Die Rache ist Dein
ein.
»Ich verkehre mit jedermann gesellschaftlich.«
»Ich meine, haben Sie ihn zu Hause besucht und er Sie?«
»Sie unterbrechen mich«, sagte Dex. »Wenn Sie mich weiter unterbrechen, erfahren Sie nicht, was ich meine. Aber wenn Sie mich nicht unterbrechen, sage ich Ihnen, was ich meine, und Sie brauchen sich keine Fragen dazu stellen. Denn ich sage Ihnen, was ich meine.«
»Okay, Sir«, sage Marge. »Was meinen Sie?«
»Wo waren wir gerade?«
»Ob Sie gesellschaftlich mit Mr. Crayton verkehrten.«
»Ich verkehre mit all meinen Geschäftspartnern gesellschaftlich. Denn nur so kann man gute Geschäfte machen. Man muß vor allem Mensch sein und dann erst Geschäftsmann. Man muß beides haben — das menschliche Verständnis und die Geschicklichkeit eines Pferdehändlers. Hab ich mich klar genug ausgedrückt?«
»Waren Sie jemals im Haus von Mr. Crayton?«
»Habe ich das nicht gerade gesagt? Habe ich nicht gesagt, Elizabeth dort hin zu schleifen war wie Antoinettes Gang zum Galgen?«
»Guillotine.«
»Galgen, Guillotine ... irgendein Folterinstrument.«
»Sie müssen Hunderte Geschäftspartner haben.«
»Vielleicht sogar Tausende ... «
»Besuchen Sie und Ihre Frau die alle zu Hause?«
»Sie haben mich schon wieder unterbrochen. Aber ich weiß, worauf Sie hinauswollen. Nein, ich besuche nicht jeden Geschäftspartner zu Hause. Nicht, wenn er in Singapur lebt, oder in Japan oder China oder Europa oder Australien; außer ich bin in Singapur oder Japan oder China oder Europa oder Australien. Verstehen Sie?«
»Sie wickeln viele Geschäfte im Ausland ab.«
»Was sind Sie doch für ein kluges Mädchen.« Er grinste, zeigte seine spitzen Zähne. »Ja. Ich hab viel mit dem Ausland zu tun. Crayton lebt hier, also lädt er mich zum Essen ein, und als Gentleman nehme ich die Einladung an. Wenn man eingeladen wird, geht man hin. Außer man verabscheut den Mann. Ich habe ihn nicht verabscheut. Ich fand ihn ganz charmant. Und dann war da seine Frau; eine hübsche Frau. Wohl der Hauptgrund, daß Elizabeth nicht dorthin wollte. Sie konnte Crayton nicht leiden, aber sie verabscheute Lark. Weil Lark jung und schön ist. Sie wissen, wie Frauen sind.«
»Eifersüchtig?«
»Mir gefällt das Wort beschützend besser. Elizabeth beschützt mich, verstehen Sie, weil ich das einzige in ihrem Leben bin, das be-schützenswert ist. Aber ich bin gern zu Armand gegangen, weil er witzig war. Und Lark, jung und hübsch wie sie ist, hielt Elizabeth auf Trab. Und wenn man einundsechzig ist und eine sechsundzwanzigjährige Frau hat, ist es nett, wenn sie auf Trab gehalten wird.«
»Sie war also eifersüchtig auf Lark?«
»Ich habe Ihnen gerade gesagt, daß ich das Wort eifersüchtig nicht mag. Elizabeth war sehr beschützerisch mir gegenüber, was Lark anging. Weil Lark sich mit Gewinnern und Verlierern auskennt. Bei ihrem Mann war sie da zwar nicht sicher, aber sie wußte genau, daß ich ein Gewinner bin. Leider bin ich schon vergeben. Aber wir wissen, wie schnell sich das ändern kann.«
»Gefällt es Ihnen, daß Elizabeth beschützend ist?«
»Ja. Es gefällt mir sehr, von einer jungen Frau beschützt zu werden. Wie wär's, wenn Sie nach diesem positiven Ergebnis mit der Befragung aufhören?«
»Waren Lark und Armand je bei Ihnen zu Gast?«
Er lachte abgehackt. »Sich in das Haus von jemanden schleppen zu lassen, den man verabscheut, ist eine Sache. So jemanden in das eigene Haus einzuladen, ist ganz etwas anderes. Selbst ich hätte das nicht von Elizabeth verlangen können. Also lautet die Antwort auf Ihre Frage: nein, wir haben die Craytons nie eingeladen. Was schade war. Denn Armand Crayton hatte keinen Geschmack, was Inneneinrichtung angeht. Nein, das nehme ich zurück. Armand hatte Geschmack. Einen ganz entsetzlichen Geschmack. Und ich hätte ihm vielleicht das eine oder andere darüber beibringen können, wenn er länger gelebt hätte.« Bartholomew erhob sich.
»Um es zusammenzufassen, Detective, ich weiß nicht, wer meine Frau entführt hat, ich weiß nicht, warum er oder sie das getan hat, und es hatte nichts mit dem Mord an Armand Crayton zu tun, weil Elizabeth nichts mit Crayton zu tun hatte. Also habe ich Ihnen nichts mehr zu sagen. Überdies habe ich einen Termin, und zwar nicht mit Ihnen. Wenn Sie also meine Grobheit entschuldigen — Sie müssen jetzt gehen. Und selbst wenn Sie sie nicht entschuldigen, müssen Sie gehen. Ich hoffe, Sie haben das bekommen, was Sie wollen. Adieu!«
Er streckte ihr die Hand
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