Die Rache. Thriller.
furchtbar erregt. Sie ballte die Fäuste und schlug auf das gepolsterte Armaturenbrett, und es hörte sich an wie ein Trommelwirbel.
»Irgendwas schiefgelaufen?« fragte Ramon besorgt.
»Nein«, sagte sie. »Es ist nur so ’n tolles Gefühl, ich muß irgendwas tun.«
Ramon schien sich zu entspannen.
»Gut, gut«, sagte er. »Erzähl mir, wie es war.«
»Später, wenn wir zu Hause sind«, sagte sie. »Ich erzähl’s euch dann, beiden, dir und Bill.«
»Okay«, sagte er, immer noch nervös. »Er kommt mit dem Zaster rüber? Was?«
»Er zahlt. Keine Angst.«
Ramon lächelte.
»Okay«, sagte er. Er schaltete die Zündung ein.
»Warte«, sagte sie.
»Wollen wir jetzt hier nicht weg?«
»Nein«, sagte sie. »Da ist noch was.«
»Ich versteh’ nicht«, sagte er. Aber sie schwieg und sah aus dem Fenster des Wagens.
»Dauert bestimmt nur noch ein oder höchstens zwei Minuten.«
Sie beobachtete die Vorderseite der Bank. Komm, Duncan, dachte sie. Ich möchte dein Gesicht sehen.
Während sie die Front der Bank anstarrte, begannen die Lichter im Inneren zu erlöschen. Ein Moment verging, dann öffnete sich die Eingangstür. Sie sah über die Straße hinweg und erblickte Duncan.
»Na also«, lachte sie. »Wenigstens hat er keinen Herzanfall gekriegt.«
Olivia sah, wie er die Schlüssel für die Bank auf die Erde fallen ließ. Sie sah, wie er sich bückte und noch einmal anfing, die Türen abzuschließen. Sein Regenmantel hing schief an seinem Rücken, seine Hände bewegten sich in rasender Eile. Sein Aktenkoffer war offen und voll von Papieren. Sie sah, mit welch panischer Eile er seine Handlungen verrichtete. Sie stellte fest, daß er zwei Sorten Schlüssel benutzte, und dann schloß er einen elektrischen Kontrollkasten neben der Eingangstür auf. Sie sah ihn eine Reihe von Zahlen auf etwas drücken, das sie für ein Schaltbrett hielt. Sie wunderte sich, wie ruhig seine Hand war.
»Also, ich glaube, ich …«, sagte sie laut. »Der Bastard weiß, wie man die Sicherungsanlage aktiviert.« Sie sah zu, wie Duncan die Vorderfront der Bank verließ und halb stolpernd zu einem kleinen Parkplatz rannte.
Ramon grinste sie nervös an.
»Wollen wir jetzt los?« fragte er.
»Geduld, Ramon, Geduld. Wir erfahren hier was.«
Sie sah Duncans Wagen aus der Einfahrt herauskommen und beschleunigen, als er an dem Parkplatz vorbeifuhr, auf dem sie standen.
»Okay, Ramon, jetzt ganz schnell hinter dem Bastard und seinem hübschen neuen BMW her.«
»Warum?«
»Tu’s einfach!«
Ramon fuhr los, bog um die Ecke auf die Straße und hatte Duncans Wagen bald erreicht.
»Angenommen, er knallt dich ab …«
»Wie soll er das denn schaffen? Der blöde Hund ist doch froh, wenn er es ohne einen Unfall bis nach Haus schafft.
Aber wenn es dich glücklich macht, gib ihm einen kleinen Vorsprung und achte nur darauf, daß du ihn im Auge behältst.«
»Alles klar.«
Ramon nahm den Fuß einen Augenblick lang vom Gaspedal, bis sich der Abstand zwischen ihnen vergrößert hatte, und beschleunigte dann wieder.
»Warum machen wir das? Wir wissen, wo er wohnt. Wir waren doch schon da.«
»Stimmt. Ich möchte nur sicher sein, daß er wirklich nach Hause fährt und nicht zum FBI.«
»Ach, ich verstehe. Nur zur Sicherheit.«
»So ist es.« Mit der Erklärung konnte Ramon etwas anfangen. Er fuhr mehrere Minuten lang mit größerer Anteilnahme hinter dem BMW her. Sie gelangten rasch aus der Stadtmitte in von Bäumen gesäumte, stille Vorortstraßen. Olivia behielt Duncans Scheinwerfer im Auge.
»Er biegt jetzt in die East Street ab.«
»Noch ein halber Block. Gib ihm eine Minute Vorsprung, und dann fahren wir ganz langsam und gemütlich vorbei.«
Sie drehte sich um, als sie an dem Haus vorbeikamen, und sah Megan und Duncan im Eingang stehen, wie erstarrt von dem Ereignis, das sie über sie gebracht hatte.
»All right«, sagte sie mit größter Befriedigung. »Jetzt lassen wir ihnen noch einmal viel Zeit, damit sie in Ruhe über alles nachdenken können. Damit die Sorgen und die Angst sich langsam steigern, bis es in ihnen kocht.«
Ramon nickte und griente. »Zurück nach Haus?«
»Erst muß ich mir den Wagen von dem Richter holen und irgendwo in den Wald fahren. Dann kümmern wir uns um unsere Gäste.«
Sie dachte: Es ist, als ob man sich etwas zu essen kocht.
Jetzt lassen wir es eine Zeitlang schmoren, bevor wir die Hitze voll andrehen.
Megan und Duncan taumelten in das Wohnzimmer ihres Hauses und setzten sich einander
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