Die Rache des Stalkers
Jugendlichen – umringt, die ihr zu gern den Schwanz zwischen die Beine geschoben hätten. Kaum hatte ich ihre Aufmerksamkeit erregt, konnten alle anderen Leine ziehen. Meine Visitenkarte hatte von Neuem den gewünschten Effekt. Es ist so einfach. Sie lesen, wer ich angeblich bin, und in ihren Augen steht sofort die Gier geschrieben. Sie würden ihr Leben für fünf Minuten Ruhm geben. Und letztlich tun sie das.
Wir hielten uns ca. zwanzig Minuten in der Kneipe auf, ich spendierte ihr einen Drink und du hättest sehen müssen, wie sie sich mir hingab. Ihre Gesten deuteten an, mich zu wollen. Wie sie sich durchs Haar strich oder den ›zufällig‹ verrutschten Spaghettiträger in Position brachte, da erinnerte sie mich so sehr an SIE, dass ich sicher war, die Richtige gefunden zu haben. Ich erzählte ihr, wir seien gerade auf der Suche nach neuen Talenten und sie passe genau in unser Profil. Dir hätte das Leuchten in ihren Augen gefallen. Dann fiel mir vorgeblich ein, dass schon am übernächsten Tag die Auswahl beginnen würde und wir von jedem Mädchen einige Fotos benötigten. Ich fragte sie, ob sie jemals professionelle Modellfotos hatte anfertigen lassen, was sie verneinte. Meine gespielte Enttäuschung muss sie überzeugt haben. Die Aussicht auf schnellen Ruhm war in unerreichbare Ferne gerückt. Bis ich erwähnte, dass ich zwar kein begnadeter Fotograf sei, aber in der Wohnung eines Freundes, die ich während seines Urlaubs hüten würde, die Grundausstattung vorhanden sei, um einigermaßen brauchbare Bilder zu machen. Sie bettelte mich förmlich an, dort mit ihr hinzugehen. Anfänglich zierte ich mich, indem ich ihr sagte, als Redakteur dürfte ich niemanden bevorzugt behandeln. Da bot sie sich mir an. Sie presste sich an mich und flüsterte, wie dankbar sie mir für diesen Gefallen sein würde. Ihre Hand strich wie zufällig an meinem Schritt vorbei, nur damit ich verstand. Doch wie hätte ich ihre Worte und Gesten missverstehen können? Ich nickte zögerlich und wir machten uns auf den Weg in die Wohnung, die natürlich meine eigene ist. Wie die anderen wurde sie wegen des Namens an der Klingel nicht misstrauisch und glaubte, mein eigener Name sei der meines Freundes.
Ich führte sie in die Ecke, in der die Fotoausrüstung steht. Über die Plastikfolie am Boden schien sie sich nicht zu wundern. Jedenfalls musste ich ihr diesen Umstand nicht erklären. Wir begannen mit dem Shooting und sie zeigte bei meiner Aufforderung, mehr und mehr ihrer Kleidung abzulegen, keinerlei Scheu, bis sie nur noch in BH und String vor mir stand. Ich drängte sie in die Rolle des verführerischen Vamps, der alle Männer um seine Finger wickeln könne, und sie genoss es.
Mit jedem geschossenen Bild, mit jeder Anweisung steigerte sich meine Erregung. Nach einer Weile ließ ich sie in Posen agieren, die sich mir unauslöschlich in mein Gehirn eingebrannt haben. Ihretwegen. Dann war es so weit. Ich legte die Kamera beiseite und bestätigte ihr, dass es nicht den Hauch eines Zweifels daran gab, sie bald auf der Titelseite wiederzufinden. Kokett kam sie auf mich zu. Als sie nah genug war, schlug ich zu. Wie ein gefällter Baum stürzte sie zu Boden.
Sie erwachte mit einem Klebeband auf ihrem Mund. Trotzdem versuchte sie zu schreien. Vielleicht, weil ich nackt auf ihr hockte; vielleicht, weil sie das Messer in meiner Hand sah. Was ängstigt sie wohl mehr: mein Blick, der nicht eine Sekunde von ihren Augen weicht, egal, was ich gerade mit ihnen anstelle, oder dass ich die ganze Zeit nicht einen Ton sage? Allenfalls lustvoll stöhne.
Nachdem ich mit ihr fertig war, packte ich sie in die Folie und schleppte sie zu meinem Wagen. Unbehelligt konnte ich sie in dem Versteck abladen und zu den anderen legen.
ICH BIN DIR SO DANKBAR!
Du weißt wofür.
Ohne deinen Tipp hätte ich sie wie die erste Schlampe entsorgen müssen. Irgendwo in einem abgelegenen Waldstück oder im Fluss; Stellen, an denen man sie viel zu schnell findet. Als ich damals in der Zeitung von dem Leichenfund gelesen hatte, war ich enttäuscht gewesen. Dein Versteck ist einfach perfekt. Mit etwas Glück werden irgendwann nur noch die von den Würmern abgenagten Knochen ausgegraben. Und selbst das kann dauern.
Das wars für heute. Wäre schön, wenn du dich bald meldest. Hast du auch einen neuen Erfolg zu verbuchen?
Alles Gute
Picasso
Angewidert griff Anja zu ihrem Telefon, um Wagner zu informieren. Sein im vorherigen Gespräch zum Ausdruck gebrachter Zweifel an der
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