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Die Rache. Thriller.

Die Rache. Thriller.

Titel: Die Rache. Thriller. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Katzenbach
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gegenüber, überwältigt von der Flut der Fragen und unfähig, etwas zu sagen. Nach dem ersten Schock und dem Tränenschwall, der auf Duncans Heimkehr folgte, waren die beiden nun wie gelähmt und am Rand der Panik.
    Megan versuchte sich zu beherrschen, wußte nicht mehr genau, ob eine Stunde oder erst eine Viertelminute vergangen war. Es kam ihr vor, als hätte die Zeit sich ihrem Zugriff entzogen und wirbelte nun außer Kontrolle um sie herum. Sie versuchte ihre Gedanken auf ein paar einfache Dinge zu konzentrieren: Es ist Dienstag. Wir sind zu Haus. Es ist Zeit zum Abendessen.
    Aber die Anstrengung war zu groß, sie schaffte es nicht.
    Ich muß mich auf etwas konzentrieren, redete sie sich zu.
    Sie blickte im Raum herum und sah all die bekannten Gegenstände, suchte sich einige aus und zwang sich, daran zu denken, wie sie sie erworben hatte: Die antike Kommode dort hatte sie in einem Laden in Hadley erstanden und mühevoll selbst restauriert; die Keramikschalen stammten aus der Töpferei in Mystic; das Aquarell mit den Schiffen im Hafen war von einer Freundin, die wieder zu malen angefangen hatte, nachdem die Kinder aus dem Haus waren. Jeder dieser Gegenstände war mit ihrem Leben erfüllt, erinnerte sie daran, wer sie an jenem Tag gewesen war, wer sie am folgenden werden sollte.
    Trotzdem zerfloß alles vor ihren Augen. Sie fand keinen Trost in den Sachen, sie war gar nicht da, irgendwo anders hin hatte es sie geschleudert. So muß es sein, wenn man tot ist, dachte sie.
    »Ich versteh’ nichts«, sagte sie schließlich.
    »Was verstehst du nicht?« schnauzte er sie an.
    »Also: Ich weiß auch nur folgendes: Kurz nach fünf, ein paar Minuten nach deinem Anruf, klingelt das Telefon und Olivia Barrow ist dran. Sie sagt, sie hat die beiden Tommys vom Schulhof abgeholt und in ihrer Gewalt. Sie sagt, wir müssen Geld zahlen, wenn wir sie wiederhaben wollen.«
    »Aber ich dachte, sie wäre im Gefängnis …«
    »Offenbar ist sie das aber nicht!«
    »Bitte, laß deinen Spott!«
    »Ich verstehe nicht, wieso es nicht scheißegal ist, wie sie hergekommen ist! Sie ist hier! Nur das zählt!«
    Megan sprang auf und rannte durchs Zimmer, von ihrer Angst getrieben, wußte sie nicht mehr, was sie tat. »Du hast das gemacht! Du warst das! Meinen Tommy! Meinen Dad! Es ist alles deine Schuld! Das waren deine blöden Freunde! Ich wollte ja nichts mit ihnen zu tun haben!
    Revolution spielen! Wie konntest du?! Du Hund!« Sie schlug auf Duncan ein, der überrascht zurückwich. Ihr erster Hieb traf ins Leere, den zweiten fing er ab. Sie warf sich auf ihn und drosch mit beiden Armen wild auf ihn ein und stöhnte. Er hielt sie fest, und schließlich brach ihr Widerstand in seinen Armen zusammen. Er legte die Arme um sie, und zusammen wiegten sie sich hin und her.
    Nachdem sie eine Zeitlang geschwiegen hatten und nur das Knarren des Sessels von ihren Schaukelbewegungen und ihr leises Schluchzen zu hören gewesen waren, brachte sie schließlich die Worte heraus: »Es tut mir leid.
    Ich konnte einfach nichts dagegen tun. Ach, Duncan.«
    »Ist schon gut«, flüsterte er. »Ich verstehe dich ja.«
    Er machte eine Pause. »Damals waren wir anders«, sagte er.
    Sie sah durch die Tränen zu ihm auf. »Duncan, bitte, du mußt vernünftig sein. Mein ganzes Leben lang, seit wir uns zum erstenmal getroffen haben, warst du immer der ruhige Punkt, bitte, bleib jetzt so. Sonst weiß ich nicht, wie wir das durchstehen sollen.«
    »Ja«, sagte er. »Ich werde mein Bestes versuchen.«
    Sie waren still. Sie spürte ein Würgen im Hals. »Oh, mein armes Baby«, sagte sie. Sie drückte seine Hand ganz fest, und hunderterlei Gedanken schossen ihr wie wild durch den Kopf. Sie schluckte heftig.
    »Was sollen wir tun?« fragte sie schließlich mit gleichmäßiger, tonloser Stimme.
    »Ich weiß es nicht.«
    Sie nickte, und sie wiegten sich weiter hin und her.
    »Mein Baby«, sagte sie. »Mein Vater.«
    »Megan, hör mir zu. Sie kommen gesund wieder. Er als Richter weiß, wie er sich zu verhalten hat. Er wird aufpassen, daß Tommy nichts geschieht. Ich weiß es.«
    Sie richtete sich auf und sah ihn an.
    »Glaubst du das?«
    »Klar. Der alte Junge hat noch eine Menge auf dem Kasten.«
    Sie lächelte.
    »Das hat er.«
    Megan legte die Hand auf Duncans Wange. »Sogar wenn es nicht stimmt, der Gedanke tut jedenfalls gut.«
    »Worauf es ankommt, ist, daß wir nicht in Panik geraten.«
    »Aber wie sollen wir das verhindern, Megan?«
    »Ich wollte, ich wüßte

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