danke, Herr.«
    Florian Geyer nickte und wandte sich zum Gehen. Über die Schulter sagte er: »Denk ans Morgengrauen, Spengler, und - viel Glück.«
     
    Jorgo wandte mir den Rücken zu und sprach mit einem der Männer, als ich zu den Erlesenen kam. Sie begrüßten mich mit Grinsen und Schulterklopfen.
    »Aber gute Pferde mit Sattel und allem, hörst du? Und Wegzehrung«, sagte Jorgo. Dann drehte er sich zu mir um, schaute an mir herab und wieder herauf und schüttelte den Kopf.
    »Und um dich habe ich mich gesorgt!« sagte er. »Schwarzes Schwein! An meine Brust!«
    Er umarmte mich, dann schob er mich von sich und fuhr sich mit dem Handrücken über die Augen. »Komm, los«, knurrte er. »Bis zum Morgengrauen bleibt uns nicht viel Zeit. Geyers Leute reiten schnell. Helft ihr uns, ihr trefflichen Burschen?«
    Zwei der Erlesenen nahmen Haspachers Sachen.

    »Wohin?« sagte ich.
    »Zwei Pferde drüben an der Nordseite, wo wir schneller wegkommen.«
    »Ich will noch Karl Lebwohl sagen - weißt du, wo er steckt?«
    Jorgo blieb stehen; er taumelte und faßte sich an den blutigen Verband. »Keine Zeit, keine Zeit, sonst fall ich vom Pferd.«
    Wir stützten ihn, und es dauerte einige Zeit, bis wir die Nordseite erreicht hatten, genauer: den Nordrand des Verbandplatzes. Dort warteten mehrere Erlesene auf uns, und vier Pferde. Neben einem stand Karl.
    »Ich begleite euch ein Stückchen«, sagte er. Er wandte sich an die anderen. »Männer«, rief er, »ihr habt prächtig gekämpft. Wenn ich zurückkomme, will ich keinen von euch mehr sehen. Schließt euch Geyer an oder Hipler, oder geht heim. Alles wird sich auflösen und neu zusammensetzen.«
    »Für wen ist das vierte Pferd?« sagte ich.
    »Ein Packtier.« Er sah zu, wie Haspachers Erbe darauf verstaut wurde. »Los, los«, sagte er dann. »Sagt euer Lebewohl, wir müssen los, wenn ihr überleben wollt.«
     
    Wir ritten nach Norden, vorbei am Schemelberg; Karl stellte sich in den Steigbügeln auf und schaute zurück.
    »Weit genug - jetzt ab nach Westen, Heilbronn und weiter«, sagte er. »Und hoffen, daß die Wege frei sind.«
    Jorgo hatte sich wieder ein wenig gefangen. »Sehe ich das richtig?« sagte er.
    »Ich war beim Kriegsrat im Schloßhof.« Karl seufzte und schüttelte den Kopf. »Alle Klöster sollen aufgelöst werden, die Mönche sollen hacken und sich plagen müssen wie die Bauern. Morgen wollen sie nach Heilbronn ziehen,
dann nach Würzburg und dort Domherren, Pfaffen und den Fürstbischof verjagen. Florian Geyer will alle befestigten Häuser und Burgen niederbrennen; ein Edelmann soll auch nicht mehr Türen haben als ein Bauer. Er sagt, wenn das Volk frei werden soll, müssen alle den Bauern gleichgemacht werden, bis nur der Stand der Gemeinfreien bleibt. Wendel Hipler will die geistlichen Herren beseitigen, aber die Ritter als Verbündete, und das, was sie verlieren, will er ihnen aus den geistlichen Gütern ersetzen. Metzler ist auch dafür, Rohrbach ist für Geyers Vorschläge, kann aber Geyer nicht leiden, der ihn verabscheut.«
    »Und?« sagte ich. Als ich

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