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Die Rache. Thriller.

Die Rache. Thriller.

Titel: Die Rache. Thriller. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Katzenbach
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auch hier immer vorgeschrieben, was man tun mußte, wenn man zugelassen werden wollte.
    Aber bei den Banden hatten die Aktionen eine praktische Seite gehabt. Bei der Bewegung mochten sie symbolische Sachen, vor allem Bomben. Er hatte immer gefunden, daß das eine feige Art war, um Leute zu töten, aber er verstand natürlich, daß das für die Organisation eine sichere Methode war. Da hatte er dann mitgemacht; er hatte geholfen, eine Rohrbombe auf der Männertoilette eines Regierungsgebäudes unterzubringen. Es war nicht sein Fehler gewesen, daß das verdammte Ding nicht zum geplanten Zeitpunkt losgegangen war.
    Er vergaß die Geschichte wieder und dachte an die beiden Gefangenen oben in der Dachkammer. Er stellte sich vor, daß die beiden Tommys auf den Betten saßen und ihn anstarrten. Dann versuchte er Gewehr-und Revolverschüsse, Blut und Wunden in seine Vision hineinzumalen. Er sah sie auf dem Boden ausgestreckt steif werden.
    Er stellte fest, daß er eigentlich noch nie jemanden getötet hatte, obwohl er dabei gewesen war, wenn Morde stattfanden: einmal bei einem Bandenkrieg, als man zwei Rivalen in einer engen Gasse geschnappt hatte; das zweitemal im Gefängnis nach dem Essen, als die Menge der Gefangenen zur Freizeit in die Gefängnishöfe geflutet war und man in dem vorübergehenden Wirrwarr, der immer dann entstand, wenn solche großen Mengen von Häftlingen sich bewegten, einen Spitzel niedergemetzelt hatte. Das drittemal war Olivias Besuch bei dem Beamten draußen in Kalifornien gewesen. Er erinnerte sich an den Gesichtsausdruck des Mannes, als er die Unvermeidlichkeit dessen erkannte, was mit ihm im nächsten Augenblick geschehen würde: eine Mischung aus Panik und Wut. Er hatte dagegen gekämpft. Er hatte keine Chance, und er wußte es, aber er hatte sich gewehrt, und dadurch wurde es für sie noch leichter. Er hoffte, daß der Richter und der Junge sich auch wehren würden. Dann könnte er sie im Kampf töten, und das wäre für ihn auch leichter.
    Er fluchte und schwang die Beine über den Bettrand.
    Das matte Licht im Zimmer beleuchtete seine Zigaret-tenpackung auf einem wackligen alten Tisch. Er mußte niesen, als er die Hand nach dem Päckchen ausstreckte.
    Verdammter alter kalter Kasten, sagte er zu sich selbst.
    Verdammt für immer. Ich will ihn nie wiedersehen.
    Er versuchte sich das Leben in den warmen Ländern vorzustellen. Er machte sich Mut und dachte: Heute mittag fliege ich mit einem Packen Geld in den Süden ab. Er sah zu seiner kleinen Stofftasche hinüber, die schon gepackt bereitstand.
    Er stand auf und zog Hosen und Schuhe an. Obenrum trug er ein zerfetztes graues Sweatshirt. Es hatte eine Kapuze, die er hochzog wie einen Schal.
    Ramon lauschte und hörte die gedämpften Schnarchlaute von Bill Lewis aus dem Zimmer nebenan. Er ballte die Fäuste und öffnete sie wieder, mehrere Male. Dann ging er zum Bett hinüber und fand seinen Revolver. Er schob ihn sich unter den Hosenbund. Von heute an, wenn das vorbei ist, wird alles anders, dachte Ramon. Es würde sehr angenehm sein, selbst neben Olivia im Bett zu liegen.
    Begeistert dachte er darüber nach, was für tolle Dinge sie zusammen drehen würden. Momentan tat ihm Lewis direkt leid. Aber dann zuckte er die Achseln, und es ergriff ihn eine unbestimmte eifersüchtige Wut.
    Ramon trat in den Gang hinaus und warf einen Blick auf die verschlossene Bodenkammertür. Ich könnt’s jetzt tun, dachte er, während Lewis schläft. Ich würde ihn überraschen, und er könnte nichts dagegen machen, genausowenig wie sie. Es wäre ein für allemal erledigt, und keiner könnte noch irgend etwas daran ändern. Ramon merkte, daß er das Schießeisen schon in der Hand hielt, aber er konnte sich nicht erinnern, daß er es aus der Hose herausgezogen hatte. Er sah hin und stellte fest, daß der Hahn schon gespannt war, aber er konnte sich auch nicht daran erinnern, daß er ihn gespannt hatte.
    Wenn sie schliefen, würde es leichter sein, sagte er sich.
    Er tat einen Schritt in Richtung Bodenkammer und fühlte, wie sein Entschluß ins Wanken geriet. Zuerst eine Tasse Kaffee, dachte er. Damit die Hand schön ruhig ist. Er steckte die Waffe in den Hosenbund zurück.
    Die Treppenstufen knarrten ein bißchen, als er zur Küche hinuntertapste. Das Haus wirkte still und vor Kälte wie erstarrt; er haßte es, wie die Kälte überall reinkroch.
    Morgens war es besonders furchtbar. Im Süden wachte man auf, um den freundlichen Lärm und die wunderbare Wärme zu

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