Die Rache des Kaisers
worden. Im Juli seind wir des Sterbens halb heraus und in die Marca gezogen, den bösen Luft zu verändern. Als uns die von Narnia nit wollten einlassen, auch ums Geld keinen Proviant geben, bin ich und ein Hauptmann, Antoni von Feldkirchen, verordnet worden zu stürmen. Da hand wir mit 2000 Knechten den Sturm ohne Beschießen angetreten, die Stadt und das Schloß aus der Gnade Gottes erobert und ob tausend Personen darin zutot geschlagen, Weib und Mann. Die Weiber täten uns mit Waffen und Zugießen von heißem Wasser großen Schaden. Doch haben wir viel darin gewonnen.
Im September eodem anno sind wir wieder in Rom eingezogen, haben die Stadt noch baß geplündert und erst große Schätz unter der Erden gefunden, und seind noch sechs Monat allda gelegen.«
Man muß den Kriegsmann wohl bewundern. Kein Chronist, kein Dichter könnte die Begegnung mit dem Papst und den Kardinälen kürzer und herber schildern - war ein großer Jammer unter ihnen und sie weinten sehr; wurden wir alle reich . Einer, der sich sehr äffisch bewegte und hündisch redete, hat aber einmal gesagt, Stil sei, wenn man etwas so mache, obwohl man auch anders könnte. Da ich nicht weiß, ob Schertlin anders kann, will ich meine Bewunderung ein wenig mindern. So wie Schertlin einiges gemindert hat - die Einwohnerschaft
Roms ebenso wie die Zahl der Toten, die andere mit über dreißigtausend angeben.
Am 7. Juni gab der Papst auf. Er mußte die Festungen Ostia, Civitavecchia und Civita Castellana übergeben, auf die Städte Modena, Parma und Piacenza verzichten und vierhunderttausend Dukaten sowie Lösegeld für die Befreiung der Gefangenen zahlen. Aber die Belagerung der Engelsburg und dauerte noch bis zum Dezember, die Plünderei der Stadt bis weit ins nächste Jahr.
Unrecht hatten übrigens die Söldner durchaus nicht, die vor dem Sturm auf Rom den Papst den eigentlichen Verursacher ihrer schlimmen Lage schimpften. Natürlich hatte Kaiser Karl sie aufgeboten und dann weder Nahrung noch Geld geliefert; natürlich schufen die elenden Kriege um Italien, die Kaiser Karl und König François - mit Beteiligung und inniger Anteilnahme des Papstes, der Florentiner, Venezianer, Engländer - betrieben, jene Wüste, in der alle umherirren, darben und verderben mußten: den Grund; den Anlaß gab jedoch der unsägliche, unheilige und heillose Clemens, der mittwochs mit den Franzosen, donnerstags mit den Kaiserlichen, freitags wieder mit François und samstags abermals mit Karl ein Bündnis schloß, um es bei Sonnenuntergang, wenn nicht schon bei sonderbarer Wolkenbildung zu brechen, der den einen rief, um den anderen zu vertreiben, und dann den anderen bat, ihm den einen vom Hals zu schaffen. Der noch in der Engelsburg, während der Belagerung, Kardinalshüte um vierzigtausend Dukaten verkaufte. Der mit den Deutschen und Spaniern über die Kapitulation verhandelte, die Verhandlungen abbrach, als er die Nachricht vom Nahen eines Entsatzheeres erhielt, und nach dessen Zerfall die Verhandlungen zu schlechteren Bedingungen fortsetzen zu dürfen flehte.
Für Freund und Feind, die er gewissermaßen stündlich wechselte, blieb er unberechenbar und unzuverlässig, und abgesehen davon, daß er nicht willens war, Schwären am Leib der Kirche aufzustechen oder zu heilen, ließ er auch noch zu, daß sie für einige Zeit ihre Macht verlor.
Andere halfen ihm dabei. Frankreichs König lag nichts daran, das Papsttum weiter zu schwächen; gegen den übermächtigen Karl, dessen Lande Frankreich umgaben, wollte er möglichst viele Verbündete, und seien diese auch noch so schwach und kaum verläßlich - um Unruhe zu stiften, genügten sie allemal. Englands König wollte weder Frankreich noch den Kaiser gestärkt sehen und brauchte den Papst, der ihn als einziger von der nicht durch Söhne gesegneten Ehe mit Katharina von Aragon erlösen konnte. Am 29. Mai erneuerten England und Frankreich einen kurz zuvor geschlossenen Vertrag, um eine neue Liga gegen den Kaiser zu bilden und den Papst zu befreien; Kardinal Wolsey reiste hierzu nach Frankreich.
Und der Kaiser? Es gab wohl Männer, die ihn bedrängten, nun mit Macht die Erneuerung der morschen, korrupten Kirche zu erzwingen, die Große Hure Babel, die zum Jubel der Evangelischen gefallen war und darniederlag, an seiner starken Hand auf den Pfad der christlichen Tugend zu führen. Aber ich nehme an, er glaubte, sich in Spanien und Deutschland auf eine starke Kirche stützen zu müssen. Deshalb wollte er wohl den Papst dazu
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