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Die Rache des Samurai

Die Rache des Samurai

Titel: Die Rache des Samurai Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Joh Rowland
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Angriffe nach Odas Tod stattfanden. Aber das ist Zufall. In den Archiven finden sich keine Unterlagen, die auf etwas anderes hindeuten.«
    Wieder lachte O-tama. » Sōsakan-sama , ein so kluger Mann wie Ihr müßte eigentlich wissen, daß viele geschichtliche Ereignisse niemals aufgezeichnet werden. Was ich Euch sage, steht nicht auf modrigen alten Schriftrollen; es gründet sich auf die geheime Geschichte, die seit den Zeiten General Fujiwaras über Generationen hinweg in unserer Familie unter dem Siegel der Verschwiegenheit weitererzählt wurde. Der General hat die Araki und die Endō angegriffen, weil er sich wegen ihrer Beteiligung an der Ermordung Oda Nobunagas rächen wollte.«
    O-tamas Worte erregten Sanos sofortigen Widerspruch. »Aber Araki und Endō haben Oda nicht getötet! Sein Mörder war Akechi Mitsuhide. Daran besteht kein Zweifel.« Wollte diese bemerkenswerte Frau etwa behaupten, daß ihre alten Familiengeheimnisse glaubwürdiger waren als die offizielle Geschichtsschreibung?
    Offensichtlich, denn sie fuhr fort: »Unsere Geschichte erzählt, daß Akechi nicht der alleinige Täter war. Araki und Endō haben sich mit ihm verschworen. Ihr Ziel war die Ermordung Odas, damit ihre Herren – Tokugawa Ieyasu und Toyotomi Hideyoshi – die Macht an sich reißen konnten.
    Ah, ich spüre Eure Zweifel, sōsakan-sama . Doch selbst in den historischen Unterlagen gibt es Hinweise, welche diese Geschichte erhärten. Ein Beispiel: Weshalb war Oda in der Nacht, in der er starb, allein im Tempel, nur mit einer Handvoll Männer?«
    »Seine Verbündeten, Hideyoshi und Ieyasu, waren zu dem Zeitpunkt weit fort«, erwiderte Sano ungeduldig. Inzwischen hielt er seinen Besuch für Zeitverschwendung. O-tama war nicht der bundori- Mörder; sie wußte nichts über die Morde und die Motive, die dahinterstanden. Und er war schließlich nicht hierhergekommen, um mit O-tama über historische Fragen zu diskutieren. »Es gibt keinen Beweis für irgendeine Mittäterschaft. Ieyasu hat in Sakai eine Erholungspause gemacht, und Hideyoshi kämpfte am Schloß von Takamatsu gegen den Mori-Klan. Er hat Oda um Hilfstruppen gebeten, welche dieser ihm auch schickte …«
    Seine Stimme versiegte, als er plötzlich die Verbindung erkannte, welche die Historiker übersehen oder nicht beachtet hatten.
    »Und verringerte auf diese Weise die Zahl der Männer, die Oda hätten beschützen können«, beendete O-tama den Satz an Sanos Stelle. »Aber hat Hideyoshi die Truppen wirklich gebraucht, um das Schloß der Mori zu erobern? Und warum machte Ieyasu gerade zu diesem Zeitpunkt einen Erholungsurlaub? War es Zufall, daß die beiden Verbündeten Odas fort waren, als er sie brauchte? Und welches Motiv hätte Akechi haben können, den mächtigsten Mann des Landes zu töten?«
    Sano, zutiefst erstaunt über diese neue Sichtweise der geschichtlichen Ereignisse, brachte die übliche Antwort vor, die sich nun aber lächerlich anhörte: »Rache. Oda hatte Akechis Schwiegermutter als Geisel zu einem anderen Klan schicken lassen. Auf diese Weise wollte er Akechi zum Stillhalten zwingen. Sie starb, als er den Klan angriff. Und Oda machte Akechi lächerlich, indem er ihm vor den Augen der anderen Fürsten und hohen Offiziere mit einem eisernen Kriegsfächer auf den haarlosen Schädel schlug, als wäre sein Kopf eine Trommel.«
    »Oh, sōsakan-sama . Was für dumme Gründe Ihr vorbringt!« O-tama lachte vergnügt, und Sano stellte sich bei diesem glockenhellen Lachen vor, wie sie mit einem Kunden nackt in einem Badezuber herumtollte, von Dampfwolken umhüllt. »Und warum ist Akechi nach dem Mord in Kyōto geblieben, statt um sein Leben zu laufen?«
    »Er wollte die Unterstützung der Verbündeten Oda Nobunagas gewinnen, indem er die Schätze Odas unter ihnen verteilte«, sagte Sano mit neuer Zuversicht, denn er hatte Unterlagen gelesen, die bewiesen, daß Akechi genau dies versucht hatte.
    »Oh, nein, sōsakan-sama «, entgegnete O-tama. »Er wartete auf die Generäle Araki und Endō, die dafür gesorgt hatten, daß ihre Fürsten fort waren, damit er, Akechi, Oda töten konnte. Sie hatten ihm Geld und einen höheren Rang versprochen. Doch die Generäle kamen nie. Und Hideyoshi rächte Odas Ermordung, indem er Akechi tötete.«
    »Falls diese Geschichte der Wahrheit entspricht – warum haben Araki und Endō dann ihr Versprechen nicht gehalten? Warum sind sie nicht erschienen?« fragte Sano und versuchte, seine Sicht der Dinge zu verteidigen, doch nur um der

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