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Die Rache des Samurai

Die Rache des Samurai

Titel: Die Rache des Samurai Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Joh Rowland
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seinem nächsten Opfer angefreundet – offenbar einem Händler –, um auf diese Weise Zugang zum Laden des Mannes zu bekommen, wo er ihn töten konnte, ohne eine Entdeckung durch Torwächter oder patrouillierende dōshin befürchten zu müssen? Oder hatte Chūgo bloß eine nächtliche geschäftliche Verabredung?
    Sano stieg aus dem Sattel und band das Pferd am Aushangschild fest. Er ließ den Blick in die Runde schweifen, doch nirgends lauerte jemand im Schatten. Verstohlen bewegte Sano sich voran, wobei er sich dicht an den Gebäuden hielt, bis er sich gegenüber des Ladens befand, in dem Chūgo verschwunden war. Durch die papierenen Fensterscheiben sah er mindestens vier schattenhafte Gestalten, die sich im erleuchteten Zimmer bewegten. Wenn zwei von ihnen Chūgo und sein Opfer waren – wer waren dann die anderen? Er mußte nachschauen! Doch vor den Fenstern waren dicke Stangen angebracht, und die Holztür, die Wände aus gebrannten Lehmziegeln und das Strohdach machten einen soliden Eindruck; es schien keine Ritzen oder Spalten zu geben, durch die Sano hätte hindurchspähen können.
    Vorsichtig zog er sich die Straße hinunter zurück, band sein Pferd los und führte das Tier um die Hausecke auf eine Gasse, die hinter dem Laden vorüberführte. Sano schlug durchdringender Gestank entgegen. Er sah Abfallbehälter aus Holz, Mülltonnen und öffentliche Aborte. Dunkelheit hüllte die Gebäude ein, deren vorstehende Balkone den von Mondlicht erhellten Himmel teilweise verdeckten. Sano nahm sein Pferd am Zügel, bog um die Hausecke auf die Gasse ein und schlich auf Zehenspitzen voran, um nicht die Aufmerksamkeit der Anwohner zu erregen, die in den Mietshäusern und Wohnungen lebten, welche sich über und hinter den Läden befanden.
    Nachdem Sano sein Pferd zwischen zwei öffentlichen Toilettenhäuschen festgebunden hatte, schaute er die Gasse hinauf und hinunter, konnte aber niemanden entdecken. Indem er die Türen zählte, gelangte er an die Rückseite des Gebäudes, das Chūgo betreten hatte. Beim Anblick der geschlossenen Fensterläden und der eisenbeschlagenen Tür stieg Verzweiflung in Sano auf.
    Er sah nicht die Gestalt, die über die Gasse auf ihn zu geschlichen kam. Er bemerkte sie erst, als sie ihm so nahe war, daß er sie mit der Hand hätte berühren können.
    Erschrecken durchzuckte Sano wie ein greller Blitz. Binnen eines Lidschlags nahm er die düstere Erscheinung des Mannes in sich auf: den breiten Hut, den er tief über den Kopf gezogen hatte; die Hand unter dem weiten Umhang, unter dem gewiß eine Waffe verborgen war.
    Der erstaunte, leise Aufschrei des Fremden bewies, daß auch er Sano erst jetzt bemerkt hatte, doch Sano wartete nicht erst auf den Angriff. Er warf sich auf den Meuchelmörder.
    Die Wucht des Zusammenpralls fuhr Sano durch Mark und Bein. Der Fremde stieß ein schmerzerfülltes Ächzen aus. Beide stürzten zu Boden, und Sano kam auf dem Fremden zu liegen. Erbittert mühte er sich, seinen Gegner niederzuhalten, der schwerer war als er und offenbar ein geübter Kämpfer. Sano unterdrückte einen Schrei, als ein Faustschlag seine Wange traf, denn er wollte Chūgo und die anderen, die sich nur wenige Schritte entfernt in dem Laden aufhielten, nicht auf sich aufmerksam machen.
    Sano verbiß sich den Schmerz, als sein Gegner ihm das Knie in den Magen rammte. Die Kämpfenden rollten herum, und Sanos Kopf prallte hart auf den Gassenbelag, doch unter Aufbietung aller Kräfte gelang es ihm, den Gegner wieder auf den Rücken zu drehen. Mit dem Knie preßte er die rechte Hand des Meuchlers auf dem Boden fest. Der Mann versuchte vergeblich, mit der Linken über den Körper hinweg nach einem Schwert zu greifen; Sano konnte die Waffe unter dem weiten Umhang des Fremden fühlen. Er wehrte weitere Faustschläge des Meuchlers ab. Schließlich gelang es ihm, dem Angreifer beide Hände um den Hals zu legen. Sano holte tief Luft und drückte zu.
    Der Mann keuchte, hustete. Sein Körper krümmte und wand sich, als er versuchte, Sano abzuschütteln. Er krallte die Nägel in Sanos Finger. Doch der lockerte seinen Griff nicht, drückte aber auch nicht so fest zu, daß der Gegner erstickte. Sano wollte den Mann lebend. Er wollte hören, was der Kerl zu sagen hatte.
    »Wer hat dich bezahlt?« fragte er in keuchendem, abgehacktem Flüsterton. Der Schweiß lief ihm in Strömen über den Körper, während er den um sich schlagenden Meuchler am Boden hielt.
    Der Mann keuchte und röchelte unter seinem Hut, der ihm

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