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Die Rache ist Dein

Die Rache ist Dein

Titel: Die Rache ist Dein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
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erwiderte Beaudry. »Aber er hat gute Zähne. Das weiß ich, weil er ständig lächelt.«
    Cindy betrachtete den Riesen. Stämmig war ein passendes Adjektiv für ihn. »Ihren Führerschein.« Sie drehte an einem imaginären Steuerrad. »Fahren.« Der Mann nickte. »Da.« Er zeigte auf seinen Laster. Er kapierte es nicht.
    »Führerschein«, wiederholte Cindy lauter. Als könnte größere Lautstärke sein Verständnis erhöhen. »Führerschein.« Der Mann wiederholte: »Führer-schein.«
    »Officer Beaudry, können Sie mir mal ein Alcotest-Röhrchen bringen?« Wenn der Russe die erlaubte Promillegrenze überschritten hatte, brauchte sie seinen Führerschein nicht. Sie würde ihn sofort verhaften.
    »Kann hier nicht weg«, rief Beaudry zurück. »Machen Sie einen einfachen Alkoholtest.«
    Was hieß, Beaudry wollte sie nicht mit zwei Besoffenen allein lassen. Na gut. Das war legitim. Also würde sie den Fahrer testen. Kein Problem.
    »Sind Sie Anatol Petrukievich?«
    Der Mann strahlte. »Da!« Wieder nickte er. »Da!« Er brabbelte auf russisch los und beendete seine Rede mit einem breiten Lächeln. Cindy lächelte auch. Er grinste wie ein Schuljunge. Na toll. Jetzt waren sie Kumpel. »Schau her, Anatol.«
    Als er seinen Namen hörte, sah er sie an. Wieder das Grinsen.
    »Schau auf mein Bein. Siehst du, was ich mache?« Cindy balancierte auf dem rechten Fuß, hob das linke Bein etwa sechs Zentimeter hoch und zählte laut bis zehn. Dann zeigte sie auf ihn. »Du! Anatol! Jetzt Anatol, okay? Capiscbe?«
    Was Blödsinn war, denn capische war italienisch. Sie wiederholte die Übung, zählte wieder bis zehn, zeigte auf seine Brust. »Jetzt du.«
    »Da!« Er nahm die Herausforderung an, verlagerte das Gewicht auf das rechten Bein, schwankte aber gefährlich, als sein linker Fuß sich vom Boden hob. Anatol wurde rot, versuchte es noch mal. Wieder nichts. Er sagte was auf russisch, wollte sich offenbar entschuldigen. »Nein, ist schon okay«, rutschte ihr raus. »O-key?« Er strahlte.
    »Nein, nicht okay.« Cindy schüttelte den Kopf. »Nicht okay, nur ... mach das!« Sie hob die Arme in Schulterhöhe, ballte die Fäuste, streckte den rechten Zeigefinger vor. Den Ellbogen gebeugt, berührte sie ihre Nasenspitze mit dem Zeigefinger, ohne die Arme zu senken. »Jetzt du, Anatol. Du.« Der Mann nickt, bewegte sich aber nicht.
    Um ihm auf die Sprünge zu helfen, hob sie seinen rechten Arm, streckte ihn aus. Aber sobald sie losließ, fiel der Arm wieder herab.
    Bisher bekam er für seine Leistungen ein »Mangelhaft«. Aber da war auch die Sprachbarriere zu bedenken. Sie brauchte mehr objektive Informationen, bevor sie ihn einbuchtete. Sanft drehte sie ihn um, bis er mit dem Gesicht zum Chevy stand, nahm seine Hände, legte sie auf die Kühlerhaube. Dann drehte sie ihm, immer noch sanft, einen Arm nach dem anderen auf den Rücken und legte ihm Handschellen an. Absolut kein Widerstand.
    Er war groß und betrunken, aber ein verdammt glücklicher Bär.
    Vorsichtig führte sie ihn zum Streifenwagen. Seine Füße schlurften über den Boden, und er schwankte und stolperte bei jedem Schritt. Cindy mußte ihn stützen. Der Teddybär war schwer, sehr schwer. Sie umklammerte die Handschellen, versucht ihn aufrecht zu halten. Aber statt ihn zu führen, wurde sie hin und her geschlenkert wie von einem monströsen, stockbesoffenen Krebs. Schließlich erreichten sie den Streifenwagen. »Vorsichtig, Anatol.«
    Sie öffnete die rückwärtige Tür, stellte den Bär neben den Sitz. »Rein.« Cindy gab ihm einen leichte Schubs. »Rein.« Sie drückte seinen Kopf runter, damit er sich den dicken Schädel nicht am Wagendach anstieß. Ein Teilerfolg. Anatols Kopf und Körper waren im Wagen, aber seine Füße baumelten immer noch über dem Rinnstein.
    Mit erhobenem Zeigefinger befahl sie: »Warte hier.«
    Anatol grinste. Er schien nicht im geringsten beunruhigt. Cindy holte ein Alcotest-Röhrchen aus dem Kofferraum. Als er es sah, signalisierte sein Blick Wiedererkennen. Ohne Anweisung blies er hinein. Sein besoffener Atem hätte selbst ein Rhinozeros umgeworfen. »Mann!« stieß Cindy aus. »Das sind ja 2,5 Promille. Sie sind betrunken, Sir.«
    Anatol grinste, deutete mit Daumen und Zeigefinger knapp drei Zentimeter an. »So viel Wodka.« Cindy breitete die Arme aus. »Eher so viel Wodka.« Anatol lachte.
    »Haben Sie so einen?« Cindy holte ihren Führerschein heraus. Anatol schüttelte den Kopf. »Hab nich.«
    »Heißt das, Sie haben Ihren Führerschein

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