Die Rache ist Dein
hätten, daß er in Schwierigkeiten war. Gleichzeitig gab sie hundert Mäuse pro Stunde dafür aus, daß ich ihr beim Schwitzen zusah. Lark fing immer wieder von dem Auto an. Die Corniche war natürlich geleast, und die Zahlungen rissen ein großes Loch in seine Finanzen.«
»Warum hat er den Wagen nicht einfach aufgegeben?«
»Weil er nicht aus dem Vertrag kam, ohne noch viel mehr zu zahlen, ganz zu schweigen von dem Gesichtsverlust. Sehen Sie, mir geht es so ähnlich. Ich muß eine Fassade aufrechterhalten. Ich fahre einen BMW ... na ja, ich fuhr einen BMW Das gehört zur Show, aber ich hab meinen sehr günstig gekriegt — alles bar bezahlt. Jetzt ist er weg, aber die Versicherung springt ein. Ich könnte genauso am Haken zappeln wie alle anderen. Doch das tu ich nicht, weil ich eine Super-Schnäppchenjägerin bin.« Sie wandte sich an Oliver. »Zum Beispiel Ihr Jackett. Sieht nach Valentino aus. Ich könnte das heute mit fünfundsiebzig Prozent Nachlaß kriegen, weil es aus der Kollektion vom letzten Jahr ist.«
»Da hab ich ja gar nicht so schlecht abgeschnitten«, meinte Oliver. »Ich hab es letztes Jahr für sechzig Prozent gekriegt.«
»Nein, das ist wirklich nicht schlecht. Wo haben Sie's her?«
»Von >Gutes für wenig Geld<.«
»Kenne ich. Saisonware und zweite Wahl.«
»Um noch mal auf den Rolls zurückzukommen«, sagte Marge. »Armand wollte aus dem Leasingvertrag raus?«
»Laut Lark ja. Meine gesamten Informationen habe ich von Lark. Wenn es sich also als Schwachsinn herausstellt, kann ich nichts dafür.«
»Hatte sich Armand Gedanken gemacht, wie er aus dem Vertrag rauskommen könnte?« fragte Oliver.
Stacy seufzte. »Sie hat erwähnt, daß er einen Unfall vortäuschen wollte ... den Wagen gegen eine Mauer fahren und einen Totalschaden hinlegen. Sie fragte mich, ob das verdächtig aussehen würde.«
»Was haben Sie gesagt?«
»Daß ich es für eine total bescheuerte Idee hielt. Es würde nicht nur verdächtig aussehen, sondern er könnte dabei auch verletzt werden. Gegen Mauern fahren, um einen Totalschaden zu verursachen, das ist nichts für Amateure.«
»Wie hat sie reagiert?«
»Sie hat das Thema fallenlassen.«
»Und das war's dann?«
»Nein«, gab Stacy zu. »Zwei Wochen später hat sie mich gefragt, ob ich jemanden kenne, der nicht nur bereit wäre, ein Auto zu klauen, sondern es auch noch verschwinden lassen könnte. Als würde ich Verbrecher kennen, nur weil ich viele Leute trainiere.« Stacy schwieg, verschränkte wieder die Arme. »Ich war echt beleidigt.«
»Was haben Sie ihr geantwortet?«
»Daß ich niemanden weiß. Ich hab versucht, ganz ruhig zu bleiben, aber ich war schrecklich sauer. Dann passierte der Autoraub ... nur war es mehr als das. Mann, war ich nervös. Wenn sie das geplant hatte und ich eine Art Mitwisserin war ... was bedeutete das für mich? Mindestens sechs Monate lang hab ich ständig damit gerechnet, daß was passiert.«
»Wie viele Tage lagen zwischen Larks Frage und dem tatsächlichen Überfall?«
»Etwa ein Monat.«
»Und in dem Monat hat sie die Corniche nicht mehr erwähnt?«
»Nein ... zumindest hat sie nichts mehr von Plänen gesagt. Allerdings hat sie sich weiter über Armand beklagt. Daß er nicht mit Geld umgehen kann. Nach dem Uberfall hab ich sie angerufen, um ihr mein Beileid auszusprechen. Sie war nicht zu Hause, rief aber eine Woche später zurück, sagte, sie sei nicht in der Verfassung, jemanden zu sehen. Und selbst wenn sie in der Verfassung wäre, könnte sie sich das Training nicht mehr leisten. Ich hab später noch mal angerufen, aber sie war wieder nicht zu Hause. Dann war nichts mehr. Bis letzte Woche.« Sie wippte mit dem Fuß, nahm noch einen großen Schluck aus der Wasserflasche. »Ich bin unvorsichtig geworden, weil man auf die Dauer mit Paranoia nicht gut leben kann. Ein großer Fehler.«
»Haben Sie eine Ahnung, warum Ihr Auto geraubt wurde?« fragte Oliver.
»Wer weiß? Das Auto ist auffällig, ich sah verletzlich aus, reiner Zufall oder ... eine Mahnung, den Mund zu halten.« Stacys Augen wurden feucht. »Ich weiß es nicht. Wenn mich jemand warnen wollte, warum dann erst nach einem Jahr?« Sie sah die Detectives an. »Hab ich recht?« Marge und Oliver nickten. Aber das schien sie nicht zu trösten.
»Das ist wie ein Alptraum«, fuhr Stacy fort. »Ich kann nicht essen, ich kann nicht schlafen. Ich nehme mehr Kunden an, als ich sollte, weil die Arbeit die Angst vertreibt. Das ist das einzig Positive. Ich verdiene mehr
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