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Die Rache des schönen Geschlechts

Titel: Die Rache des schönen Geschlechts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Camilleri
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kaum verkneifen. Als Montalbano sich im Bad wusch, hielt Catarella ihn an den Schultern fest, und der Commissario wurde langsam sauer, weil er ihn gar nicht mehr loswurde. »Dottori, Ihre Kleider sind ja ganz nass! Da werden Sie ja krank! Dottori, soll ich Ihnen einen Cognac holen?«
    »Nein.«
    »Dottori, bitte, tun Sie's für mich, schlucken Sie ein Aspirin! Ich hab eins in der Schublade!«
    »Gut, dann bring mir eins.«
    Gefolgt von Fazio ging Montalbano in sein Büro. »Ich habe mir schon langsam Sorgen gemacht.«
    »Hast du jemandem gesagt, dass ich auf der Baustelle war?«
    »Nein. Aber wenn Sie in einer halben Stunde noch nicht zurück gewesen wären, wäre ich hingefahren. Haben Sie was rausgefunden?«
    Montalbano wollte es ihm schon sagen, aber da kam Catarella herein, ein Glas und das Aspirin in der einen und einen Aniskeks in der anderen Hand. »Ich will keinen Keks.«
    »Doch, Dottori! Da bin ich jetzt ganz streng! Wenn Sie nichts im Bauch haben, dann kriegen Sie Bauchweh, wenn Sie das Aspirin nehmen, wenn Sie nichts im Bauch haben!«
    Montalbano wappnete sich mit Engelsgeduld und gehorchte. Erst als die ganze Operation beendet war, zog  Catarella beruhigt ab.
    »Wo ist Augello?«
    »Beim Juwelier Melluso war ein versuchter Raubüberfall, Dottore. Melluso hat wie ein Irrer angefangen zu schießen, die beiden Einbrecher sind geflüchtet, weil sie nur Spielzeugpistolen hatten, laut Zeugenaussagen waren es zwei junge Burschen. Ergebnis: zwei verletzte Passanten.«
    »Hat der Juwelier einen Waffenschein?«
    »Ja, leider.«
    »Waren die Diebe Ausländer?«
    »Nein, zum Glück nicht.«
    Im Stillen freute sich Montalbano über das >Leider< ebenso wie über das >Zum Glück<. Sie waren deutlicher als jede lange Rede.
    »Und?«, fragte Fazio, der es vor Neugier nicht mehr aushielt.
    »Ich bin zu einem ersten Ergebnis gekommen«, sagte der Commissario, »aber ich habe keine Lust, es dir zu sagen.«
    »Warum nicht?«, fragte Fazio.
    »Weil ich's Mimi dann noch mal erzählen muss, und das nervt.«
    Fazio sah ihn an, schloss die Tür, kam zurück, pflanzte sich vor dem Schreibtisch auf und fing an zu reden, in breitem Sizilianisch.
    »Pozzu parlari da omu a omu - kann ich von Mann zu Mann mit Ihnen reden?« i> Certu - klar.«
    »Wir alle mögen Sie gern und baden freiwillig Ihre beschissenen Launen aus, aber das dürfen Sie nicht ausnutzen. Verstehen Sie?«
    »Ja.«
    »Sie sind stinkig, weil Sie einen Aniskeks essen mussten, das vergessen Sie jetzt mal und erzählen mir, was Sie auf der Baustelle gefunden haben. Und wenn Sie keinen Bock haben, alles zweimal zu erzählen, dann erzähl eben ich es Dottor Augello.«
    Montalbano ergab sich. Er informierte Fazio ausführlich über alles, was er erlebt, was er getan, was er entdeckt hatte.
    Als er fertig war, zog er die Plastikhülle aus der Tasche und reichte sie Fazio. Das Blut war zu Staub zerfallen, es war nur noch ein fast unsichtbarer Strich dunkles Mehl am unteren Rand der Hülle.
    »Heb du das auf, Fazio. Es ist kostbar. Wenn das Blut, was ich sicher glaube, von Puka stammt, ist es ein eminent wichtiger Beweis.«
    »Wofür?«
    »Dafür, wie der Albaner getötet wurde. Denn meines Erachtens wurde Puka von seinem Mörder überrascht und angegriffen, als er zum Pinkeln auf dem Klo war. Puka, schon im Arbeitsanzug, aber noch ohne Schutzhelm, lässt die Klotür offen, der Mörder kommt und zieht ihm ein Eisenrohr über den Kopf. Aber während er das Eisen hebt, macht er hinter sich die Tür zu.«
    »Wieso?«
    »Weil das Klo von jedem, der zufällig an der Barackentür vorbeigeht, eingesehen werden kann. Dieses Risiko muss er ausschalten. Puka sackt tot auf die Kloschüssel, der Mörder schleift ihn raus für seine Inszenierung. Er muss mindestens einen Komplizen gehabt haben. Bevor sie wegen dem vorgetäuschten Unfall Alarm schlagen, säubern sie das Klo gründlich, aber die Flecken an der Tür sehen sie nicht, denn die steht offen, während sie putzen.«
    »Aber wie ist das Blut da hingekommen?«
    »Du musst bedenken, dass ich es zufällig entdeckt habe, weil mir dieser Lichtschimmer auffiel. Der Mörder schlägt einmal zu und holt aus, um ein zweites Mal zuzuschlagen. Aber es ist eng da drin, das Eisen knallt gegen die geschlossene Tür und hinterlässt einen sichelförmigen Kratzer, und bei diesem Schlag fliegen Blutstropfen von dem Eisen an die Tür. Doch einen zweiten Schlag braucht es gar nicht, Pukas Schädel ist schon zertrümmert.«
    Die Tür ging auf, Augello

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