Die Rache. Thriller.
das.«
Sie fing wieder an zu weinen, hörte jedoch augenblicklich auf, als eine andere Stimme sie rief: »Mom? Dad? Was ist los?« Es war Karen, sie stand in der Türöffnung.
Hinter ihr steckte Lauren den Kopf herein.
»Wir haben gehört, wie du geweint hast, und dann habt ihr euch gestritten. Wo ist Tommy? Wo ist Großvater? Ist irgend etwas passiert? Geht es ihnen gut?« In beiden Stimmen hörte man die Angst.
»Oh, Gott, Mädchen«, sagte Megan.
Duncan sah die Mädchen bleich werden. Einen Augenblick lang konnte er nicht sprechen, als er den Schreck über ihre Gesichter huschen sah.
»Sind sie verletzt?« fragte Karen, und ihre Stimme erhob sich, als ob sie plötzlich begriff, daß sie etwas verloren hatten.
»Wo sind sie? Was ist los?« fragte Lauren wieder.
»Mom? Dad?« Beide Mädchen fingen vor Verwirrung und Angst zu weinen an.
Duncan holte tief Luft.
»Kommt her, Mädchen, setzt euch. Es geht beiden gut, soweit wir wissen …«
Er sah die beiden ins Zimmer treten, ihre Bewegungen waren wie immer gleichmäßig, als ob sie unsichtbar miteinander verbunden wären. Er sah ihr Entsetzen, etwas Unverständliches hatte sie getroffen. Sie nahmen auf einem Sofa gegenüber ihren Eltern Platz.
»Nein, kommt näher«, sagte er.
Die Zwillinge setzten sich auf den Boden, nahe den Füßen ihrer Eltern. Sie weinten beide leise vor sich hin, wußten noch nicht, weshalb, ahnten nur, daß etwas das Gleichgewicht der Familie gestört hatte.
Duncan packte den Stier bei den Hörnern:
»Tommy und Großvater sind entführt worden«, sagte er.
Die Gesichter der beiden Mädchen wurden rot, ihre Augen weiteten sich.
»Entführt! Wer?«
»Wie?«
Er wußte nicht, wie er darauf antworten sollte. Das Schweigen breitete sich im Zimmer aus. Er sah, daß etwas anderes als Traurigkeit ihre Tränen ersetzt hatte. Es war auch keine Angst. Er konnte sich nicht vorstellen, was in ihren Köpfen vor sich ging, und das machte ihm Sorgen.
Er hob die Hand. »Ihr müßt einfach ein bißchen abwarten und Geduld haben.«
Er fühlte Megans Hand auf dem Knie, drehte sich um und sah einen anderen Ausdruck als zuvor auf ihrem Gesicht.
»Wir müssen es ihnen erzählen«, sagte Duncan. »Sie gehören mit dazu. Wir sind immer noch eine Familie, und wir stecken alle genauso drin. Sie müssen irgendwann die Wahrheit erfahren.«
»Was ist die Wahrheit? Wieviel Wahrheit?«
Er schüttelte den Kopf. »Ich weiß nicht.«
»Duncan, sie sind noch Kinder!« Sie streckte die Arme nach den beiden aus, drückte sie an sich. Die Zwillinge machten sich frei.
»Sind wir nicht! Wir müssen es wissen!«
»Genau! Komm, Mama!«
Duncan schwieg einen Augenblick. »Megan, da ist mir gerade noch etwas eingefallen: Woher wissen wir, daß sie nicht auch in Gefahr sind?«
Megan brach in ihrem Sessel zusammen, als ob sie etwas erschlagen hätte.
»Oh, nein, glaubst du wirklich?«
»Ich weiß es nicht. Wir wissen gar nichts.«
Megan nickte. Sie schluckte schwer und zwang sich dazu, gerade zu sitzen.
»Mädchen, ich möchte, daß ihr in die Küche geht und Kaffee kocht. Wenn ihr Hunger habt, nehmt euch etwas zu essen. Laßt euern Vater und mich ein paar Minuten allein, während wir das ein bißchen durchsprechen, dann könnt ihr wiederkommen, und wir erzählen euch alles«, sagte Megan mit ihrer Mutter-weiß-es-am-besten-Stimme, die sie immer benutzte, wenn sie ein uferloses Gespräch beenden mußte.
»Aber Mom!«
»Los!« befahl sie.
Duncan sah, daß Karen ihre Schwester am Ärmel zog.
Sie wandten sich ihm zu, und er nickte. Sie machten mürrische, enttäuschte Gesichter, aber sie standen auf und gingen in die Küche, ohne sich weiter zu beklagen.
Duncan wandte sich Megan zu. »So«, sagte er. »Was wollen wir ihnen erzählen?« Seine Stimme wurde immer schneller. »Fangen wir damit an, ihnen zu sagen, daß ihr Dad ein Verbrecher ist? Daß ihn die Polizei draußen in Lodi, Kalifornien, immer noch liebend gern einlochen würde, obwohl es schon achtzehn Jahre her ist? Oder sagen wir ihnen besser erst mal, daß er ein Feigling ist, der seine Genossen im Stich gelassen hat, damit sie auf der Straße krepierten, während er den Schwanz einklemmte und weglief? Und was ist damit, daß sie vor der Ehe gezeugt sind? Ich bin sicher, daß sie das total durcheinanderbringen wird. Wie erklären wir ihnen, daß das Leben, das wir gelebt haben, eine einzige Lüge ist, eine Tarnung für etwas, das inzwischen längst Geschichte sein sollte?«
»Das stimmt
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