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Die Rache des Samurai

Die Rache des Samurai

Titel: Die Rache des Samurai Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Joh Rowland
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diese Versammlung von Dieben und Totschlägern?
    Hirata führte Sano zur gegenüberliegenden Seite des Ringes, wo ein kleiner, glatzköpfiger, muskelbepackter Mann Münzen von lärmenden Besuchern kassierte – Wetter, die auf einen der beiden Kämpfer setzten, wie den Rufen zu entnehmen war:
    »Zehn Kupferstücke auf Yoshi!«
    »Zwanzig auf Gorō!«
    Bei näherem Hinsehen erkannte Sano, daß der Bankhalter kaum älter war als er selbst, und ganz und gar nicht glatzköpfig. Sein Haar war so kurz geschoren, daß sein massiger Kopf im schummrigen Licht nur auf den ersten Blick haarlos ausgesehen hatte. Der Mann besaß eine schiefe, plattgeschlagene Nase; die Augen und der Mund waren verschwollen. Sein Kimono klaffte auf und gewährte den Blick auf eine eindrucksvolle Tätowierung: eine wunderschöne nackte Frau, an deren Brüsten geflügelte Dämonen saugten.
    Hirata trat auf den Bankhalter zu, bei dem es sich offenbar um seinen Informanten handelte, Wilder Eber. »Ich komme wegen der Ware, die ich bestellt habe«, rief Hirata über den Lärm der Zuschauer hinweg.
    Seine gewohnt respektvolle Art und seine Zurückhaltung waren plötzlich von ihm abgefallen; seine Stimme klang derb, rauh und selbstsicher, so wie es seiner Verkleidung entsprach. Sano kam nicht umhin, seinen Helfer zu bewundern, der bereits sein Talent als Ermittler unter Beweis gestellt hatte. Wieder einmal bedauerte Sano, daß sie vermutlich nur für kurze Zeit Partner sein würden.
    Der Kopf von Wilder Eber ruckte zu Sano herum. »Wer ist dein Freund?« fragte er Hirata aus dem Mundwinkel. In seinen halb geschlossenen Augen war kein Weiß zu sehen, nur die dunklen Pupillen, die auf die Kämpfer im Ring gerichtet waren.
    »Die Ware ist für ihn«, erwiderte Hirata. »Bevor du die andere Hälfte von deinem Geld bekommst, mußt du ihm die Sachen zeigen, damit er auch weiß, ob sie ihm gefallen.«
    Im Ring hatte der größere der beiden Kontrahenten einen Angriff auf seinen Gegner unternommen. Der Mann parierte den Schlag nicht schnell genug, und die Kette schrammte über seine Brust. Die Zuschauer stießen ein wildes Gebrüll aus. Wilder Eber ließ die Kämpfer nicht aus den Augen, als er erwiderte: »Du hast nichts von einem Partner gesagt, als wir unseren Handel abgeschlossen haben. Wer ist dieser Mann? Woher soll ich wissen, ob ich ihm trauen kann?«
    Hirata zuckte die Achseln und wandte sich zum Gehen. Sano widersetzte sich dem Verlangen, Hirata zurückhalten; statt dessen machte er das Täuschungsmanöver mit und folgte seinem Helfer. »Wartet.« Die Hand des Informanten schoß vor und packte Hiratas Ärmel. »Du hast gewonnen.« Vor boshaftem Zorn wurden die Augen des Mannes noch schmaler, als er sich zwischen Sano und Hirata stellte. Den Blick noch immer auf den Ring gerichtet, wo nun der zweite Kämpfer seine Kette kreiseln ließ und in einer Folge von Gegenangriffen mit der Sichel nach seinem Gegner schlug, begann Wilder Eber mit seinem Bericht.
    »Der Mann mit den Melonensamen und dem Gesicht eines Fuchses war ein rōnin mit Namen Nango Junnosuke. Er war so fremd in Edo, wie der Schnee dem Sommer fremd ist.« Die rauhe Stimme von Wilder Eber stand in einem seltsamen Kontrast zu seinen wohlgesetzten Worten. »Vor vier Nächten kam er hierher. Er sagte, er wäre soeben aus Kantō eingetroffen.«
    Da es Überschneidungen bei den Amtsbefugnissen des Shōgun und denen der mächtigen Feudalherrn, der Daimyō, gab, war die Polizeigewalt in den acht ländlichen Provinzen, die um Edo herum lagen, geschwächt worden, so daß diese Provinzen zu Zentren verbrecherischer Aktivitäten geworden waren. Insofern verwunderte es Sano nicht, daß der Meuchler aus einer dieser Provinzen stammte. Und ›Junnosuke‹ war der Name, der auf dem zerrissenen Zettel stand, der im Geldbeutel des Meuchlers gesteckt hatte.
    »Daikoku, die große Göttin des Glückes, war Nango nicht wohl gesonnen«, fuhr Wilder Eber fort. »Er hat viel Geld beim Kartenspiel und bei den Wetten auf die Kämpfer verloren. Daraufhin hat er um Kredit gebeten. Er sagte, er würde bald genug Geld bekommen, um seine Schulden zurückzuzahlen …«
    »Hat er gesagt, wieviel Geld?« unterbrach Sano den Informanten. »Und wann er es bekommt?«
    »Zehn koban «, erwiderte Wilder Eber. »Er sollte das Geld am Abend darauf bekommen.«
    Genau die Summe, die man bei dem Meuchler gefunden hatte. Und auch die Zeitangabe paßte. Sanos Erregung wuchs mit der Gewißheit, in diesem Nango endlich jenen Mann gefunden

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