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Die Rache des Kaisers

Titel: Die Rache des Kaisers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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Eimer?«
    Ich folgte ihm. Auf dem Rhein näherte sich ein Nachen mit sieben oder acht Männern. Sie waren mit Sicheln und Messern bewaffnet. Alberto gab ein paar Befehle; ich sah mich um, ergriff einen Spieß, der an der Kajütenwand lehnte, und machte mich bereit, die Angreifer zurückzustoßen. Jemand reichte Samper einen Eimer; er kippte den Inhalt mit Schwung über die Bordwand, und was wie vermengte Küchenabfälle, Kot und Harn roch, ging auf die Insassen nieder. Mitglieder der Miralda-Besatzung wappneten sich mit Knüppeln. Karl stieß einen kleinen Jauchzer aus und packte einen besonders dicken Stock. Zwei der Männer aus dem Boot versuchten, die Köpfe durchs Netz zu schieben, gaben aber nach dem Einsatz eines der Knüppel und des Stocks von Karl unter Schmerzensschreien und Verwünschungen auf.
    »Das mit dem Kahn ist neu«, sagte Alberto halblaut. »Und es gefällt mir nicht. Hippo, auf den Mast! Sieh dich um. Vielleicht bereiten sie noch andere Neuigkeiten für uns vor.«
    Unglaublich geschwind kletterte der Zwerg hinauf zu der kleinen Plattform oben am Mast. Kaum zwei Lidschläge später rief er: »Eine Kanone! Ochsen, und eine Kanone, zwischen den Häusern im Dorf!«
    »Woher mögen sie die nur haben?« Karl runzelte die Stirn.
    Samper klatschte in die Hände. »An die Arbeit, ihr Trefflichen! Die Luken hoch. Walther, such dir die Leute zum Trampeln aus. Schnell, schnell! Und ihr« - er wandte sich an Karl, Jorgo und mich - »leiht uns eure Kraft, bitte! Kommt.«
    Wir liefen zum Bug, steckten die Spanten in die Ankerwinde
und stemmten uns dagegen, um das schwere Metall aus dem Boden des Rheins zu ziehen. Bei jeder Drehung sah ich, was die anderen taten, denen Samper befohlen hatte, Luken zu öffnen und zu trampeln.
    Die Mühlenräder, die ich bei meinem ersten Besuch der Miralda bestaunt hatte, waren auf beiden Seiten etwa in der Mitte des Schiffs angebracht und drehten Achsen. Unter dem Deck, das an diesen Stellen aufgeklappt werden konnte, waren ähnliche Räder, allerdings etwas breiter, und den Schaufeln an der Außenseite entsprachen hier Stufen. Zwei Leute konnten jeweils nebeneinander diese Stufen betreten; unter ihrem Gewicht drehten sich die Achsen, und außen schaufelten die Räder das Wasser nach hinten oder das Schiff nach vorn.
    »Los, trampelt, was ihr könnt!« schrie Samper. »Esmeralda, ans Ruder! Bring uns schräg flußauf weg vom Ufer!«
    Die Trampler begannen mit ihrem Werk, ehe wir noch den Anker gelichtet hatten. Ich sah eine der schlanken jungen Frauen über das Achterdeck zum Steuerruder huschen. Die Miralda setzte sich träge, fast wie widerwillig in Bewegung. Dann gab es einen heftigen Ruck, als der Anker aus dem Flußbett gerissen wurde.
    Alberto überließ es uns, den Anker vollständig zu bergen; er lief nach hinten und löste Esmeralda ab, die kaum das Steuer halten konnte.
    Die Dörfler am Ufer warfen noch einige Klumpen und Schimpfwörter hinter uns her, aber bald ging ihnen beides aus, und inzwischen waren wir weit genug entfernt, um uns nicht mehr darum kümmern zu müssen.
    Weiter flußaufwärts gab es eine flache Insel mit Bäumen und reichlich Unterholz. Wir ankerten auf ihrer Westseite; selbst wenn es den Dörflern gelänge, die Kanone weit genug
flußauf zu schleppen, würden die Bäume uns Deckung geben.
     
    Abends saßen wir auf dem Deck um den kleinen Eisenofen, den Samper vor die Kajüte hatte schleppen lassen. Ein Wächter am Bug sorgte für ein Gefühl, das Jorgo, Karl und ich lange entbehrt hatten: Sicherheit. Er wurde in regelmäßigen Abständen abgelöst, und wir bestanden darauf, uns zu beteiligen. An den Netzen waren Glocken festgemacht, die alle wecken sollten, falls trotz der Wache jemand ungesehen bis zum Schiff gelangte.
    Ich sah einem der Männer der Miralda zu, der im großen Topf auf dem Ofen rührte. Es gab eine dicke Suppe mit Fleischbrocken und Gemüsestückchen, dazu Brot, das eine der Frauen gebacken hatte. Die Gespräche kreisten zunächst um die evangelische Gastlichkeit der Dörfler.
    »Was, wenn ihr mal richtig überfallen werdet?« sagte Karl.
    Samper bleckte die Zähne. »Wir haben zwei kleine Katapulte. Zu laden mit Nägeln und scharfkantigem Metallschrott. Und ein paar Arkebusen.«
    Jorgo gluckste. »Ihr seid ja nicht nur ein Palast der Vergnügungen, sondern eine schwimmende Festung, wie?«
    »Man muß sich vorsehen. Und ehe ihr fragt, warum wir hier liegen, wo uns niemand haben will - wo sonst sollen wir liegen, da uns woanders

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