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Die Rache des Kaisers

Titel: Die Rache des Kaisers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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gehören und demnächst auftauchen.«
    Ich zögerte.
    »Wein, Brot und Salz, amigo , und das Ehrenwort eines kastilischen Offiziers.« Im Licht des Scheiterhaufens sah ich sein ironisches Lächeln. »Keine Besorgnis hinsichtlich weiterer Minderung der Anteile.«
    Ich beriet mich kurz mit Karl und Avram, dann nahmen wir das Angebot an.
    Auf dem Weg zur Piazza Navona gingen wir hinter dem Karren her, auf dem unsere Beuteteile lagen; es war der letzte, und hinter uns gingen drei Soldaten. Den Gefangenen, die am nächsten Tag gehenkt werden sollten, hatten sie die Hände gefesselt und sie weiter vorn an den zweiten Karren gebunden.
    Wir wanderten schweigend durch die Nacht, die immer noch nach Leichen roch, von Bränden gestriemt und von Schreien durchlöchert war. Das Quietschen der Karrenräder und die Hufschläge der Pferde übertönten immerhin die Schreie.

    »Es war Symonds«, sagte Karl irgendwann. »Du hast schon eine Rache, Jakko. Jorgo war mein Bruder; überlaß mir den Waliser.«
    »Karls Rache?«
    »Die Rache des Schrats, ja. Als Einsiedler darf ich derlei nicht einmal denken, aber Einsiedler bin ich ja nicht mehr.« Dann lachte er leise. »Karls Rache, ja. Klingt gut. Und da jeder Karl ein Kaiser ist, solange der richtige nicht bei uns weilt, nennen wir es die Rache des Kaisers.«
    Symonds gehörte zu den wenigen, die entkommen waren, durch die Tür ins Haus und von da wahrscheinlich durch eine Nebentür oder ein Fenster.
    »Und ich?« sagte Avram. »War Jorgo nicht unser aller Bruder?«
    »Du kannst Symonds festhalten, während ich ihm die Leber aus dem Leib schneide.«
    »Da ihr das geklärt habt«, sagte ich, »fehlt nur noch eine Kleinigkeit, nämlich Symonds.«
    »Wenn dieses Gemetzel hier endet« - Karl machte eine Armbewegung, die die Stadt und den Erdkreis einzuschließen schien -, »haben wir genug Zeit und mehr als genug Geld, um drei Männer zu suchen. Zamora, Castelbajac und Symonds.«
    Ich dachte an die Gesichter. Und daran, daß Piranesi, wie vor ihm schon Haspacher, sich an den Namen Spengler erinnert hatte. Ein ganzes Dorf ausgelöscht, nur um einen Mann mit dem Namen Spengler zu töten. Meinen Vater. »Gut bezahlt« - aber von wem? Warum? Zwei Anführer der Mörder hatte ich zur Strecke gebracht, aber noch immer wußte ich nichts über die Hintergründe.
    Dann schob sich Jorgos fahles Gesicht in meinen Gedanken vor die der anderen.

    »Wenn ich nur wüßte«, murmelte ich.
    »Was denn?« Avram blickte mich von der Seite an.
    »Jorgos letzte Worte - ›warum hast du mich nie …‹. Was sollte ich ihn haben?«
    »Ich weiß es nicht.«
    Karl hob die Schultern. »Darüber kannst du mit viel Zeit und viel Geld lange nachdenken, Capo.«

TEIL III

NEUNZEHN
    D ie eigentliche Plünderung Roms begann am 6. Mai und dauerte eine Woche; aber danach ging sie noch fast ein Jahr weiter. Ritter Sebastian Schertlin von Burtenbach hat dies geschrieben:
    »Anno 1527 im Januario sind wir von Posto Novo bei Placenz ausgezogen an Knechten Kürisern Spaniern und ringen Pferden 16000 stark; wir seind mit unserm Obristen, dem Herzog von Bourbon, auf Rom zu und durch des Papsts Land, und haben um Bologna und sonst alles verheert und verbrannt. Den 6. Tag im Mai haben wir Rom mit dem Sturm gewunnen, ob 6000 Mann darin zutot geschlagen und die ganze Stadt geplündert; haben in allen Kirchen und ob der Erd genommen, was wir gefunden, einen guten Teil der Stadt abgebrannt und seltsam hausgehalten, auch alle Copistereien Register Briefe und Cortisanei zerrissen und zerschlagen.
    Der Papst gab die Flucht mit Guardiknechten Kardinälen Bischöfen und Römern auch anderem Hofgesind, das nit erschlagen ward, in die Engelsburg. Darin haben wir ihn drei Wochen belagert, bis ihn der Hunger genötigt, daß er die Engelsburg mußte aufgeben. Vier von den teutschen Hauptleuten, ferner ein Herr aus Spanien Abbas de Nagera genannt und ein Sekretarius seind in die Engelsburg gesandt worden von dem Prinzen von Oranien und den Kaiserlichen Räten, um die Engelsburg aufzugeben, welches beschehen
ist. Allda haben wir den Papst Clemens samt zwölf Kardinälen in einem engen Saal gefunden; den haben wir gefangen und er mußte die Articul, so ihm der Secretarius vorlas, unterschreiben. Es war ein großer Jammer unter ihnen und sie weinten sehr; wurden wir alle reich.
    Wir hatten Rom nit zween Monat inne gehabt, so seind uns bis in die 5000 Knecht und Kriegsvolk an der Pestilenz gestorben vonwegen der toten Körper, so nit vergraben waren

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