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Die Rache ist Dein

Die Rache ist Dein

Titel: Die Rache ist Dein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
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und einfach ... beinahe, als wäre sie eingeübt. Je unbestimmter und einfacher, desto schwerer ist es, einen Schwachpunkt zu finden. Wir haben sie total durchleuchtet. Sie ist keine Nonne, hat aber keine Vorstrafen. Hat die Versicherung je gezahlt?«
    »Vor drei Wochen«, sagte Oliver.
    »Also haben die auch nichts rausgefunden.«
    »Ja, wir wollen mit denen reden. Das Versicherungsbüro macht um neun auf. Mal sehen, was sie haben.« Marge wärmte ihre Hände am Kaffeebecher. »Glaubst du wirklich, daß die Entführer irgendwelche Rabauken waren?«
    »Zuerst nicht. Tom und ich waren überzeugt, daß ein verärgerter Investor dahintersteckte. Aber nach den endlosen Befragungen ... na ja, ihr habt die Berichte gelesen. Wir konnten nichts finden. Wir hofften, daß die Versicherung Lark Crayton was anhängen könnte. Aber wenn sie gezahlt hat ...«
    »Was ist mit Dexter Bartholomew?« fragte Marge.
    »Was soll mit dem sein?«
    »Kam er euch irgendwie merkwürdig vor?«
    »Total. Der Kerl ist ein absoluter Exzentriker. Aber wir konnten ihn nicht mit Craytons Tod in Verbindung bringen.« Martinez schaute auf die Tarkum-Akte. »Da war das hier noch nicht passiert. Wir müssen mindestens hundert Leute befragt haben. Die Sache sah so einfach aus. Der Mann hatte Schulden, also mußte jemand Zorn auf ihn haben. Aber damit kamen wir nicht weiter. Gut, dann eben kein Zorn. Die Frau ist Nutznießerin einer Lebensversicherung über zwei Millionen Dollar. Also nimmt man sich den Aspekt vor. Und kommt auch nicht weiter. Nach einer Weile denkt man, na gut, vielleicht war es wirklich bloß Pech. Crayton war zur falschen Zeit am falschen Ort.« Er hob die Tarkum-Akte hoch. »Möglich, daß das was bewegt. Ich nehme an, jemand hat Bartholomew wegen des Überfalls auf seine Frau befragt?«
    »Osmondson«, sagte Oliver. »Hat er Crayton erwähnt?«
    Oliver schüttelte den Kopf. »Ich glaube, der Zusammenhang mit Crayton war ihm nicht klar, bevor ich ihm davon erzählt habe. Bartholomew muß noch mal befragt werden. Du hast das damals gemacht. Willst du es übernehmen?«
    »Da die Tarkum-Sache euer Baby ist, solltet ihr die beiden vernehmen«, meinte Martinez.
    Marge wandte sich an ihren Partner. »Rede du mit Elizabeth Tarkum. Ich nehme Dex.« Sie lächelte.
    »Dex nehmen klingt wie eine Droge, was?«
    »Wunschdenken.« Wieder klopfte Oliver mit dem Bleistift. »Gibt's einen Grund für diese Mann/Frau-Aufteilung? Wenn die Tarkum eine Affäre mit Crayton hatte, würde sie es dir gegenüber leichter zugeben.«
    Marge war verblüfft. »Wieso sollte sie eine Affäre mit Crayton gehabt haben?«
    »Sie ist jung und mit einem alten Mann verheiratet. Crayton läuft ihr über den Weg, wirft mit Geld um sich wie mit Kaugummipapier. Er schmeißt Riesenpartys und gilt als Playboy.« Oliver zuckte die Schultern. »Du kannst es eine Ahnung nennen.«
    »Okay. Ich nehme trotzdem Dexter Bartholomew. Der Kerl ist zwar Ölmillionär und ein Macho, aber bei mir — einer Frau — wird er sich wahrscheinlich nicht so in Pose werfen.«
    »Das mag sein«, meinte Oliver. »Mit den Schwanz zu wedeln, macht wenig Spaß bei einem schwanzlosen Gegner.«
    »Schwanzlosigkeit ist ein rein physischer Aspekt«, entgegnete Marge. »Ich kann genausogut aufschneiden wie jeder andere.«

15
    Marge hatte eine Vorstellung von dem Ölmillionär aus Texas — genauer genommen Oklahoma. Dexter Bartholomew, ein Schrank von einem Kerl; zwei Meter groß mit einem gewaltigen Cowboyhut, unter dessen Krempe sandfarbenes Haar hervorlugte — mit ein bißchen Grau durchsetzt. Ein vom Trinken gerötetes Gesicht mit Knollennase. Tiefliegende Schweinsaugen, breite Stirn. Khakihosen und -hemd, dazu Westernkrawatte und ein Bierbauch, der über einem echten Krokoledergürtel hing. Eine tiefe Stimme, ganz bestimmt, mit übertrieben breiter Aussprache. Als die Sekretärin sie in Bartholomews Büro führte, sah Marge sich einem Mann gegenüber, der kaum einssechzig groß war. Marge überragte den schlanken Mann mit den schmalen Fingern und manikürten Nägeln. Dex trug keinen Hut. Dafür einen maßgeschneiderten marineblauen Nadelstreifenanzug. Sein Hemd war weiß, die Krawatte goldgelb, gehalten von einer Krawattennadel mit Diamanten. Protzig, ja, aber geschmackvoll. Der Gürtel war tatsächlich aus Krokoleder, und die Füße steckten in dazu passenden Loafers. Auf dem kleinen Körper saß ein kleiner Kopf. Ein sandfarbener Haarkranz um den kahlen Schädel. (Auch die Haarfarbe hatte sie richtig

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