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Die Rache des Marquis

Die Rache des Marquis

Titel: Die Rache des Marquis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Garwood
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Sesselkante vorgerutscht. Jetzt verstand er, warum Jade in ihren Alpträumen Haie sah. Das Grauen, das sie erlitten hatte, krampfte ihm das Herz zusammen.
    »Pagan befahl Tommy, ein Boot zu holen«, setzte Colin seinen Bericht fort. »Sie nahm sein Messer, und die beiden fuhren aufs Wasser hinaus. Die Schurken hielten uns für tot und waren bereits verschwunden. Pagan – ich meine, Jade – bekam mich als ersten zu fassen und zerrte mich mit Tommys Hilfe zum Boot. Ein Hai hatte schon angefangen, an meinem Bein zu nagen. Als sie mich an Bord zogen, verlor Tommy das Gleichgewicht und fiel ins Meer. Er tauchte nie wieder auf …« Colin verstummte, schaute seinen Freund bittend an, und Nathan sprach weiter.
    »Ich begreife es noch immer nicht, aber die Haie verschonten mich. Statt dessen machten sie sich über Tommy her. Inzwischen lag Colin bereits im Boot.«
    »Ich bemühte mich, Jade zu helfen«, flüsterte Colin heiser, »aber da schwanden mir die Sinne. Als ich die Augen wieder öffnete, befand ich mich auf der Emerald. Der sonderbarste Mann, den ich je gesehen hatte, versuchte mich zu einer Schachpartie zu animieren. Ich wußte nicht, ob ich im Himmel oder in der Hölle war. Und dann sah ich Nathan in der Koje neben mir schlafen, erblickte auch seine Schwester, und plötzlich erinnerte ich mich an alles. Es kam mir so vor, als wäre es eben erst geschehen. Aber dann erfuhr ich von meiner langen Krankheit.«
    Caine lehnte sich im Sessel zurück, um die Anspannung in seinen Schultern zu lockern. Er holte mehrmals tief Luft und beobachtete, wie Nathan und Colin seinem Beispiel folgten.
    »Als Jade mit dem Boot hinausfuhr – wußte sie da von den Haien?«
    »O ja«, wisperte Nathan.
    »Großer Gott, welch ein Mut …«
    »Sie will nicht darüber reden«, erklärte Nathan.
    »Aber sie träumt davon«, sagte Caine tonlos.
    »Was?« rief Nathan.
    »Sie hat Alpträume«, teilte Caine ihm mit, und Jades Bruder nickte langsam.
    »Natürlich wollten Matthew und Jimbo den Bastarden folgen, die uns zu töten versucht hatten«, fuhr Colin fort.
    »Aber Jade verbot es ihnen, mit gutem Grund. Sie wollte, daß die Männer ihren Auftraggebern berichteten, wir seien tot. Denn sie fand, dies sei die einzige Möglichkeit, uns zu schützen. Ich glaube, diese Entscheidung war richtig. Nathan und ich bleiben gern noch ein Weilchen im Totenreich, bis wir herausfinden, wer hinter alldem steckt.«
    »Zum Teufel, Caine, unsere eigene Regierung wollte uns meucheln«, murmelte Nathan.
    »Nein, die wußte gar nichts von eurer Tätigkeit. Habt ihr euch jemals vor Richards verantwortet? Wurdet ihr als Spione in Englands Diensten anerkannt …«
    »Schon gut«, unterbrach Colin seinen Bruder, »sprich es nur aus.«
    »Ihr habt für das Tribunal gearbeitet.«
    Colin seufzte. »Ich wußte, daß du das sagen würdest.«
    »Da kannst du nicht sicher sein«, protestierte Nathan.
    »Richards hatte keine Ahnung, bis er bei eurem vermeintlichen Tod hörte, ihr wärt Mitglieder des englischen Geheimdienstes gewesen«, entgegnete Caine. »Zur Zeit führt er Ermittlungen durch.«
    »Dann wird man ihn umbringen«, meinte Nathan.
    »Er geht mit äußerster Diskretion vor.«
    »Verdammt, ich weiß, wir haben Fehler gemacht«, gab Nathan zu. »Beinahe wäre ich schuld an deinem Tod, Colin. Ich hätte dich da nicht hineinziehen sollen.«
    »Unsinn, wir sind Partner.« Colin wandte sich zu seinem Bruder. »Hältst du Richards wirklich für vertrauenswürdig?«
    »Ich würde ihm mein Leben überantworten. Jade muß ihm so bald wie möglich die Briefe geben oder ihm ihren Inhalt mitteilen.«
    »Wir können Kopien anfertigen«, schlug Colin vor.
    »Dann bleiben die Originale in sicherem Gewahrsam. Auf der Emerald wird man sie niemals finden.«
    »Das Schiff wurde nach Jade benannt, nicht wahr?« fragte Caine lächelnd. »Das hätte ich mir denken können. Ihre Augen funkeln wie Smaragde, besonders, wenn sie wütend ist.«
    »Ja, Harry taufte das Schiff nach ihr«, stimmte Colin zu. »Begreifst du nun, warum du eine Zielscheibe geworden bist?«
    Caine nickte. »Ich habe nach Pagan gesucht, und das Tribunal wollte verhindern, daß ich den Piraten aufspüre, denn dann wäre die Wahrheit ans Licht gekommen.«
    »Du schwebst immer noch in Gefahr«, erinnerte ihn Colin.
    »Nicht mehr lange. Ich habe einen Plan.«
    Colin grinste Nathan an und rief erleichtert: »Ich wußte es ja! Er hat einen Plan.«
    Jade kehrte ins Zimmer zurück – viel ruhiger als zuvor, fast heiter.

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