Die Rache des schönen Geschlechts
seinen Zweck vollkommen. Die gesamte Baustelle war zu sehen, wenn auch aus einem anderen Winkel, jetzt hatte er die Tür der Wächterbaracke besser im Blick. Die Leute arbeiteten. Er sah auf die Uhr. Viertel nach fünf. Er nahm sich eine Zigarette, bot Catarella auch eine an, gab ihm Feuer und sah wieder zu der Baustelle hinunter. Plötzlich explodierte etwas neben ihm. Er fuhr herum. Was da explodiert war, war Catarella, der blau anlief und verzweifelt nach Luft schnappte. Er war buchstäblich am Ersticken. Besorgt schlug Montalbano ihm mehrmals mit der Hand auf den Rücken. Endlich fing Catarella sich wieder. »Der Rahahahahauch.«
»Rauchst du denn nicht?«
»Nein, Dottori.«
»Warum hast du die Zigarette dann genommen?«
»Weil ich brav gehorchen wollte.«
Um fünf Uhr fünfundzwanzig war kein Arbeiter mehr auf dem Gerüst, alle waren in der großen Baracke und zogen sich um. Als Montalbano schon immer unruhiger wurde, kam der Wagen der Carabinieri angerast und fuhr mit ohrenbetäubendem Sirenengeheul zur Baustelle hinunter. Die Bauarbeiter traten aus ihrer Baracke, manche angezogen, manche nicht. Auch der Wachmann kam heraus, aber da stand schon der Maresciallo vor ihm und stieß ihn wieder zurück, ging selbst hinein und schloss die Tür hinter sich. Inzwischen sagte ein Carabiniere den Arbeitern - man sah es an seinen Gesten -, sie sollten wieder in ihre Baracke gehen und dort bleiben. Als alle drin waren, machte er die Tür zu und stellte sich mit seinem Kollegen davor. Das war eine kluge Variante des Planes, den Montalbano vorgeschlagen hatte. Mit nur zwei Leuten war es das Beste, was Verruso tun konnte. So verging eine halbe Stunde. In der Stille hörte der Commissario, dass in der großen Baracke geredet wurde. Aber er verstand nichts. Dann zückten die beiden Carabinieri die Pistolen.
»Verstehst du sie?«
»Ja, Dottori.«
»Was sagen sie?«
»Die Arbeiter wollen raus, Dottori.«
In diesem Augenblick ging die Barackentür auf, und ein Bauarbeiter kam heraus und gebärdete sich wie wild: Hinter ihm kam noch einer zum Vorschein. Ganz ruhig hob ein Carabiniere den Arm und schoss in die Luft. Die beiden Arbeiter verschwanden schleunigst wieder in der Baracke. Sie schlossen sogar die Tür. Dann trat der Maresciallo aus der kleinen Baracke, ging zu seinen Leuten und redete mit ihnen. Es war ein kurzes Gespräch, dann kehrte der Maresciallo um, verschwand in der Baracke und kam mit dem Wachmann wieder heraus. Er blickte um sich und fesselte Peluso mit Handschellen an ein Eisenrohr des Gerüsts. Montalbano gratulierte Verruso: Er hatte einen strategisch günstigen Platz gewählt, kein Arbeiter, der aus der Baracke kam, konnte den Wachmann übersehen. Dann postierte sich der Maresciallo vor der großen Baracke, während ein Carabiniere, damit niemand abhauen konnte, sich unter das Fenster stellte, durch das der Commissario eingestiegen war. Der zweite Carabiniere öffnete die Tür der großen Baracke und blieb neben ihr stehen. Der Maresciallo hatte ein Blatt Papier in der Hand. Da wusste der Commissario, dass Verruso sich von der Firma Corso die Namen all derer hatte geben lassen, die an diesem Tag arbeiteten. Der erste Arbeiter kam mit seinen Ausweispapieren in der Hand heraus. Verruso kontrollierte sie. Eine Minute später setzte sich dieser Arbeiter, der anscheinend nach Hause fahren durfte, auf ein Moped und verließ fluchtartig die Baustelle. Ebenso der zweite, der dritte, der vierte Arbeiter. Beim fünften sah die Sache schon anders aus. Nach einem Blick auf dessen Ausweis machte Verruso eine Handbewegung. Der Carabiniere, der neben der Tür gestanden hatte, war sofort zur Stelle, packte den Arbeiter bei den Schultern, stieß ihn neben den Wachmann und kettete ihn mit Handschellen ebenfalls an die Eisenstange. Der nächste Arbeiter kam ungeschoren davon. Der siebte wurde wieder festgehalten und angekettet. Es fehlte also nur noch einer, aber dieser eine kam nicht zum Vorschein. jetzt waren noch der Maresciallo, die drei Gefesselten und die beiden Carabinieri auf der Baustelle; Letztere suchten den dritten Arbeiter überall, sogar auf dem Gerüst. Ohne Erfolg. Da lief Verruso zu seinem Auto und telefonierte. Nach einer
Viertelstunde kam ein Wagen. Den Wachmann nahm der Maresciallo mit, die beiden anderen wurden in den eben angekommenen Wagen verfrachtet. Alle fuhren ab. Nur das Auto, mit dem die drei Mörder zur Arbeit gekommen waren, stand noch vor dem Bauzaun. Mittlerweile war es
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