Die Rache des Marquis
brechen?«
»Nein. Aber du sollst es mir freiwillig geben. Sag es mir, wenn du dazu bereit bist …«
Er wurde unterbrochen, denn nun drängten sich die Gratulanten heran. Harry stand mit seinen Männern in einer Ecke und betupfte sich die Lider mit einem Zipfel seiner Schärpe. Caines Stiefmutter hieß die Braut hocherfreut in der Familie willkommen. Natürlich weiß sie nicht, daß sie eine ganz gewöhnliche Diebin als Schwiegertochter bekommt, dachte Jade.
Gweneth warf einen angstvollen Blick auf Harry.
»Wird dein Onkel euch oft besuchen?«
»Er lebt weit weg von England. Wahrscheinlich kommt er nur einmal im Jahr zu uns.«
Caine sah die Herzogin erleichtert aufatmen und lachte.
»Dein Onkel macht Mama etwas nervös.«
»Du hast nichts zu befürchten, Gweneth«, versicherte Jade. »Onkel Harry ist sehr nett. Wenn du ihn erst mal besser kennst …«
Dieser Vorschlag schien die Herzogin zu entsetzen, und Caine meinte: »Harry hat mir bereits anvertraut, daß er meine Mutter näher kennenlernen will.«
Jade hatte Harrys Versuch, Gweneth aus dem Haus zu zerren, nicht beobachtet. Deshalb verstand sie weder das Grauen ihrer Schwiegermutter noch Caines Belustigung.
»Mein Sohn, daß ist nicht der rechte Zeitpunkt …«
»Oh, du nennst ihn Sohn!« rief Jade. »Und du hast Mutter zu ihr gesagt, Caine!«
»Er ist mein Sohn«, verkündete Gweneth. »Wie soll ich ihn denn sonst nennen? Er hat es mir erlaubt.«
Jade lächelte zufrieden. »Und ich dachte, er würde gar nicht richtig zur Familie gehören. Das war offenbar ein Irrtum.«
Caine und seine Mutter gaben keine Erklärung ab, sie sahen sich nur strahlend an.
Plötzlich fragte Gweneth: »Wo ist Henry? Harry kommt auf uns zu …« Ehe Jade und Caine sie zurückhalten konnten, raffte sie ihre Röcke und floh zum Herzog.
»Du hattest Angst, ich würde nicht zur Familie gehören?« flüsterte Caine.
Verlegen hob sie die Schultern. »Jeder muß irgendwohin gehören, sogar du.«
Harry drückte ihr den Blumenstrauß in die Hände. »Die letzten Rosen, die Jimbo für dich besorgt hat, Mädchen, also freu dich dran.« Dann wandte er sich zu Caine.
»Mein Junge, ich muß dir mitteilen, wie wir das Schiff verbrennen wollen. Morgen wird es angestrichen.«
»Wenn ihr mich entschuldigt – ich möchte mit Nathan reden«, sagte Jade, die ihren Bruder allein auf der Terrasse stehen sah.
Caine hörte zu, während Harry seine Pläne erläuterte, aber sein Blick folgte Jade. Sie sprach sehr lange mit Nathan, der mehrmals nickte. Als sie ihm eine weiße Rose überreichte, blinzelte er verwirrt. Er schüttelte den Kopf, doch sie hielt ihm die Rose beharrlich hin. Schließlich nahm er sie, grinste und umarmte seine Schwester.
Gerührt sah Caine die tiefe Liebe in den Augen seines Schwagers. Er mischte sich nicht ein und wartete geduldig, bis Jade zu ihm zurückkehrte. Auch Harry und seine Männer beobachteten Nathan. Als er die Rose hochhob, brach lauter Jubel aus. Die Leute stürzten sich auf ihn, Matthew und Jimbo klopften ihm lachend auf die Schultern.
»Was hat das zu bedeuten?« fragte Caine und schlang einen Arm um Jades Taille.
»Ich habe Nathan etwas geschenkt. Willst du wissen, was?« Ihre Augen leuchteten so zauberhaft, daß er auf ganz andere Gedanken kam.
»Eine Rose«, flüsterte er und küßte ihre Stirn. »Gehen wir für ein paar Minuten nach oben?«
Sein Blick nahm ihr den Atem. »Unmöglich. Unsere Gäste … Und wir müssen nach London …«
Er seufzte. »Dann hör auf, mich so anzuschauen.«
»Wie denn?«
»Als wolltest du mit mir nach oben gehen.«
»Das will ich doch …«
Da küßte er ihren Mund, und für einen Moment versank die Welt um sie herum. Dann erinnerte er sich an das Versprechen, das sie dem Priester gegeben hatte. »War DA nicht irgendwas, das du mir sagen wolltest?«
»Ja. Daß ich Nathan eine weiße Rose geschenkt habe.«
Sie sah ihn aufrichtig und unschuldig an, und er wußte, daß sie nicht scherzte. Da beschloß er, ihr das Geständnis ihrer Liebe erst zu entlocken, wenn sie allein waren. Verdammt, er mußte es bald hören.
»Verstehst du die Bedeutung dieses Geschenks, Caine?« Er schüttelte den Kopf, und sie erklärte »Ich habe ihm meinen Namen übertragen – Pagan.«
»Was?«
Sie nickte. »Von jetzt an heißt er Pagan.«
»Aber Pagan muß doch sterben. Hast du das vergessen?«
»Nur für eine kleine Weile. Die Männer brauchen einen neuen Anführer. Und Natahn will die Emerald haben. Er muß seine Frau
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